BRIDGE OF BIRDS
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Wertung: ø 5 von 5
2 Rezensionen
-I shall clasp my hands together and bow to the corners of the world.-
1. The Village of Ku-fu
Zyklus/Band Master Li (1)
Autor Barry Hughart
Übersetzung Die Brücker der Vögel
Erscheinungsjahr 1984
Verlag Ballantine
ISBN 0-955-32138-3
Subgenre Märchen
Seitenzahl 288
Probekapitel -
Worum's geht:
Im kleinen Dorf Ku-fu versetzt eine unbekannte Seuche die Kinder in einen Dämmerzustand, aus dem sie nicht wieder zu erwecken sind. Nummer Zehn der Ochse, ein junger Mann, wird mit jeder Menge Münzen in der Tasche nach Peking gesandt, um damit die Dienste eines Gelehrten zu bezahlen, der den Kindern helfen soll.
Doch Nummer Zehn der Ochse muß bald feststellen, daß das kleine Vermögen in der großen Stadt kaum einen Wert hat, und gelangt nicht einmal über die Türschwelle eines der Gelehrten. Lediglich in einem verfallenen Haus findet er einen betrunkenen Meister, der bereit ist, ihn zu begleiten. Hinter Meister Li Kao steckt aber mehr als auf den ersten Blick scheint, und er weiß bald, daß die Große Wurzel der Macht gefunden werden muß, um die Kinder zu retten. Dieses seltene Gewächs wird allerdings strengstens bewacht und ist nicht leicht zu erlangen...
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Bücher wie dieses sind rar: Humor, Spannung, Emotionen, Abenteuer und eine Portion Weisheit kommen zusammen und lassen einen den Alltag für eine Weile vergessen und ins Alte China eintauchen. Wer für diese zauberhafte Welt aus Göttern und Gelehrten, aus Schwerttänzern und Schießpulver auch nur das geringste Faible hat, wird das Buch kaum mehr aus der Hand legen wollen.
Rasante Abenteuer geben sich die Klinke in die Hand, wenn Meister Li - ein verückter chinesischer Sherlock Holmes mit manchmal ausgesprochen gemeinen Ideen - einen Auftrag annimmt. In einem angenehmen Plauderton, der den Leser mit einbezieht, berichtet Nummer Zehn der Ochse von den haarsträubenden Ereignissen, und auf jeder Seite darf man mindestens einmal lächeln, wenn nicht gar herzhaft lachen. Trotzdem ist das Buch keine reine Komödie, denn Trauer und Tod sind allgegenwärtig, auch wenn man sie mit einem Augenzwinkern als Tatsache des Lebens akzeptiert hat. Auch kriminologisches Miträtseln an der Auflösung der Geschichte ist jederzeit gefragt, und zwischendurch wird hin und wieder eine kleine Weisheit wie auf dem silbernen Tablett serviert.
Daß so ein chinesisches Märchen auch in Romanform funktioniert, liegt an der ausgefeilten Struktur der Handlung. Immer wieder werden Brücken zu früheren Geschehnissen geschlagen und sorgen nicht selten für Überraschungen, und trotz der vielen Einzelabenteuer gerät die Haupthandlung nie aus dem Blickfeld. Die einmaligen Charaktere, die auf den ersten Blick oft wie einfache Archetypen wirken, sich aber immer als vielschichtige Figuren entpuppen, begleitet man ohnehin einfach gerne durch 300 Seiten voll guter Einfälle, ideenreicher Settings und phantasievoller Abenteuer.
Schwer zu erkennen ist allerdings, inwiefern sich "wahre" Versatzstücke aus der Mythologie und Geschichte Chinas in diesem Roman niedergeschlagen haben, und was davon der Phantasie des Autors entwachsen ist. Aber eigentlich muß man das nicht wissen, denn ob Wahrheit oder Erfindung, bietet dieses Buch so viel vertraute Exotik und ist so humorvoll, geheimnisvoll und weise, wie wir es erwarten vom Alten China, das es niemals gegeben hat.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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Paper Mage
Interesting Times/Echt zauberhaft

Fazit: Ein vergnügliches, spannendes Lese-Abenteuer in der chinesischen Märchenwelt.



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Bridge of Birds:
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Chinesen erzählen gerne Geschichten. Sagt man. Wenn irgendetwas Bemerkenswertes geschieht, wird drei Dörfer weiter bereits etwas Übernatürliches daraus. Wenn man diese Eigenschaften mit Handlungen verbindet, die in Filmen bestenfalls als Slapsticks gefallen, hier aber mit viel stilsicherem Instinkt in einem genügend authentischen, wenn auch etwas überzeichneten chinesischen Stil aufbereitet gibt, dann gibt das alles ein fantastisches Gebräu, das Seinesgleichen sucht.
Der Handlungsstrang ist einfach und verzweigt sich erst recht spät. Alles andere ist ein Feuerwerk von Ideen auf kleinstem Raum. Es wird getäuscht und betrogen, vergewaltigt und gemordet. Es geschehen die schlimmsten Dinge, aber die Sprache geht darüber hinweg, als wären es die Nebensächlichkeiten, die es auch tatsächlich sind, denn die Welt ist so, und deshalb sollte man sich auch nicht lange damit aufhalten, diese Grausamkeiten zu beschreiben. Es genügt sie zu erwähnen, damit man weiß, wo man ist.
Es mag gewöhnungsbedürftig sein, dass sich Menschen so leicht durch Lügen und Geschichten täuschen lassen. Aber im alten China war das eben so. Und wenn es im alten China nicht so war, dann macht das auch nichts. Ist es denn Schuld des Autors, wenn die historische Geschichte sich nicht immer nach seinem Roman richtet? Märchenhafte, oft bizarre Übertreibungen finden wir auch in alten chinesischen Klassikern wie der Reise nach Westen oder Die Räuber vom Liang Schan Moor.
Wer bereit ist, sich auf einen solchen Kontext einzulassen, wird schnell merken, dass alle Übertreibungen, Rätselhaftigkeiten, grotesken und fantasievollen Figuren in ihren Charakterisierungen und Handlungen in sich konsistent sind, und wird dann durch eine Fülle liebenswerter Einfälle und Pointen belohnt werden.

Es gibt ganze Teile des Romans, wo auf jeder Seite mindestens eine Gedankenköstlichkeit zu finden ist, wo Erhabenheiten mutwillig gebrochen werden, bevor sie peinlich oder abgeschmackt wirken und ein flacher Scherz sich plötzlich zu einer tiefgründigen Lebensweisheit verwandelt. Kaum zu glauben, dass das ein Erstlingsroman sein soll.
"Einige Dinge sehe ich, andere sehe ich nicht." oder "Erzähl mir, wie die Seuche gelernt hat zu zählen?" Dieses ist noch eines der leichteren Rätsel, die Meister Li im Handumdrehen löst. Andere sind da erheblich anspruchsvoller.
Li Kao ist ein Weiser und ein Säufer, ein Trickbetrüger mit gutem Herzen, der Sherlock Holmes um Längen schlägt. Sein Begleiter ist jung, stark, schön, hat Sex Appeal und ein edles, aber dafür um so schlichteres Gemüt.
Der Autor ist mindestens genau so listenreich und verschlagen, wie seine Romanfigur. Wunderbar, wie in einer berühmten Bibliothek hinter einem Buch ein wichtiges Buch steht, hinter dem ein noch bedeutenderes Buch zu finden ist, das ein noch selteneres Buch verdeckt. Hinter diesem Buch befindet sich dann - ein Mäusenest. Ende der Kultur. Doch darin endlich eine gesuchte Botschaft. Allerdings zu stark angenagt, als dass sich dort die Antwort verbergen könne.
Die begehrteste Frau der Welt, der alle Männer zu Füßen liegen, entpuppt sich als mittelmäßig ausschauende Landpomeranze, bis sie beginnt zu grinsen. Richtig gelesen. Nicht zu lächeln, sondern zu grinsen.
Die beiden Helden befinden sich gleich mehrfach in völlig aussichtslosen Situationen, und die Lösungen sind so haarsträubend und die Rettung gleichzeitig so gewiss, dass die Spannung eines Quests - und darum geht es - oder einer Kriminalgeschichte - und darum geht es auch - gar nicht erst aufkommen kann. Stattdessen bleibt eine gespannte Erwartung auf den nächsten Geniestreich, der sich überraschend harmonisch, gerade noch am Rande der Logik harmonisch in den Stil und die Gedankenwelt der Personen einfügt.
Es versteht sich von selbst, dass der Autor hervorragende Dialoge schreibt und das Spiel mit der Sprache meisterhaft beherrscht.
Das Cover ist ein chinesisches Aquarell, minimalistisch und von zarter Schönheit, die Welt genial, der Plot gut und die Sprache ein einziger Genuss.
Meister Li holt für seine Klienten nicht nur die Sterne vom Himmel, wenn es darauf ankommt und er dafür mit Wein gut bezahlt wird, er setzt sie auch wieder dorthin. In diesem Fall alle fünf.
(rezensiert von: boosterpacks)

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