RUMP-TITTY-TITTY-TAH-TEE

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1 Rezension
-Einst, als just einen Augenblick lang alle Moleküle auf der Welt und im kollektiven Unterbewußtsein sehr instabil wurden, so daß für einen Moment etwas aus der Vergangenheit oder der Zukunft oder von anderen Orten herüberschlüpfen konnte, waren sechs sehr bedeutende Intellektuelle im Studion von Simon Grue, dem Improvisationskünstler, versammelt.-
Zyklus/Band Kurzgeschichte (in: Das große Lesebuch der klassischen Fantasy)
Autor Fritz Leiber
Original Rump-Titty-Titty-Tum-Tah-Tee
Erscheinungsjahr 1958, dt. 1998
Verlag - (s. Anthologie)
ISBN - (s. Anthologie)
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 22
Probekapitel -
Worum's geht:
Im Studio des Improvisationskünstlers Simon Grue trifft sich dieser regelmäßig mit fünf weiteren intellektuellen Freunden. Als die Grenzen des kollektiven Unterbewußtseins für einen Moment instabil werden, erhalten er und sein Freund Tally, ein Jazzschlagzeuger, eine Idee, die sie jeweils auf ihre Art ausdrücken - es ist die Phrase "Rump-Titty-Titty-Tum-Tah-Tee". Alle sind begeistert davon, besonders von Simons Klecksmuster. Wer dieses nutzt, wird zu großen Erfolgen kommen. Doch im Laufe der Zeit nimmt die Hysterie um die Phrase immer mehr zu und beginnt die Menschen verzweifeln zu lassen...
Bibibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Das Geschehen findet in einer nicht näher charakterisierten Stadt der USA der späten 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts statt, doch das milieuartige Setting kommt nur in den Äußerungen und Handlungen der fest eingebetteten Figuren zu Ausdruck.
Die phantastischen Elemente sind schwer zu charakterisieren; da ist die titelgebende Phrase, mit der sich einerseits großartige Erfolge erzielen lassen, die andererseits aber ein überwältigendes Verlangen erzeugt. Das Wissen um die Phrase stammt aus der Vergangenheit und wird in einem Moment der Schwäche durch das kollektive Unterbewußtsein der Menschheit übertragen - oder? Denn am Ende gibt es mit Hilfe einer Spiritistin noch eine kurze Aussage über die Nachwelt. Da das Wunder von einem Anthropologen "wissenschaftlich" erklärt wird, kann man die Geschichte in die Rationalized Fantasy einordnen.
Es treten relativ wenige Figuren auf und diese werden nur skizzenhaft charakterisiert. Sie tragen zwar alle leicht exzentrische Züge, strahlen jedoch eine liebenswerte Harmlosigkeit aus, die ihnen viel Plausibilität verleiht. Die sechs Freunde sind Simon Grue, der bekannte (und nicht immer erfolgreiche) Improvisationskünstler; der Schwarze Tally B. Washington, ein hervorragender Jazz-Schlagzeuger; Lafcadio Smits, ein Innenarchitekt, der sich hin und wieder mit Schwarzer Magie befaßt; Lester Phlegius, ein Industriedesigner, der schon mal eine Idee Grues mit schlechten Gewissen für sich verwendet; Gorius James McIntosh, ein klinischer Psychologe, dem der "Doktor"-Titel fehlt, und der pfeiferauchende und stets gelassene Kulturanthropologe Norman Saylor. Sonst tritt nur noch kurz die Spiritistin Phoebe Saltonstall auf.
Hierbei handelt es sich vom Plot her um eine typische Kurzgeschichte: Es wird ein einzelnes Thema behandelt, sehr eng am Plot schreitet die Geschichte rasch voran und am Ende gibt es eine kleine humoristische Überraschung - recht ungewöhnlich für die Phantastik, weniger jedoch für Leiber. Die Spannung entsteht indirekt aus der bedrohlichen Situation, denn der Leser erfährt sie nur über die steigende Verzweiflung der Protagonisten. Die von den Protagonisten geschilderten Erlebnisse sind grausig-komisch; jedes für sich ist grotesk-lustig, doch ihre Geballtheit ist beunruhigend - und dieses steigert sich.
Erzählt wird die Geschichte aus auktorialer Perspektive von einem sehr zurückhaltendem Erzähler; die Handlung folgt nur einem Erzählstrang und wirkt aufgrund der zeitlichen Sprünge episodenhaft, obwohl sie eigentlich dramatisch ist.
Die Stilhaltung ist wie für Leiber typisch leicht ironisch mit den typischen flüssigen Sätzen und mal flapsigen, mal eleganten Wortwahl.
Der "magische" Befehl, der über Symbole - wie Farbmuster (Ian MacDonalds Schere schneidet Stein wickelt Papier) oder Musik (Helmut Kraussers Melodien) - dem Menschen schärfste Handlungskonsequenzen aufdrängt, scheint in dieser Form hier seinen Ursprung zu haben; doch er ist in dieser Geschichte noch wesentlich gefährlicher und subtiler als in den neueren Geschichten.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
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-
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Story
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Fazit: Dem Freundeskreis um Simon Grue fällt eine überaus machtvolle Phrase in die Hände, so machtvoll, daß sie diese zu überwältigen droht; eine typische Rationalized Fantasy-Kurzgeschichte mit einem Schuß leiberscher Ironie.


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