DÄMONENTRÄNEN
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Wertung: 3 von 5
1Rezension
-Vielleicht ist der tiefere Sinn mancher Monstergeschichten der, daß wir erst durch das Unmenschliche wirklich begreifen, was Menschlichkeit ist.-
Zyklus/Band Die Chroniken der Anderwelten (3)
Autor Peter Lancester
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2005
Verlag Eldur Verlag
ISBN 3-937419-05-5
978-3-937419-05-3
Subgenre High Fantasy/Dark Fantasy
Seitenzahl 388
Probekapitel -
Worum's geht:
Mona wohnt mit Frank zusammen in einer Hamburger Sozialwohnung. Eines Abends wird sie von Unbekannten verschleppt und in ein modriges Verlies in den Pyrenäen gesperrt. Ein dubioser Greis im Rollstuhl stellt ihr seltsame Fragen und Silvana, ein kleines Mädchen, erzählt ihr, daß sie in Wirklichkeit gar kein Mensch ist, sondern ein Monster.
Mona will davon nichts wissen. Sie hat mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und die Erinnerungen daran verdrängt. Eine erzwungene Hypnosesitzung ändert dies.
Nach und nach erinnert Mona sich daran, wer sie wirklich ist, bricht aus und flieht in die Berge. Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen säumen ihren Weg, doch ihre Verfolger bleiben ihr auf den Fersen, denn sie besitzt etwas, das für ihre Entführer weitaus wertvoller ist als ein paar Menschenleben. (Klappentext)
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Die merkwürdigen Ereignisse auf Burg Grauenfels in deren Folge Eva, Otto und Friedrich in die geheimnisvolle Welt tief unter ihrer Burg hinabsteigen, und dort haarsträubende Abenteuer erleben, ruhen im dritten Teil der Chroniken der Anderwelten erst einmal. Dämonentränen wendet sich einer neuen Hauptfigur zu:
In diesem Buch wird die Geschichte von Mona, dem Flugteufel, die zu einem Menschen wurde, erzählt. Sie versucht, nachdem sie unter unglücklichen Umständen in unsere Welt geraten und zunächst einmal in einer Irrenanstalt eingesperrt worden ist, Fuß zu fassen und ein normales Leben an der Seite des liebenswürdigen und ein wenig naiven Frank zu führen. Dies scheint zunächst auch zu gelingen, doch dann wird sie von einer Organisation, die im Auftrag eines dubiosen Greises im Rollstuhl operiert, in die Pyrenäen verschleppt. Eine erzwungene Hypnosesitzung bringt Monas verschüttete Erinnerungen und ihre unrühmliche Vergangenheit wieder ans Tageslicht…
Eine "erzwungene" Hypnose gehört allerdings ins Reich der Märchen und ist aus diesem Grund ein konstruierter Plot, um die Ereignisse, die auf diese "Hypnose" folgen, in Gang zu bringen. Es ist schlicht nicht möglich, jemanden gegen seinen Willen zu hypnotisieren… aber das nur am Rande. Nach und nach erinnert sich Mona wieder daran, wer sie wirklich ist, und das hat - vor allem für ihre Entführer - schlimme Folgen…
Die Geschichte von Mona, deren Schauplätze sich hauptsächlich in unserer Welt befinden, wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die wie Zahnräder ineinander greifen, was dem unbedarften Leser allerdings erst sehr viel später richtig deutlich wird:
Der Aufbau ist, genau wie in Das blaue Portal und Unterm Doppelmond, einem Tagebuch ähnlich und erstreckt sich über den Zeitraum von der Mitte der sechziger bis hinein in die späten achtziger Jahre.
Zu Beginn hat man einige Mühe, die einzelnen Puzzelteile, die aus den verschiedenen Erlebnissen der einzelnen Protagonisten bestehen, richtig zusammenzusetzen: Die Sequenzen, die beispielsweise im Sommer 1963 spielen, sind weit zwischen den Seiten verstreut und schildern Monas Ankunft in unserer Welt und ihren unerfreulichen Aufenthalt im Krankenhaus bzw. später der Irrenanstalt. Das Jahr 1978 berichtet über Franks Schicksal und die Jahre 1984/85 bergen die Ereignisse, wie Mona und Frank zusammenfinden… Parallel dazu werden - auf der zweiten Handlungsebene - die Geschehnisse rund um Monas Entführung und Flucht geschildert, die im Frühjahr/Sommer 1987 stattfinden…
Ist man während der Lektüre von Dämonentränen unkonzentriert, kann man sehr schnell den Faden verlieren, denn Zeitsprünge von mehreren Jahren, sowohl vorwärts als auch rückwärts sind die Regel: da wird in Kapitel 9 auf Seite 58 eine kurze Episode vom 15. März 1987 geschildert und in Kapitel 10 ab Seite 59 geht es mit dem 2. Januar 1978 weiter. Kapitel 25 beginnt mit dem Tagesdatum 20. August 1963 und Kapitel 26 ist dann mit dem 17. März 1987 überschrieben. Beispiele wie diese ließen sich beliebig fortführen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Lancester dem Leser keine Pausen gönnt: Der Roman wirkt mit Ereignissen (oftmals der bizarren Art) überfrachtet und ist voll gestopft mit Brutalität. Viele Menschen werden in diesem Buch grausam verstümmelt oder getötet. Darüber hinaus erfährt man auch von der sehr ausgeprägten und morbiden Sexualität der Flugteufel, die für den menschlichen Beteiligten meistens mit sehr schweren Verletzungen bzw. (in der Regel) mit seinem grausamen Tod endet. Man liest von wahren Blutbädern, was diesen dritten Band sehr nahe an die Splatter-Ecke des Horrorgenres rückt. Die Ereignisse überschlagen sich oftmals und das Ergebnis endet meistens in der Katastrophe.
Der erzählerische Teil des Romans ist durchaus angenehm zu lesen, da er sich auf die nötigen Aussagen beschränkt und auf überflüssige Füllworte verzichtet.
Der Autor setzt in seiner Erzählung als Stilmittel dieses Mal auch verschiedene Mundarten ein, die dem Roman eine besondere Lebendigkeit und Lebensnähe verleihen, was auch für die sonstige sprachliche Gestaltung der wörtlichen Rede in Dämonentränen gilt: Auf Grund der Milieus, in welchen sich die Geschichte bewegt, ist sie von eher niedrigem Niveau und mit deftigen Kraftausdrücken durchsetzt.
Mit der Beschreibung der seelisch-geistigen Eigenschaften der neu eingeführten Figuren hat sich der Autor wieder einmal sehr viel Mühe gegeben: Mona, Frank und noch einige andere sind detailliert herausgearbeitet, so daß man eine sehr genaue Vorstellung von ihnen hat:
In die Figur der Mona kann man sich beispielsweise gut hineinleben und obwohl sie wahrlich kein Mitgefühl oder gar Mitleid verdient, ertappt man sich ab und zu schon einmal bei einem Anflug eines solchen Gefühls für sie. Frank wird als unattraktiver, untersetzter Mann, halbblind und mit dicken Brillengläsern geschildert. Er ist nicht besonders helle, dafür aber gutmutig und liebenswert. Für Frank scheinen Frauen irgendwie "Wesen von einem anderen Stern" zu sein, mit denen er sich nie beschäftigt, geschweige denn interessiert hat. Er versucht, alles richtig und es jedem recht zu machen und stolpert fromm und ziemlich naiv durch sein Leben. Er gerät bald in einen Gewissenskonflikt zwischen Pflichtbewußtsein und Menschlichkeit… Andere wie z.B. das kleine Mädchen Silvana oder den Greis im Rollstuhl hat er wieder nur angelegt bzw. grob vorskizziert, doch es ist schon abzusehen, daß diese Figuren noch eine wichtige Rolle zu spielen haben werden.

Leider ist ihm allerdings in diesem Zyklusabschnitt ein Fauxpas unterlaufen, denn auf Seite 186 liest man folgendes:
"Im Geäst über ihnen geriet etwas in Bewegung, und ein massiger Körper fiel herunter. Hans wich einige Schritte zurück, Miguel leuchtete mit einer kleinen Stabtaschenlampe auf das Objekt am Boden.
Es war Werner. Obwohl er auf dem Rücken lag, war sein Gesicht nicht zu erkennen, denn sein Kopf war um 180 Grad verdreht worden…"

Ein Mensch, der eine solche Verletzung aufweißt, ist in der Regel zweifelsohne tot. Bei Eulen sind solche Kopfbewegungen im natürlichen Bewegungsrepertoire enthalten, aber kein menschliches Genick übersteht eine solche Drehung unbeschadet.
Auf Seite 188 trifft der erstaunte Leser dann auf diese Stelle: "Sie sollten ihm nicht hinterherkommen! Werner bemerkte nicht den Schatten, der hinter ihm auftauchte. Erst als sich ein Arm um seinen Brustkorb legte und eine Hand auf seinen Mund. Doch da war es schon zu spät…"
Ein Flüchtigkeitsfehler lässt einen Toten scheinbar wieder auferstehen… Es handelt sich tatsächlich um einen Flüchtigkeitsfehler, denn im Lauf der nächsten Sätze wird deutlich, dass an dieser Stelle nicht Werner, sondern Hans gemeint ist…
Trotz diesem Patzer und der nicht möglichen "erzwungenen Hypnose" liest man mit Dämonentränen ein Buch, bei dem garantiert keine Langeweile aufkommt. Nahezu jede Seite wartet mit beinharter Action - die nichts für Zartbesaitete ist - auf.
Die Liebhaber des Horrorgenres werden mit den Chroniken der Anderwelten bestimmt nicht enttäuscht werden…
(rezensiert von: Katerchen)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Das schwarze Haus

Fazit: Auf der Rückseite des Buches heißt es: Der dritte Teil des Anderwelten-Epos ist düster, blutig und erotisch, und von allem reichlich.
Tja - das trifft die Sache und mehr kann ich dem auch nicht hinzufügen…


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