DIE BRÜCKE DER VÖGEL
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Wertung: ø 5 von 5
3 Rezensionen
-Ich falte die Hände und verneige mich in alle Himmelsrichtungen.
Ich heiße Lu, mein Vorname ist Yu, aber man darf mich nicht mit dem bedeutenden Verfasser von
Das Buch vom Tee verwechseln.-
1. Das Dorf Ku-fu
Zyklus/Band Meister Li (1)
Autor Barry Hughart
Original Bridge of Birds
Erscheinungsjahr 1984, dt. 1986 (neu 2003)
Verlag Piper
ISBN 3-492-26519-7
Subgenre Märchen
Seitenzahl 300
Probekapitel -
Worum's geht:
Im kleinen Dorf Ku-fu versetzt eine unbekannte Seuche die Kinder in einen Dämmerzustand, aus dem sie nicht wieder zu erwecken sind. Nummer Zehn der Ochse, ein junger Mann, wird mit jeder Menge Münzen in der Tasche nach Peking gesandt, um damit die Dienste eines Gelehrten zu bezahlen, der den Kindern helfen soll.
Doch Nummer Zehn der Ochse muß bald feststellen, daß das kleine Vermögen in der großen Stadt kaum einen Wert hat, und gelangt nicht einmal über die Türschwelle eines der Gelehrten. Lediglich in einem verfallenen Haus findet er einen betrunkenen Meister, der bereit ist, ihn zu begleiten. Hinter Meister Li Kao steckt aber mehr als auf den ersten Blick scheint, und er weiß bald, daß die Große Wurzel der Macht gefunden werden muß, um die Kinder zu retten. Dieses seltene Gewächs wird allerdings strengstens bewacht und ist nicht leicht zu erlangen...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Bücher wie dieses sind rar: Humor, Spannung, Emotionen, Abenteuer und eine Portion Weisheit kommen zusammen und lassen einen den Alltag für eine Weile vergessen und ins Alte China eintauchen. Wer für diese zauberhafte Welt aus Göttern und Gelehrten, aus Schwerttänzern und Schießpulver auch nur das geringste Faible hat, wird das Buch kaum mehr aus der Hand legen wollen.
Rasante Abenteuer geben sich die Klinke in die Hand, wenn Meister Li - ein verückter chinesischer Sherlock Holmes mit manchmal ausgesprochen gemeinen Ideen - einen Auftrag annimmt. In einem angenehmen Plauderton, der den Leser mit einbezieht, berichtet Nummer Zehn der Ochse von den haarsträubenden Ereignissen, und auf jeder Seite darf man mindestens einmal lächeln, wenn nicht gar herzhaft lachen. Trotzdem ist das Buch keine reine Komödie, denn Trauer und Tod sind allgegenwärtig, auch wenn man sie mit einem Augenzwinkern als Tatsache des Lebens akzeptiert hat. Auch kriminologisches Miträtseln an der Auflösung der Geschichte ist jederzeit gefragt, und zwischendurch wird hin und wieder eine kleine Weisheit wie auf dem silbernen Tablett serviert.
Daß so ein chinesisches Märchen auch in Romanform funktioniert, liegt an der ausgefeilten Struktur der Handlung. Immer wieder werden Brücken zu früheren Geschehnissen geschlagen und sorgen nicht selten für Überraschungen, und trotz der vielen Einzelabenteuer gerät die Haupthandlung nie aus dem Blickfeld. Die einmaligen Charaktere, die auf den ersten Blick oft wie einfache Archetypen wirken, sich aber immer als vielschichtige Figuren entpuppen, begleitet man ohnehin einfach gerne durch 300 Seiten voll guter Einfälle, ideenreicher Settings und phantasievoller Abenteuer.
Schwer zu erkennen ist allerdings, inwiefern sich "wahre" Versatzstücke aus der Mythologie und Geschichte Chinas in diesem Roman niedergeschlagen haben, und was davon der Phantasie des Autors entwachsen ist. Aber eigentlich muß man das nicht wissen, denn ob Wahrheit oder Erfindung, bietet dieses Buch so viel vertraute Exotik und ist so humorvoll, geheimnisvoll und weise, wie wir es erwarten vom Alten China, das es niemals gegeben hat.
(rezensiert von: mistkaeferl)

zur deutschen Ausgabe: Gelungene, schöne Übersetzung (übersetzt von Manfred Ohl und Hans Sartorius).

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Interesting Times/Echt zauberhaft

Fazit: Ein vergnügliches, spannendes Lese-Abenteuer in der chinesischen Märchenwelt.



weitere Rezensionen:

Die Brücke der Vögel:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Über mistkaeferls Rezension bin ich auf dieses Buch gekommen.
Doch was gibt es als Zweitrezensent noch groß zu sagen?
Nicht viel, die Erstrezensentin hat mit ihrem Bericht schon quasi das gesammte Spektrum des Buches sehr gut wiedergespiegelt. Was mir noch bleibt ist, meine persöhnlichen Leseeindrücke darzulegen und einige Punkte dick zu unterstreichen.
Der Einstieg in die Lektüre gestaltet sich nicht so einfach wie bei anderen Büchern. Es braucht schon seine Zeit, bis man Hugharts Stil verinnerlicht hat. Da wird sich nämlich meist auf das wirklich relevante beschränkt; oftmals wochenlange Reisen einfach ausgelassen. Doch wenn man sich eingelesen hat, ist das Lesevergnügen um so größer. Man liest dieses Buch, wie man sich einen Film anschaut.
Ein Punkt, den ich unbedingt noch hervorheben will, ist der Geschichtsverlauf. Eine derart filigrane aber doch verständliche
Erzählung sucht ihresgleichen in der fantastischen Literatur. Unzählige, winzige Handlungstränge werden geöffnet, verfolgt und nach und nach zu einem schillernden Märchengeflecht verwoben, welches in einem opulenten und romantischen Finale ausläuft. Terry Pratchett und Walter Moers hätten gemeinsam nichts besseres ersinnen können!
Der trockene und bösartige Humor tut sein übriges und macht das Buch herrlich leicht und unbeschwert.
(rezensiert von: Gaspode)


Die Brücke der Vögel:
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die beiden hervorragenden schon bestehenden Rezensionen arbeiten die (vielen) positiven Seiten des Werkes gut heraus, daher soll sich diese (dritte) Rezension eher auf die (wenigen) "negativen" Seiten konzentrieren.
Daß irgendeiner, der bereit ist, sich auf Fantasy einzulassen, viele schwerwiegende Ärgernisse entdeckt, kann ich mir kaum vorstellen. Kritik wird wohl eher Punkte treffen, die "nur" gut und nicht hervorragend sind.
Dazu gehört in erster Linie die Sprache; Hughart schreibt schön, der Stil ist immer angemessen, aber er verzaubert nicht. Für besonders gewöhnungsbedürftig halte ich ihn allerdings nicht.
Hin und wieder ist die Geschichte etwas zu unfokussiert; Hughart holt immer weit aus um etwas zu erklären, manchmal ein wenig zu weit. Dieses führt dazu, daß der Kern der Geschichte in diesen Szenen für meinen Geschmack ein bißchen zu sehr an den Rand gerät.
Es mangelt dem Buch auch an Originalität; nicht daß hier alter Wein in neuen Schläuchen verkauft werden soll, es begegnen einem viele einfallsreiche Varianten - aber eben nur Varianten, das Rad wurde hier nicht erfunden. Das mag aber der Erzählform geschuldet sein, denn Die Brücke der Vögel ist ein Fantasy-Schelmenroman mit Elementen aus Krimi (Das Rätsel um die Ginseng-Wurzel), Romanze (Ochse und Lotuswolke) und Abenteuergeschichte (Kampf mit einer Riesenspinne) und einem Schuß Lügenmärchen (ein Hubschrauber auf Ahornblatt-Prinzip); der Schelmenroman muß mit Bekannten umgehen, er kann nur die Perspektive darauf verschieben. Dieses jedoch gelingt Hughart überaus gut. Die Parodien auf die Weisheiten sind so behutsam, daß man sich fragt, ob es sich um eine Satire auf die Weisheit oder um eine Weisheit mit Selbstironie handelt.
Nur ein Punkt ist mir als ernsthaft unangemessen aufgefallen: Die zwei Protagonisten Meister Li und Lu, bekannt als Nummer Zehn der Ochse, teilen sich die Aufgaben in klassischer Weise auf. So ist der alte Weise Li für die Fragen an den Intellekt und der ungebildete Bauernsohn Lu für die physischen Lösungen zuständig. An einigen Stellen fällt nun Meister Li aus und Nummer Zehn muß sich auf seinen eigenen Geist verlassen. Es zeigt sich, daß er nicht nur gewitzt ist, sondern sogar Lis Witz ebenbürtig ist - an diesen Stellen scheint mir die Charakterbeschreibung des Ochsens inkonsequent zu sein.
Kurzum: Ein durch-und-durch gutes Buch, erfrischend und komisch, häufig sogar hervorragend. Hätte die Sprache mehr Zauber, wäre es perfekt.
(rezensiert von: Theophagos)


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