Worum's geht:
20 Kurzgeschichten und ein
Erzählgedicht quer durch Genres und Stile sind in diesem Band versammelt.
Ein Farbiger, der seine Haut bleichen möchte; ein Bluter, der seine
Ex-Freundin samt neuer Liebe diffamieren will; ein Mann und eine Frau,
die sich um ein ausgesetztes Kätzchen streiten; drei Geschwister,
die des nachts gerne Gespenster beobachten; eine Raumschiffbesatzung,
die auf einem fremden Planeten auf unglaubliche Wesen trifft; einen Zug,
der in die Vergangenheit fährt - diese und viele andere erwarten
den Leser in Der Katzenpyjama.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Mit einer ganzen Reihe an unterschiedlichen Geschichten fesselt Bradbury
in diesem Band den Leser - alle folgen mehr oder weniger dem Muster der
klassischen Kurzgeschichte. Die Vielfalt der Themen und Stilrichtungen
läßt einen bei jeder einzelnen davon für etwa 10 Seiten
in eine neue Welt eintauchen. Vor allem aber zeigt sich auch die ganze
Bandbreite von Bradburys schriftstellerischem Können: Da gibt es
Ein vorsichtiger Mann stirbt, eine gemeine, kleine Thriller-Geschichte,
die komplett in der eher ungewöhnlichen zweiten Person erzählt
ist, ohne daß es beim Lesen in irgendeiner Form seltsam oder gestelzt
anmutet. Alle meine Feinde sind tot dagegen ist ein beinahe skurriler,
aber dennoch todernster Dialog.
Schwieriger wird es schon, wenn man die Geschichten in Schubladen einordnen
möchte. Eine Frage des Geschmacks, mit die eindrucksvollste
Geschichte der Sammlung, ist Science Fiction mit einem Hauch Philosophie
- aufgrund der ungewöhnlichen Perspektive schön und erschreckend
zugleich. Dreimal wird in Bradburys Erzählungen durch die Zeit gereist.
Die Gespenster ist fast etwas wie ein trauriges Märchen, in
dem drei Geschwister Abschied von der Kindheit nehmen. Manche der Geschichten
bestechen einfach durch eine geniale Idee, am meisten wohl Heil, Häuptling!,
wo in einer alternativen Zukunft oder Gegenwart Amerikas Ureinwohner auf
völlig unerwartete Weise ihr Land zurückerobern.
Mehr als die Hälfte der Geschichten enthalten keine phantastischen
Elemente, verfehlen es aber nie, einen eigenen Zauber innerhalb ihres
kleinen Kosmos aufzubauen.
In einem Vorwort erhält man nicht nur Hintergrundinformationen zu
den einzelnen Geschichten, sondern auch einen kleinen Einblick in die
Arbeitsweise des Autors. Allerdings sollten Leser, die gerne unvoreingenommen
die Geschichten genießen möchten, daß Vorwort lieber
als Nachwort lesen, denn es werden einige Details verraten.
Thematisch gibt es einige Komplexe, die Bradbury wohl länger oder
immer wieder zum Schreiben bewegt haben - nebenbei gesagt liegt der Entstehungszeitraum
der Geschichten immerhin zwischen 1946 und 2003. Das Verhältnis von
Farbigen zu Weißen Amerikanern kommt in drei Geschichten zur Sprache,
in Chrysalis und Die Verwandlung ist die Hautfarbe Initiator
der Handlung. Auch die Liebe zur Kunst - vor allem zu Büchern und
zur Literatur - spricht aus einigen der Erzählungen, besonders gelungen
ist hier die Zeitreise in Der Mafioso-Betonmischer. Ansonsten ist
es eher die uramerikanische Eisenbahn, die Reisen durch die Zeit in den
Geschichten aulöst.
Gruseln, lachen, ekeln, freuen, hoffen, zittern und noch einiges mehr
lassen Bradburys Geschichten den Leser - und nicht immer auf die erwartete
Art und Weise. Das läßt nun vielleicht nicht unmittelbar die
Herzen von Fans des Phantastischen höher schlagen, aber mit Sicherheit
das Herz eines jeden Lesers, der gute Literatur und noch dazu kurzweilige
Unterhaltung schätzt.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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