Worum's geht:
Rydall, der König von Marnhull, fordert Ben Holiday, der König
von Landover ist, zu einem Kampf um Landover auf. Ben und seine Frau Willow
entschließen sich dazu ihre Tochter Mistaya zusammen mit dem Hofzauberer
Questor Thews und dem hundegestaltigen Abernathy zu Willows Vater, dem
Flußherren, zu schicken. Doch unterwegs überfällt Nightshade
die Reisenden und entführt Mistaya, während Questor und Abernathy
in Bens alte Welt gelangen. Rydall entpuppt sich als Handlanger Nightshades:
Er behauptet Mistaya in seiner Gewalt zu haben und zwingt so Ben dazu
gegen seine Kämpfer anzutreten. Sollte es Bens Kämpen, dem Paladin,
gelingen, alle sieben zu besiegen, so würde Rydall abziehen und Mistaya
freilassen, wenn nicht...
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Warum's so gut
ist:
Familie Holiday hat Nachwuchs bekommen: Tochter Mistaya erweitet den Kreis
der üblichen Verdächtigen, außerdem kommen noch Rydall
und Poggwydd, ein G'Heim Gnom, hinzu.
Rydalls Auftritte sind kurz und wenige, zu dem bleibt er hinter einer
Maske versteckt, man erfährt eigentlich (bis zum Schluß) nichts
über Rydall. Das stört für diese Geschichte aber nicht
weiter. Poggwydd tritt zwar auch nicht viel auf, aber sein Auftreten ist
energischer, daher erfährt man mehr über ihn. Seine Rolle ist
zwar ähnlich wie die von Filip und Sot, nämlich um die Situation
mit etwas Humor aufzulockern, aber deutlich weniger albern und dafür
tragischer. Ein netter Ansatz, wenn auch nicht nur in engen Grenzen ausgeschöpft.
Mistaya ist ein eigenartiges Wesen; sie entwickelt sich in Schüben.
So ist sie nur zwei Jahre alt, doch ihr Körper ist der einer Zehnjährigen,
ihr Geist ist teilweise weiterentwickelt, teilweise weniger weit. Dieser
Charakter ist schwer zu beurteilen - sicher, sie gibt kein glaubwürdiges
Menschenkind ab, aber sie ist auch als Schote
auf die Welt gekommen, wer das akzeptieren kann, kann (vielleicht) auch
den Rest akzeptieren.
Mit Mistaya soll wohl das Erwachsenwerden und die Versuchung (durch den
Teufel, die Dunkle Seite der Macht, Willenschwäche, oder welches
Konzept auch immer der Leser dafür verantwortlich macht, wenn er
sich nicht so verhält, wie er es sollte) thematisiert werden. Da
die Versuchung aber nicht plastisch genug ist, bleibt dieses Unterfangen
eher oberflächlich.
Nightshade (früher: Nachtschatten) ist dieses Mal ebenfalls eine
zentrale Gestalt; nach der Episode im Wirrkästchen (vgl. Das
Zauberlabyrinth) ist ihr Haß auf Holiday ins Grenzenlose gewachsen.
Schön ist das Kapitel "Nightshades Geschichte" in dem sie
Mistaya diese erzählt und damit Einblick in ihren Charakter gewährt,
aber leider bleibt es dabei und so erhält man den Eindruck, der reduzierte
Charakter der Wirrkästchen-Episode sei komplexer.
Ben Holiday ist die dritte zentrale Figur, doch hier ergibt sich wenig;
es wird häufig erwähnt, daß der Paladin Ben brutalisiere,
doch es scheint eher, als ob Ben den Paladin zivilisiere.
Willow (früher: Weide), der Flußherr, Strabo und Bunion erfahren
keine Weiterentwicklung, Parschnip, Filip und Sot tauchen nicht einmal
mehr auf.
Questor Thews und Abernathy treffen auf Elisabeth (aus Der
verschenkte König), die mittlerweile 15 ist. Aber auch sie spielen
nur kleine Rollen, deren Ergebnis vorhersehbar ist. Immerhin wurde die
Versuchung Abernathys schon vorher behandelt und ist damit etwas glaubwürdiger.
Generell läßt sich über die Charaktere sagen, daß
Brooks beginnt ihnen mehr Tiefe zu verleihen, sie aber immer eindimensional
und vorhersehbar handeln läßt. Die aufgezeigten Schwächen
bleiben immer ohne Wirkung.
Auch sonst gibt es wenig neues; der Flußherr schenkt Holiday ein
Ardsheal, ein Elementarwesen, dessen einziger Zweck in der Zerstörung
liegt, und gegen Holiday werden ein paar phantasielose Monster gehetzt,
deren Phantasielosigkeit immerhin plausibel erklärt ist.
Die Geschichte ist der Form nach an eine Queste angelehnt, verbunden mit
Nightshades Rachefeldzug und den Versuchungen Mistayas und Abernathys.
Insgesamt eher durchschnittlich, weder sind die Episoden besonders originell,
noch handwerklich gut gelungen, stellenweise nicht einmal zur Gänze
einleuchtend; warum wurden Questor und Abernathy zu Elisabeth geschickt
und nicht einfach zu König Holiday? Der einzige Zweck dieser Episode
scheint die Versuchung Abernathys zu sein, die weitere Begründung
ist eher fadenscheinig.
Einzig der Schreibstil Brooks hat sich etwas verbessert; die eigenartigen
alltagssprachlichen Einwürfe bleiben zwar aus, aber ein Sprachmagier
ist er immer noch nicht geworden.
Bemerkenswert ist noch das beinahe komplette Ausbleiben des Slapstick-Humors.
Questors Zaubersprüche gelingen beinahe immer und scheitern nie auf
alberne oder groteske Weise. Auch Poggwydds Auftritt ist erheblich ernster
als die von Filip und Sot.
Die Übersetzung weist etliche Flüchtigkeitsfehler auf; da wird
aus einer Anwesenheit eine Abwesenheit (S. 61) oder aus
der Erdmutter eine Erbmutter (S. 97) etc. Die Namen werden
wie im Zauberlabyrinth 'übersetzt' mit Ausnahme von Elderew,
welches jetzt wieder Eldero (wie auf der Karte) heißt.
Hexenzauber ist zwar etwas besser als der direkte Vorgänger,
aber weit von Königreich zu verkaufen oder Das schwarze
Einhorn entfernt.
(rezensiert von: Theophagos)
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