ADEPTEN-GAMBIT

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1 Rezension
-Es begab sich, als Fafhrd und der Graue Mausling in einer Weinschänke nahe des sidonischen Hafens Tyrus zechten, wo alle Weinschänken einen fragwürdigen Ruf genießen, daß sich ein zierliches blondes galatisches Mädchen, das sich auf Fafhrds Schoß räkelte, plötzlich in ein feistes, großes Schwein verwandelte.-
Zyklus/Band Fafhrd und der Graue Mausling (in: Die Herren von Quarmall)
Autor Fritz Leiber
Original Adept's Gambit
Erscheinungsjahr 1947, dt. 2005 (1976 als Das Spiel des Adepten, in: Schwerter im Kampf)
Verlag - (s. Anthologie)
ISBN - (s. Anthologie)
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 76
Probekapitel -
Worum's geht:
Fafhrd und der Graue Mausling haben ein Problem: Wann immer einer der beiden eine Frau liebkost, verwandelt sie sich in ein Schwein bzw. eine Schnecke. Nur die schielende Griechin Chloe ist dagegen immun. Es gilt diesen schrecklichen Fluch zu lösen! Man begibt sich daher zum siebenäugigen Ningaubel, einem Zauberer mit fragwürdigem Ruf. Dort erfahren sie, daß ein gefährlicher Adept sie verfluchte und schickt sie auf eine gefahrenvolle Reise um einige mystische Artefakte zu besorgen.
Bibibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte spielt zur Abwechslung einmal nicht auf der Welt Nehwon, sondern auf der Erde, und zwar dem antiken Kleinasien des beginnenden zweiten Jahrhunderts vor Christi. Die Handlung beginnt in Tyros, verlagert sich aber bald in den persischen Raum. Auch wenn Leiber durch rasche Aufzählungen profunde Kenntnisse zur Schau stellt, ist es kein detailverliebter historischer Roman; die Gegebenheiten werden nur beiläufig geschildert und Sitten und Gebräuche haben keinen besonderen Einfluß auf den Plot.
Magische Elemente gibt es gleich einige: Da ist der Fluch, der siebenäugige Ningaubel, magische Artefakte, Adepten und zahllose weitere Details. Ihr Einfluß auf den Plot ist auch sehr unterschiedlich, aber ohne Magie ist diese Geschichte nicht möglich. Gerade die Dinge, die mit dem Adepten zusammenhängen, werden ausführlich und eindringlich beschrieben. Eine Vielzahl dieser Elemente basieren auf dem Korrespondenzprinzip und erinnern vage an die hermetische Tradition.
Es gibt sechs wichtigere Figuren. Fafhrd ist wie immer der große und kräftige Barbar aus dem Norden, doch seine Erinnerungen sind an die Gegebenheiten der Erde angepaßt worden: Er flucht bei Thor, Odin und Loki und "stammt" aus dem Ostseeraum. Er ist jähzornig und mißtrauisch. Als Zecher liebt er Wein, Weib (Wie schwer trifft der Fluch!) und Gegröle - genau wie der Graue Mausling. Dieser ist klein und flink, sowohl im Geiste wie auch mit dem Körper, und auch seine Erinnerungen wurden angepaßt: Seine Erinnerungen drehen sich um Tyros. Er ist impulsiver und neugieriger. Beide sind gute Fechter und ziehen als Söldner und Schurken tätig seiend umher. Ningaubel Siebenaug ist der mächtige Zauberer - zumindest verfügt er über ein umfassendes Spionagenetzwerk - an den sich die beiden wenden. Von seiner Gestalt weiß man nicht viel, nur seine sieben auf Stielen sitzenden Augen sind augenfällig. Verschroben und grotesk weist er als Diener der älteren Götter den beiden Spitzbuben den Weg - mit ein paar Umwegen, den der geistige Vater der Schurken ist auch ein Schurke. Der Gegenspieler ist ein Adept, der ein lovecraftsches Axiom erkannt hat: Wenn man erkannt hat, daß die Menschheit eine Sackgasse ist, dann muß man aufhören ein Mensch zu sein; menschliche Tugenden und Laster bedeuten ihm wenig, darüber ist er hinaus - wenngleich er etwas grausam ist; old habbits die hard. Der Adept ist eine sehr gelungene Figur. Die junge Frau Ahura spielt eine ambivalente Rolle. Die dunkelhaarige Schönheit hat ein besonderes Interesse an den beiden, besonders an deren Lachen. Der Mausling verliebt sich auf der Stelle in sie; aber nach und nach stellt er fest, daß mit ihr irgendwas nicht stimmt. Lange Zeit bleibt sie eine schwer einzuschätzende Figur. Eine relativ kleine Rolle spielt Chloe, die schielende Griechin. Sie übernimmt die Funktion des Comical Reliefs und hat einen Plotpunkt mitzuteilen; dennoch ist die um Aufmerksamkeit heischende Figur nicht ohne Charme.
Der Plot ist eine simple Queste: Wann immer die Protagonisten eine Frau liebkosen, verwandelt sich diese in ein Tier. Um diesen Fluch zu lösen, unternehmen die beiden eine ereignisreiche Reise. Doch die Geschichte enthält viele Elemente aus unterschiedlichen Subgenres. Gerade zu Beginn erinnert sie sehr an Cabells Biographie des Lebens Dom Manuels - es wird spekuliert, was der Grund des Fluchs sein könnte, was andere Leute wahrgenommen haben und wie sie es erklären - mit höchst grotesken und bizarren Ergebnissen. Dann geht es von einer Komödie mehr und mehr über in eine Abenteuergeschichte der Sword & Sorcery und am Ende werden massiv Elemente der Gothic Novel eingefügt. Die Übergänge sind so fließend, daß der Leser sich überrascht fragt, wann der Wechsel stattfand. Spannend, komisch und unheimlich - eine sehr gelungene Geschichte.
Auch schriftstellerisch wird einiges geboten: Gewaltige Abenteuer werden im Stile Cabells in wenigen Sätzen zusammengefaßt, lakonisch bis ironisch wird über das Unglück philosophiert, in malerischer Absurdität werden "Komplimente" ausgetauscht ("Sei still, Verstümmler der Rhetorik", S. 119), und in flüssigen und prägnanten Sätzen Fechtkämpfe beschrieben - am Ende wird eine lange Rückblende durch eine Erzählung einer Figur kunstvoll mit dem sich langsam nähernden Show-Down verflochten. Leiber zeigt seine enorme Flexibilität.
Auch wenn diese Geschichte erst relativ spät (1947) veröffentlicht wurde, wurde sie schon in den Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts verfaßt und wurde im lovecraftschen Autoren-Zirkel herumgereicht.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
-
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
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Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Fafhrd und der Graue Mausling müssen einen höchst unangenehmen Fluch lösen; was wie eine einfache Queste klingt, liest sich wie eine Tour de Force durch die Möglichkeiten der Phantastik, wobei es immer ein wenig schelmenhaft ist.


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