DIE DUNKLEN

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Berwertungsschlüssel:

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Wertung: 5 von 5
1 Rezension
-Unter den Illusionisten stehen die Musiker der Zauberkunst am nächsten. Niemand wusste das besser als Sarah d'Albis. Sogar im kleinen Zirkel der weltbesten Pianisten galt sie als Ausnahmeerscheinung. Ihr Spiel war wie Sonnenlicht, das die Farben des Regenbogens sichtbar macht.-
Founding, 1
Zyklus/Band -
Autor Ralf Isau
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2007
Verlag Piper
ISBN 978-3-492-70139-6
Subgenre Phantastik/Science Fantasy
Seitenzahl 588
Probekapitel -
Worum's geht:
Die begnadete Pianistin Sarah d'Albis hört die Erstaufführung einer Partitur von Franz Liszt, die nach dem Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar entdeckt wurde und sieht mit ihren synästhetischen Sinnen das Monogramm, das sie auf einem Anhänger um der Hals trägt. Nicht genug: Es folgen 5 Verse als Warnung an die Farbenlauscher. Damit ist für Sarah die friedliche Zeit der Suche nach einer möglichen persönlichen Verbindung zu Liszt vorbei und sie wird in einen Strudel von Ereignissen hineingerissen, denen sie genauso wenig entrinnen kann, wie ein Skeleton, der im Eiskanal Fahrt aufgenommen hat. Sie erhält Warnungen, denn ihr abwesender Blick im Konzert blieb nicht unbemerkt Sie erhält Hilfe bei einem seltsamen Überfall - ausgerechnet von einem Stalker, der sich ihr auf Richterbeschluss nicht nähern darf. Nach einem weiteren Attentat in ihrem Hotelzimmer nimmt sie die Enträtselung der Farbenschrift auf und begibt sich auf eine Reise durch halb Europa. Jede neue Station stellt sie vor eine neues Problem, das nur ein Synästhetiker lösen kann. Der Gegner im Hintergrund arbeitet mit den modernsten Methoden elektronischer Kommunikation und subliminaler Botschaften, denn er beherrscht dieses Medium meisterhaft - aber er strebt nach mehr. Und er bleibt im Dunklen.

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Die Handlung ist nahezu unilinear, aber vielschichtig, ganz selten springt der Themenfaden zu der Antagonistenseite über. Der Leser verfolgt die Protagonistin aus miterlebender Perspektive und weiß nicht mehr als sie. Die 50 Kapitel sind kurz genug, um keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Eigentlich wollte ich das Buch nur öffnen und plötzlich war ich über hundert Seiten weiter. Vorsicht! Wer wichtige Termine wahrzunehmen hat, fange besser nicht sofort an (oder er verschiebe seine Termine, was vielleicht die bessere Lösung ist). Kurzum, das Buch ist Spannung pur ohne mit übertriebenen Elementen zu arbeiten. Das fantastische Element ist die ans übersinnliche grenzende synästhetische Wahrnehmung, die mehrere Sinne koppelt, hier das Hören von Tönen und die Wahrnehmung von Formen und Farben. Man vermutet heute, dass viele Menschen eine derartige Teilwahrnehmung haben, aber so vollständig wie bei Sarah d'Albis ist sie sehr selten ausgeprägt. Nur aufgrund dieser Begabung kann sie den Spuren nachgehen, die Franz Liszt vor über 130 Jahren gelegt hat. Dabei entwickelt sich die Spurensuche auch zu einer Reise ins eigene Ich, denn Sarah kennt ihren Vater nicht und die leibliche Mutter starb früh. Mit der Entfaltung des Panoramas entwickelt sich auch die Erkenntnis ihrer eigenen Abstammungslinie, die zu immer neuen Überraschungen führt. Die Position als Kind ohne Herkunft scheint zart und verletzlich zu sein, so verlief auch die Kindheit, jedoch bei den Adoptiveltern entwickelt sich die musikalische Ausnahmebegabung. Verletzlichkeit bleibt, aber Stärke kommt hinzu. Alle Hilfe kann nicht aus der Familie kommen, sondern nur aus Wahlverwandtschaften. Und davon gibt es viele aufgrund Sarahs Berufsumfeldes.
Das Hintergrundspanorama beginnt mit dem Prolog im März 1866, wo bei der Uraufführung der missa solemnis in Paris seltsame Dinge geschehen, als würden die Zuhörer durch die Musik fremd gesteuert. Die übrige Handlung spielt im ersten Quartal 2005 und endet mit einem Finale zeitgleich zur Grablegung des Papstes Johannes Paul II. In die Verschwörung sind Elemente eingebaut, die Querverbindungen zu Isaus Zyklus Kreis der Dämmerung schaffen, ohne das es jedoch nötig ist, dieses Werk zu kennen.
Beim Lesen wird man durchaus ein wenig an Dan Browns Sakrileg erinnert, aber der Aufbau ist ganz anders und die Spannung der Szenen ist nie durch Überreizung gewonnen wie bei Brown. Isau hat exquisit recherchiert, was er auch im Nachwort erläutert und auf seiner Website (www.isau.de) belegt durch Quellenangaben der Hintergrundsrecherchen. Da das Buch sicherlich einen großen Leserkreis gewinnen wird, kommt auch die Methode und Gefahr subliminaler Botschaften, die in Musik verpackt werden können, ins Bewusstsein vieler Menschen und wird dort ein Weilchen verbleiben. Dies ist nicht gering zu schätzen, vor allem, da sich im Deutschland der Gegenwart die elektronische Überwachung schneller denn je auszubreiten beginnt. So geht von diesem Buch auch eine versteckte gesellschaftspolitische Aussage aus. Nebenbei ist es ein Credo auf die positiven Eigenschaften der Musik, die nie für dunkle Zwecke der Fremdsteuerung benutzt werden dürfen. Die geschichtlichen Beispiele, wo dies doch getan wurde, schärfen hoffentlich das Bewusstsein des Lesers und wecken ihn auf.
Trotz einiger Anklänge an Gewalt ist dieses Element nicht übertrieben, wobei die Pianistin bis auf einen Notwehrakt immer in der Erleiderrolle steckt. Grausamkeit ist ausgeblendet, so dass das Buch auch als Jugendbuch bestens zu empfehlen ist. Sechzehn Jahre als Altersangabe des Verlags ist vielleicht aus formalen Gründen etwas hoch gesetzt, lesen können es auch jüngere Kinder. Da, wo Liebe ins Spiel kommt, bleibt sie angedeutet und rein in der Form, wie es Jugendliche idealischerweise als Vorbild aufnehmen können, ohne dass ein moralischer Zeigefinger winkt.
(rezensiert von: wolfcrey)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Ein spannendes Buch der Extraklasse mit versteckten Botschaften, in jeder Beziehung aufbauend


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