Worum's geht:
Die junge Schloßmaus
Despereaux ist für seine Eltern eine einzige Enttäuschung. Er
ist zu klein, hat riesige Ohren und tut ganz und gar unmäusische
Dinge - zum Beispiel liest er Bücher, statt wie eine vernünftige
Maus die Ecken anzuknabbern. Eines Tages verliebt er sich auch noch in
die Menschenprinzessin und bricht ihr zu liebe eine eherne Mäuseregel
- er läßt sich von Menschen berühren und spricht mit ihnen.
Darauf steht eine schreckliche Strafe: Despereaux wird ins Verließ
verbannt. Dort unten gibt es grausame Ratten, und die Überlebenschancen
eine Maus sind mehr als schlecht. Aber Despereaux vergißt seine
große Liebe, die Prinzessin nicht, und da er die Ritterabenteuer
gelesen hat, weiß er zumindest in der Theorie, was zu tun ist -
denn die Ratte Roscuro hat einen perfiden Plan mit der Prinzessin...
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Mit Despereaux, der Geschichte einer winzigen Maus mit viel zu
großen Ohren, die wegen dieser und anderer Absonderlichkeiten von
den Mäusen ausgestoßen wird, ist Kate DiCamillo das Kunststück
gelungen, einen absolut kindgerechten, niedlichen und liebenswerten kleinen
Roman zu schreiben, ohne dabei im naheliegenden Kitsch und rosafarbenem
Glücksgefasel zu vesumpfen. Dem Leser werden keineswegs die Wahrheiten
des Lebens vorenthalten oder verschleiert, wie etwa, daß eben nicht
jeder Prinzessin sein kann und daß nicht jedem, dem übel mitgespielt
wird, am Ende dennoch absolute Gerechtigkeit widerfährt. Das hebt
Despereaux deutlich von vielen anderen Kinderbüchern ab -
wobei man keine Angst haben muß, junge Leser in Depressionen zu
stürzen: Das Buch hat durchaus ein gutes, befriedigendes Ende, nur
perfekt ist es eben nicht für die Armen und Schwachen, die Kate DiCamillo
in den Mittelpunkt gestellt hat. Nicht einmal Despereaux selbst bekommt
am Ende das, was er sich gewünscht hat - wohl zu seinem eigenen Besten.
Die bodenständige und trotzdem charmante Erzählweise kommt dem
Buch auch auf andere Art zu Gute: Die Autorin wendet sich fast in jedem
Kapitel höchstpersönlich an den lieben Leser und kann
dadurch nicht nur differenziertere Ansichten von Gut und Böse vermitteln,
sondern der Geschichte auch eine zeitlich interessante Struktur mit vielen
Rückblenden verleihen, ohne daß es jüngere Leser überfordern
würde - man bekommt ja die Notwendigkeit dieser Rückblenden
aus erster Hand erklärt. Ebenso werden ein paar schwierige Wörter
angegangen, wie etwas Despereaux' französischer Name (seine Mutter
ist nämlich eine französische Maus) oder Begriffe wie Perfidie.
Manchmal ist es fast verwunderlich, was in dem Büchlein alles steckt
und wie kindgerecht und gleichzeitig charmant es verpackt ist - als erwachsener
Leser kommt man mit Sicherheit ins Schmunzeln, wird aber nie gelangweilt.
Die Geschichte selbst ist einfach gestrickt, weist aber einige pfiffige
Kniffe auf und wird durch die Illustrationen zusätzlich aufgwertet
- schon das ritterliche Mäuschen mit dem Nadel-Schwert auf dem Titelbild
sollte davon überzeugen. Daß Despereaux über sich hinauswachsen
kann, verdankt er unter vor allem anderen einem Buch mit einer Rittergeschichte,
und die Thematik der aventiure, der Minne und des Rittertums wurde
recht geschickt und charmant eingebunden. Wer sich nun wundert, wie sich
eine Maus in einen Menschenprinzessin verlieben kann, sollte das Buch
vielleicht einmal antesten: Am Ende ist man geneigt, dem Burgnager seine
Leidenschaft abzukaufen.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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