IRON COUNCIL

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Wertung: ø 4 von 5
2 Rezensionen
-In years gone, women and men are cutting a line across the dirtland and dragging history with them. They are still, with fight-shouts setting their mouths.-
Zyklus/Band Bas Lag (3)
Autor China Miéville
Übersetzung Der Eiserne Rat
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Del Rey
ISBN 0-345-46402-8
Subgenre Science Fantasy
Seitenzahl 564
Probekapitel -
Worum's geht:
Ein Geschäftsmann aus New Crobuzon plant eine transkontinentale Eisenbahnlinie, und sie entsteht mit Tausenden Arbeitern verschiedener Klassen und Rassen und zieht einen Rattenschwanz an Huren und Glücksrittern hinter sich her, während Schiene um Schiene gelegt wird, ungeachtet der Ureinwohner des zu durchquerenden Landes. Doch weit weg von New Crobuzon verschärfen sich Konflikte, und nach einem Befreiungsschlag sind die Arbeiter plötzlich die neuen Herren, und aus dem Zug und den Institutionen, die sich um ihn herum geschaffen haben, wird etwas wie ein eigener kleiner Stadtstaat, der Iron Council, der durch seine Revolte den Haß der Obrigkeit von New Crobuzon auf sich geladen hat. Iron Council wird zu einem Symbol für Rebellion, und die Regierung setzt alles in Bewegung, um ihn zu zerstören...
Jahre später scheint der Plan endlich gelingen zu können, und eine kleine Gruppe von Rebellen macht sich auf den Weg, den zum Mythos gewordenen Zug zu finden und zu warnen, während es in New Crobuzon gesellschaftlich bereits zu brodeln beginnt...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Von den drei Geschichten, die auf Miévilles Welt Bas Lag spielen und deren Wurzeln im verderbten Moloch New Crobuzon liegen, ist Iron Council die am wenigsten zugängliche und damit wohl auch jene, die trotz ihrer Eigenständigkeit am wenigstens als Einstieg in die skurrile Welt geeignet sein dürfte. Wissen über die Remade, die durch chirurgische Veränderungen bestraften Verbrecher, ist ebenso von Nutzen wie die Kenntnis der Vorgänger bei einigen Anspielungen auf Perdido Street Station.
Ansonsten bekommt man im Großen und Ganzen, was man gewohnt ist von China Miéville: Überbordende Sprache, wandelbar und immer gut und treffend, aber manchmal so weit über die Grenzen des Gängigen hinaus, daß es ein wenig nach Schreiben um der Sprache willen klingt. Auf der anderen Seite ist Miéville schonungslos direkt, er vertuscht nichts mit schönen Worten, vor allem nichts Ekelerregendes. Noch nie zuvor war es weniger ratsam, zum Buch einen kleinen Snack zu nehmen. Besonders austoben kann sich in diesem Bereich auch die Faszination des Autors für Monster: Ob Fleisch-Elementare, Raupenmänner oder Riesenamöben, immer wieder wird nach dem Motto gefährlicher-größer-ekliger noch eins draufgesetzt, und, das muß man wiederum hoch anrechnen, Miéville kann solche Monstrositäten tatsächlich beschreiben, ohne auch nur im Entferntesten trashig zu klingen.
Allerdings krankt die Handlung ein wenig an diesem Gigantismus - ein Höhepunkt jagt den anderen bis hin zu einem finalen Stillstand - und das Finale ist das einzige, das sich positiv aus der Aneinanderreihung von gefährlichen Kämpfen gegen monströse Gegner abhebt. Zuvor streben drei anfangs getrennte Handlungsstränge aufeinander zu und vereinen sich, und wenn man meint, das Gröbste hinter sich zu haben, setzt der Autor noch eins drauf.
Auch am Anfang hat der Leser einen schweren Einstieg - er lernt eine Reisegruppe auf der Suche nach dem Iron Council kennen, und bereits in den ersten Kapiteln wird sie zum Großteil und im Akkord dahingerafft. Man erlebt das Ganze aus Sicht des unsympathischen Hauptcharakters Cutter, für den Anti-Held noch eine zu positive Bezeichnung wäre. Bald fällt der zweite, zeitlich viel früher angesetzte Handlungsstrang mit Judah Low als Hauptfigur ein, und in diesem Teil, der die Entstehung der Bahnlinie und des Iron Council beschreibt, kommt ein wahres Western-Feeling auf: Glücksspieler, Huren und Revolverhelden tummeln sich entlang der Gleise, und man trifft auf wehrhafte, aber unterlegene Eingeborene und skrupellose Industriebosse. Ein dritter Handlungstrang findet in New Crobuzon statt und begleitet den rebellischen Ori, der auf der Suche nach einer Möglichkeit, gegen die Zustände in seiner Stadt vorzugehen, auf eine Bande militanter Untergrundkämpfer stößt.
Ein angenehmes Lesevergnügen soll hier nicht bereitet werden, und Miéville provoziert durch seine Sprache, seine schonungslosen Bilder und die Handlung. Die politischen Statements werden hier so unverhohlen wie nie zuvor geäußert.
Trotzdem kann man in der Sprachgewalt und den unglaublichen Ideen des Autors nach wie vor schwelgen, aber die Rundum-Faszination, die die beiden Vorgänger auslösen konnten, bleibt aus, und Iron Council ist ein eher unterkühltes Stück Literatur, das man mehr mit einer Mischung aus Abgestoßen-Sein und fast schon wissenschaftlichem Interesse, aber nicht mit Leidenschaft lesen wird.
(rezensiert von: mistkaeferl)

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Fazit: Ungewöhnlichkeiten am laufenden Band reichen nicht ganz aus, den Leser zu verzaubern...



weitere Rezensionen:

Iron Council:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Iron Council ist Spiel mir das Lied vom Tod in Bas-Lag. Man ist in der Pionierzeit, der Zeit der Raubtiere. Ähnlich wie Sergio Leone fegt Miéville sämtliche Sentimentalitäten, sämtliche Kolonialromantik mit einem Handstreich hinweg. Diese Frontiermythologie ist von ganz anderer Art, als wir sie aus Hollywood kennen: Mit der Eisenbahn kommen die Hurenhäuser und die Spielhöllen, die Glücksritter und die Kopfgeldjäger, kommt der Fortschritt und der Genozid. Und natürlich die Revolution.
Als The Scar erschien, wurde geunkt, nun nehme Miéville wohl Abstand von seiner revolutionären Ideologie. Man brachte dies mit einem Reifeprozess des Autors in Verbindung. Weit gefehlt, Iron Council ist der erste Roman Miévilles, der von der Revolution selbst handelt. Miéville hat also begrüßenswerterweise nichts dazugelernt. Wäre auch schade, denn ideologische Autoren, die unideologisch schreiben können, sind ein seltenes Wildbret im Himmel. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Revolution in Iron Council zum Denkmal wird, noch bevor sie vollendet ist. Was wohl danach kommt, fragt man sich. Oder ist dies die Vollendung?
Der epische Stil ist meisterhaft. Er eignet sich vorzüglich, um die Faszination, die jeder Pionierepoche anhaftet, lebendig zu machen. Zudem ist er durch und durch illusionslos. In der Literaturgeschichte wird Miéville wohl dennoch nicht landen, er bewegt sich schließlich in der verfemten Trivialliteratur, und er ist großartig darin. Folgerichtig ist Iron Council genau das, was alle gewissenlos süchtigen Bas-Lag-Junkies erwarten. Man erfährt endlich mehr über den malakornukopischen Fleck und lernt eine ganze Handvoll Spezies besser kennen, die bislang nur am Rande erwähnt wurden. Man erfährt in diesem Roman also womöglich mehr über Bas-Lag als selbst in seinem Vorgänger. Ach ja - Tabubrüche und genüßliche Überschreitungen der Ekelgrenze gibt es selbstverständlich auch.
(rezensiert von: Marengo)

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Fazit:
Wurde auch höchste Zeit, dass der Revolutionswestern Einzug in die Fantasy hält.

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