Worum's geht:
Mit fünfzehn Geschichten werden hier Klassiker der Fantasy vorgestellt
- im doppelten Sinne Klassiker, denn einige sind eher unbekannt, aber
dafür beispielhaft für die Entwicklung des Genres, andere sind
dagegen von sehr bekannten Autoren. Zeitlich reicht die Spanne der Veröffentlichungen
von 1879 bis 1988 und ebenso breit gestreut sind die Schauplätze,
die mal auf der "realen" Erde, mal auf fiktiven Welten, mal
in der Eiszeit und mal in der fernen Zukunft spielen, und die inhaltliche
Ausrichtung, die vom Märchen über die Sword & Sorcery zur
epischen Fantasy und von humorvoller Fantasy zur Dark Fantasy reicht.
Kurzum: Es wird ein breiter und variantenreicher Überblick über
die vielfältigen Möglichkeiten der Fantasy geboten.
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Tagjunge und Nachtmädchen
erzieht die Hexe Watho; sie sollen nur eine Seite des Lebens kennenlernen,
doch die Neugierde bringt dieses Experiment aus dem Gleichgewicht. Die
Legende von Schottland wird in dieser humorvollen Geschichte berichtet
- der reisende Händler Dixon hat im besagten Zimmer eine unheimliche
Begegnung mit der Lady Gwandloos. Der
böse Zauberer und die Prinzessin Truella streiten um den
Großen Zeh der besagten Prinzessin, denn dieser benötigt die
obskure Zutat für einen Zauber und jene kann ohne den Zeh nicht gut
tanzen. Das weiße Gewand
- die Kleidung der Heiligen - soll der junge Odo le Noir später tragen,
doch zunächst ermordet der Werwolf und Anhänger der Schwarzen
Magie einige Kinder. Der Satyr,
so sagt man, haust im unheimlichen Wald von Averoigne, in den ein Liebespaar,
gefolgt vom Ehemann der Geliebten, gelangt. Die
Suche nach dem Sternenstein befaßt eine Reihe von Schurken,
denn der Stein verspricht Glück und Reichtum - doch das Kleinod muß
mit Gewalt genommen oder verschenkt werden, soll es nicht seine Zauberkraft
verlieren. Hok besucht das Land der Legenden,
ein Tal, in dem sich voreiszeitliche Verhältnisse gehalten haben;
dort warten einige Herausforderungen auf den großen Häuptling.
Der Zwerg Holóbolos und das Schwert
Schweinestecher sind zwei wichtige Stationen auf dem Weg des jungen
Köhlers, wenn er dem König vom Ödland die goldenen Barthaare
des Königs vom Birkenland bringen will, damit er die Tochter des
ersten Königs freien kann. Ein Blatt
von Tüftler nimmt viel Zeit in Anspruch, denn er will jedes
Detail richtig malen; doch darüber hinaus vernachlässigt er
andere Dinge - wie wird dieses bewertet werden? Aus
dem Hantempel stiehlt der abenteuerlustige Computertechniker Kelly
einen wertvollen Juwel und die Han-Priester töten von da an stündlich
einen Kolonisten - kann Kelly die Sache wieder bereinigen? Mit der machtvollen
Phrase Rump-Titty-Titty-Tum-Tah-Tee
lassen sich großartige Dinge erreichen - doch die schiere Macht
kann auch überwältigend sein und in die Verzweiflung treiben...
Die letzte Verzauberung eines
Verzweifelten treibt Elric, den ehemaligen Zaubererkönig von Melniboné,
in die Arme des Chaoslords Teshwans; dieser verlangt von Elric ein einmaliges
Geschenk. Den Brautpreis will
die junge Adlige Rohana nicht zahlen, denn sie soll den ihr fremden Gabriel
heiraten und fürchtet, sich selbst zu verlieren. Die
letzte Belohnung fordert der verstorbene Barbar Erdan für
sich von seinem Schöpfer - dem Großstädter und Romanautoren
Dogger - ein, was zu dem einen oder anderen Mißverständnis
führen könnte. In Die Drohne
unterhalten sich vier Gentleman über die Verbindung von Mensch und
Tier...
Jede Geschichte wird mit einer knappen, etwa einer Seite langen Vorstellung
des Autoren und seines Werkes eingeleitet; ob der Kürze bleibt dieses
natürlich recht oberflächlich, doch für Einsteiger werden
hier die wichtigsten Informationen vermittelt.
Außerdem findet sich in der Anthologie noch eine achtseitige Einführung
in das Genre von Gene
Wolfe, für die deutsche Ausgabe vom Herausgeber Joachim Körber
überarbeitet. Hier wird dem Leser ein schneller Überblick über
den Stand der Fantasy geboten, versetzt mit Zitaten von Genre-Größen
und Anknüpfpunkten, wenn man sich weiter mit dem Thema befassen möchte.
Verfaßt ist es in der Form eines fiktiven Zwiegesprächs mit
einem Ortskundigen des Landes Fantasy, der für einen kleinen Obulos
das Greenhorn ein wenig herumführt. Sehr schnell werden Autoren,
Werke und Ansichten in einer verfremdeten Form aneinander gereiht, was
für einen Anfänger nicht immer leicht nachvollziehbar sein mag;
die Form könnte manchen zwar abgeschmackt erscheinen, mir aber hat
sie gefallen.
(rezensiert von: Theophagos)
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