TAGJUNGE UND NACHTMÄDCHEN

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Wertung: 4 von 5
1 Rezension
-Es war einmal eine Hexe, die alles wissen wollte.-
Watho
Zyklus/Band Kurzgeschichte (in: Das große Lesebuch der klassischen Fantasy)
Autor George Mac Donald
Original The Day Boy And The Night Girl
Erscheinungsjahr 1979, dt. 1984
Verlag - (s. Anthologie)
ISBN - (s. Anthologie)
Subgenre Märchen/Klassische Phantastik
Seitenzahl 49
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Hexe Watho wird von einem großen Erkenntnisdrang beherrscht - ihrem Wolf. Dieses führt zu einem grausamen Experiment: Sie erzieht den Jungen Photogen zum kraftstrotzenden, zähen und wagemutigen Jäger, der nie die Nacht kennenlernt, und das Mädchen Nycteris zu dessen Gegenteil: Sie lebt in ewiger Dunkelheit, mit nur einer schwachen Lampe in einem kleinen Raum und bringt ihr nur das Musizieren bei. Doch in beiden Kindern erwacht die Neugierde - Photogen will die Tiere der Nacht jagen und Nycteris will mehr von der Welt jenseits ihres Raumes erfahren - und so unterlaufen sie die Anordnungen der strengen Hexe - für den Augenblick.
Bibibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte spielt in einem unbekannten Königreich, wobei das Klima an den Nahen Osten oder Nordafrika erinnert. Man lebt in einer Burg, man jagt mit Pfeil und Bogen und der König verleiht Lehen - es scheint sich um ein vage mittelalterliches Setting zu handeln. Insgesamt ist das ambienteartige Setting allerdings nur eine bloße Kulisse, vor der die Akteure agieren.
Magische Elemente gibt es nur zwei, wenn man die extreme märchenhafte Exzentrik der Figuren nicht dazu zählen will. Zum einen verwandelt die Hexe eine Person in einen Werwolf und zum anderen wird ein magischer Gegenstand verwendet, dieses jedoch so beiläufig, daß man darauf leicht hätte verzichten können. Die beiden Elemente, besonders die Verwandlung, können als Symbole gedeutet werden - diesen Spaß will ich allerdings dem Leser nicht nehmen.
Die Figuren sind - wie es für Märchen und Kunstmärchen üblich ist - flache, z.T. bis ins Extreme übersteigerte Exzentriker. Deutlich wird dieses am Gegensatzpaar Photogen und Nycteris. Der Junge ist groß, blond, sonnengebräunt und ein Ausbund physischer Fitneß; keiner jagt so geschickt oder wagemutig wie er, es gibt nichts, was er fürchtet - entsprechend selbstsicher und arrogant ist sein Auftreten. Nur seine Augen sind dunkel. Nycteris Augen dagegen sind unglaublich groß und blau, auch sonst ist sie sein Gegenstück: Sie hat schwarze Haut und Haare, ist zart und sensibel, außer dem Musizieren wurde ihr von der Hexe nichts beigebracht, aber das Lesen hat sie sich selbst angeeignet. Während Photogen nur die Sonne kennt und im Schloß jedermanns Liebling ist, kennt Nycteris nur ihren dunklen Raum und ist in der Burg unbekannt. Die Hexe Watho tritt nur als Puppenspielerin am Rande auf; sie ist eher eine gehetzte Person, die ihre innere Unzufriedenheit auf andere projiziert, als ein rational handelnder Bösewicht - etwas, daß man im klassischen Märchen eher selten findet.
Der Plot ist nicht besonders komplex; es handelt sich um eine doppelte Bildungsgeschichte mit dem Motiv der Emanzipation von der bösen Stiefmutter/Hexe. Die Spannung entsteht hauptsächlich aus den Reaktionen auf die unbekannte Umwelt und die darauf reagierenden Figuren, dagegen entsteht sie nur sehr selten aus bedrohlichen Situationen.
Erzählt wird die Geschichte von einem allwissenden Erzähler aus auktorialer Perspektive, der sich mal Watho (selten), mal Photogen und mal Nycteris zuwendet, so daß die Erzählung weitgehend aus zwei Strängen besteht. Die Stilhaltung ist empathisch; darüber hinaus sind die Sätze und Wortwahl MacDonalds sehr elegant fließend, beinahe lyrisch, wie auch die Figuren jeweils einen passenden Sprachduktus folgen.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
-
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Die Hexe Watho mißbraucht die Kinder Photogen und Nycteris, um ihre innere Unzufriedenheit zu befriedigen, bis die beiden sich zu emanzipieren beginnen; ein Kunstmärchen, das vor allem durch seine elegante Sprache besticht.


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