DIE NEBEL VON AVALON
zur Übersicht über den ganzen Zyklus
HIER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: ø 3.25 von 5
2 Rezensionen
-Zu meiner Zeit hat man mir viele Namen gegeben: Schwester, Geliebte, Priesterin; weise Frau und Königin. Jetzt bin ich wirklich eine weise Frau geworden...-
Prolog / Morgaine erzählt…
Zyklus/Band Avalon (3)
Autor Marion Zimmer Bradley
Original The Mists of Avalon
Erscheinungsjahr 1979, dt. 1983
Verlag Fischer
ISBN 3-596-28222-5
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 1116
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Artus-Sage, erzählt aus der Sicht von Morgaine, Tochter von Igraine und Herzog Gorlois, Schwester von König Artus und Nichte der Hohepriesterin Viviane, der "Herrin vom See". Eine ergreifende Version der Sage um Excalibur und den Heiligen Gral.

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Wer kennt sie nicht, die Sage um König Artus und seinem legendären Schwert aus dem Stein. Oft geschrieben, öfter verfilmt. Mal gut, mal…weniger gut. Hier ist das, in meinen Augen, einzige Werk mit Tiefgang. Morgaine, die magisch begabte Schwester von König Artus, wird hier einmal nicht als böse Zauberin dargestellt, sondern durchwandert das wortreiche Werk als verständige, missverstandene Person, welche im Gesamten eigentlich nur ein Werkzeug der Mächte ist, die den Weg der Geschichte beeinflussen wollen. Von Kindheit an begleitet der Leser Morgaine durch alle Höhen und Tiefen ihres Daseins, ohne dass die Artus-Sage jemals zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird. Die Autorin hat exzellent recherchiert und baut historische Gegebenheiten verspielt in ihr Werk ein. Für so manchen Leser könnte sich nach dieser Lektüre eine "Glaubensfrage" stellen.
Ohne Frage, eines der ganz großen Bücher…., ich habe mir geschworen kein weiteres Buch über Artus zu lesen. Nach diesem Roman gibt es keine Steigerung mehr…
(rezensiert von: dreamevilll)

mehr Rezensionen lesen:
1 vorhanden

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Mondfeuer

Fazit: Ein Buch für alle, die ihren Gefühlen beim Lesen freien Lauf lassen, weniger geeignet für Liebhaber martialischem Schlachtentums.



weitere Rezensionen:

Die Nebel von Avalon:
Worum's geht:
Seit uralter Zeit lenken die Priesterinnen der Großen Göttin von der Insel Avalon, die ihr Wissen aus dem sagenumwobenen Reich Atlantis erhalten haben, im Verborgenen die Geschicke Britanniens. Doch Christentum und Römerherrschaft haben ihren Einfluss schwinden lassen, und Avalon versinkt immer tiefer in den Nebeln, die die Priesterinnen einst selbst gerufen haben, um ihre Insel vor den Scharen der Eroberer, die immer wieder in Britannien einfallen, zu schützen. Nun planen die Hohepriesterin Viviane und der oberste Druide Taliesin die Inthronisierung eines neuen Königs, der in die Mysterien Avalons eingeweiht werden und sich dem christlich-römischen Weltbild entgegenstellen soll. Unter dem Namen Artus wird er in die Geschichte eingehen. Doch Liebe, Verrat und der Lauf der Geschichte bewirken, das alles anders kommt.

Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):

Ich trage mich schon seit längerem mit der Idee, das ungeliebte Stiefkind der Fantasy, den Bestseller auf dem Mainstream-Markt, zu rezensieren. Dies sei vorausgeschickt: Als ich Die Nebel von Avalon zum ersten Mal las, war ich noch ziemlich jung. Ich hungerte nach ritterlichen Kämpfen, mächtigen Burgen, Drachen und epischen Schlachten - statt dessen ging es in dem dicken Wälzer um Sex und Esoterik. Selten so schwer enttäuscht gewesen. Artus und die Ritter der Tafelrunde zählten zu meinen absoluten Lieblingshelden, doch hier fanden Schlachten allenfalls als beiläufige Erwähnung statt. Das war einfach zu wenig. Später, als ich das Buch nochmals las, war ich jedoch eigentümlich berührt von den pastoralen Welten und dem "keltischen" Flair. (Auch der Sex störte mich nicht mehr.) Kurz darauf las ich The Once and Future King und The Chronicles of Prydain und wusste, dass es in diesem Bereich (auf Versatzstücken keltischer Mythen beruhende Romane) einfach unvergleichlich viel besseres gibt. Ich entdeckte, dass gute Fantasy jenseits des verehrten Tolkien existiert. Zimmer Bradleys Bestseller war augenblicklich vergessen.
Dennoch, man kommt schwer um Die Nebel von Avalon herum. Neben Lord of the Rings gilt er Uneingeweihten als der Fantasyklassiker, von den Verkaufserfolgen gar nicht zu reden. Natürlich kamen noch ein paar weitere Romane hinzu, so dass schließlich ein ganzer Avalon-Zyklus entstand. Drei Bände schrieb Zimmer Bradley selbst - neben dem initialen Bestseller noch Die Wälder von Albion (The Forest House) und Die Herrin von Avalon (Lady of Avalon) -, und mittlerweile ist der zweite Pastiche-Roman aus der Feder von Diana L. Paxson erschienen. Man könnte sagen, der Erfolg gibt dem Zyklus recht. Ich halte es deshalb an der Zeit zu einer objektiven Auseinandersetzung, oder jedenfalls den Versuch einer solchen. Der Leser urteile selbst...

Zunächst muss man ganz klar konstatieren, dass Zimmer Bradley schreiben konnte. Die Charaktere sind stimmig, ihre Entwicklungen nachvollziehbar, der Stil ist flüssig, wenn auch etwas kitschig. Insofern hat Die Nebel von Avalon (fast) alles, was ein Roman braucht. Dass Zimmer Bradley in diesem Sinne eine gute Autorin ist, merkt man nicht nur an ihrem unvergesslichen Darkover-Zyklus. Zudem ist mit der Artussage ein Rahmen vorgegeben, der mit einer packenden Handlung und spannungsreichen Konstellationen aufwartet. Auch verfügte Zimmer Bradley über Imaginationskraft. Dies ist keiner dieser blutleeren, hölzernen Fantasyromane, in denen ständig von Burgen, Schwertern, tiefen Wäldern und lebhaften Märkten getönt wird, jene aber partout nicht vor dem inneren Auge Gestalt annehmen wollen, weil ebenso von austauschbaren Einfamilienhäusern, Kochlöffeln, Gemüsegärten und Discountläden die Rede sein könnte. (Ein altes Problem, da in unserem bequemen Teil der Welt lebende Fantasyautoren archaische, wilde Orte beschreiben wollen, solche aber nie mit eigenem Auge gesehen haben.) Nein, hier kann man sich wirklich vorstellen, wie es ist, in zugigen, kalten Räumen zu leben und durch endlose Wälder und auf schlammigen Straßen zu reisen.
Ein anderer Aspekt der Imaginationskraft kommt allerdings viel zu kurz. Die Nebel von Avalon wird von Lesern oft für einen historischen Roman gehalten, also für bare Münze genommen. Auch stolpert man (z.B. in Internetforen) gelegentlich über Esoteriker, die den Roman allen Ernstes für ein Abbild authentischer keltischer Religiosität halten, obwohl der Neopaganismus von Avalon mit keltischem Götter- und Opferglauben in etwa so viel Ähnlichkeit hat wie ein Moped mit einem Brontosaurier. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Hintergrund des Romans ist ganz und gar unhistorisch. Zimmer Bradley erwähnt eingangs den Abzug der Römer und fährt munter mit Burgen, Turnieren, Rittern und Klöstern fort. Man landet quasi von der Spätantike direkt in der höfischen Gesellschaft des Hochmittelalters. Der wirkliche Artus lebte jedoch im Dunklen Zeitalter, als ein zweistöckiges Haus die bestaunte Unterkunft eines Königs (oder besser Stammeshäuptlings) war und man sich eine mittelalterliche Burg nicht mal vorstellen konnte, geschweige denn ein Turnier oder einen Ritter in glänzender Rüstung. Zudem ist in meinen Augen das eigentliche Thema des Romans, die vergeistigte Auseinandersetzung zwischen dem als sanft und erdverbunden dargestellten Kult der Großen Göttin und dem als brutal und intolerant beschriebenen Christentum (die Heiden sind hier immer gebildet, naturverbunden und ganzheitlich, die Christen dagegen stets ignorant, fanatisch und frauenfeindlich), vor dem Hintergrund der Artussage einfach fehl am Platze. Die ganze Thematik ist der Größe des untrennbar mit der Idee des Rittertums verbundenen Sagenstoffs einfach unangemessen. Es ist beinahe überflüssig, zu erwähnen, dass eine solche Auseinandersetzung zu Artus' Zeit (im 5.-6. Jahrhundert n. Chr.) nicht stattgefunden hat. Im Dunklen Zeitalter war der überwiegende Teil Britanniens längst christianisiert, und gerade das Heidentum der keltischen und germanischen Völker ließ sich vom Christentum erstaunlich gut absorbieren. Historiker vermuten sogar, dass Artus gerade deswegen zum mythischen Helden wurde, weil er Britannien als christlicher Feldherr gegen die heidnischen Angelsachsen verteidigte!
Bei all den Intrigen, die Zimmer Bradley in ihrem Roman beschreibt, kann einem allerdings der Gedanke kommen, dass sie selbst durchaus ahnte, worum es bei den Kämpfen zwischen christlichen und heidnischen Völkern wirklich ging: um Macht und Politik (wie immer), nicht um die Vorherrschaft eines bestimmten Weltbilds. Jedenfalls wirkt der Kampf zwischen den Priesterinnen der Göttin und den Christen vor dem Hintergrund der Artussage ziemlich austauschbar und nicht eigentlich mit ihr verbunden. Das sieht man schon daran, dass Zimmer Bradley einen weiteren Roman (Firebrand bzw. Die Feuer von Troia) mit ganz ähnlicher Thematik, aber vor einem völlig anderen mythologischen Hintergrund, dem alten Troja, schrieb. Als Weltenschöpferin hat die Autorin hier versagt, dass kann man ganz klar feststellen.
Es ist aufschlussreich, mal einen Blick auf mögliche Quellen, die Zimmer Bradley inspiriert haben könnten, zu werfen. Von Neopaganismus und Esoterik war ja schon genügend die Rede. (Die Autorin dankt im Nachwort verschiedenen einschlägigen Zirkeln und Gruppen.) Bedenklicherweise sind aber gerade Teile dieser Szenen mit völkisch-neurechten Kreisen aufs engste verflochten: Heutige Blut-und-Boden-Ideologen bedienen sich des verschwommenen Weltbilds der neuheidnischen Träumer, um die gleichen alten anrüchig-braunen Ideen im neuen - oder auch gar nicht so neuen - Gewand zu verbreiten. Sehen wir uns den mythologischen bzw. historisch-fiktiven Hintergrund des Romans einmal an. Da haben wir eine kleinwüchsige, dunkelhäutige Rasse mit matriarchalischem Gesellschaftssystem, die Verehrer der Großen Göttin und Ureinwohner Britanniens. Und da haben wir eine hochgewachsene, hellhäutige Rasse, die als aggressive, nach dem patriarchalischen Prinzip lebende Eroberer in das friedliche, urtümliche Idyll der Einheimischen eindringen: die Römer und Kelten. Eher zufällig ging mir die fatale Übereinstimmung dieser Geschichtskonstruktion mit dem pseudowissenschaftlichen Werk auf, dass die Grundlage für die Rassenideologie der Nationalsozialisten bildete, Hans F. K. Günthers Rassenkunde des deutschen Volkes. Die Übereinstimmungen sind exakt, von den Siedlungsräumen der beiden Rassen (von Günther als westisch bzw. nordisch bezeichnet) bis hin zum jeweiligen Gesellschaftssystem und den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen "westischen" Ureinwohnern und "nordischen" Eroberern. Nachdem der rassistische Einfluss der Nazi-Denker in der Anthropologie noch lange nachhing, lehnen heute seriöse Anthropologen nicht nur Günthers Machwerk, sondern den Begriff der Menschenrasse allgemein als ideologisch vorbelastet und wissenschaftlich unbrauchbar ab.
Bedenklich ist auch, dass der Buchmarkt bekanntermaßen von Machwerken über das versunkene Inselreich Atlantis nur so wimmelt, deren Autoren allesamt für sich beanspruchen, das wahre Atlantis lokalisiert zu haben (die Vorschläge reichen von Cornwall bis Helgoland), und dennoch nur ein Ziel verfolgen: die alte Propaganda von der Überlegenheit der weißen Zivilisation wieder glaubhaft zu machen, indem die Existenz einer nordwesteuropäischen Hochkultur in der Bronzezeit postuliert wird. Das völlige Fehlen archäologischer Beweise stört da nicht weiter; solches lässt sich von den Laien, die die Leserschaft der einschlägigen Publikationen größtenteils stellen, sowieso nicht nachprüfen.
Ich möchte Marion Zimmer Bradley keineswegs rechtsextreme oder geschichtsrevisionistische Tendenzen unterstellen. Ich halte Die Nebel von Avalon lediglich für eine besonders augenfällige Illustration der Tatsache, dass faschistoides und rassistisches Gedankengut noch immer einen unheilvollen Einfluss ausübt - oftmals gerade dort, wo man es nicht auf den ersten Blick vermutet. Es ist durchaus vorstellbar, dass Versatzstücke aus Machwerken Günthers (dessen Rassismus einfach nur widerwärtig ist; anders lässt es sich nicht beschreiben) und anderer geistiger Brandstifter durch die Publikationen an sich harmloser Neopaganisten geistern.
Man könnte einwenden, dass Zimmer Bradleys Sympathien, im Gegensatz zu jenen der rechten Recken, eher dem sanften "westischen" Typus gehören, und nicht den kriegerischen "nordischen" Eindringlingen. Doch genügt es ja schon, dass die Autorin sich überhaupt auf den Boden dieses ganzen pseudowissenschaftlichen Geschichts- und Menschenbilds stellt. Ein bloßer Seitenwechsel reicht einfach nicht aus, um wirklichen Abstand davon zu erlangen.
(rezensiert von: Marengo)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Ein eher mediokres Machwerk mit teilweise zweifelhaften Einflüssen. Sollte man vielleicht gelesen haben (und wenn man es nur tut, um zu erfahren, was das Mainstream-Publikum eigentlich unter Fantasy versteht), bei der Lektüre jedoch stets gesunde Skepsis bewahren. Bradley-Fans und andere Leser mögen mir verzeihen, falls ich bei dieser Rezension die nötige Objektivität habe vermissen lassen.

©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum