Worum's geht:
Bei allen Gemeinsamkeiten - der große Nordling Fafhrd und der kleine
Stadtmensch Grauer Mausling lieben Wein, Weib und generellen Luxus - sind
die beiden Spitzbuben in ihren besten Jahren nicht immer einer Meinung.
Denn stets auf der Suche nach den angenehmen Seiten des Lebens stellen
sie fest, daß es Werte darüber hinaus gibt - die sie nicht
immer teilen. Dennoch wären die zwei Abenteurer nicht ein so berüchtigtes
Duett, wenn sich die Freunde nicht immer wieder zusammenraufen würden,
um einen weiteren Coup zu versuchen. Keine See ist zu tief, kein Berg
zu hoch und keine Dimension zu entfernt, als daß die schelmischen
Schurken nicht einen Versuch wagen würden mit Schwert, Charme und
Spott ihre Ziele zu erreichen.
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Der Band Die Herren von Quarmall enthält zehn Geschichten,
die ursprünglich in den Büchern Schwerter im Nebel und
Schwerter gegen Zauberei erschienen sind: Die
Wolke des Hasses wird von einem finsteren Kult auf Lankhmar losgelassen
- während Fafhrd und der Graue Mausling ahnungslos ihre Situation
diskutieren. Es herrschen Schwere Zeiten
in Lankhmar für die beiden Spitzbuben - der Mausling sucht
materielle Sicherheit, indem er Priester erpreßt und Fafhrd sucht
spirituelle Sicherheit, indem er sich einem Priester anschließt;
ein Konflikt scheint unausweichlich. Ihre
Herrin, das Meer läßt Fafhrd und den Grauen Mausling
nach den Ereignissen in Lankhmar wieder zusammenfinden und führt
sie zu einer bestimmten Stelle der See... Denn In
Abwesenheit des Königs der Meere, so heißt es, suchen
seine Frauen nach Geliebten; Fafhrd kann sich eine Verwicklung (vielleicht
als Geliebter?) gut vorstellen und steigt so in einen sonderbaren Tunnel
ins Meer hinab. Die falsche Abzweigung
könnte wohlmöglich am Ende eines langen Weges stehen und man
weiß nie, wohin die Wege in Ningaubels Höhle führen -
doch zunächst gilt es für die zwei Schurken den Fluch des Königs
der Meere zu lösen. Ein mysteriöser Adept zwingt den beiden
Weltenbummlern eine schwierige Lage auf, denn er bietet ihnen ein Adepten-Gambit;
wenn sie ihr Leben normal weiterführen wollen, dann müssen sie
Einiges riskieren. Ein gefährliches Intrigenspiel voller Fallstricke
und finsterer Magie ist zu durchschauen. Im
Zelt der Hexe bitten die zwei Schatzsucher um eine Prophezeiung,
denn sie wollen eine gefährliche Reise in den Norden antreten. Die
Sternenrampe ist ein gewaltiger
Berg im eisigen Norden, von dem es heißt, daß auf seinem Gipfel
ein unvorstellbar wertvoller Schatz ruht - Fafhrd und der Graue Mausling
versuchen Konkurrenten beim Besteigen des Berges zuvorzukommen. Doch es
ereignen sich höchst seltsame Dinge bei der Klettertour. Die
zwei besten Diebe in Lankhmar besitzen wertvolle Juwelen aus dem
Abenteuer auf der Sternenrampe - es gilt diese zu Geld zu machen. Die
Herren von Quarmall sind zwei Brüder, die einander hassen;
beide heuern einen Recken an, der eine Fafhrd, der andere den Mausling,
um für den anstehenden Konflikt bereit zu sein, denn ihr Vater wird
nicht mehr lange Herrscher über das unterirdische Reich sein. In
einem Gewirr aus Intrigen und sonderbaren Traditionen müssen sich
die zwei Glücksritter aus Lankhmar zurechtfinden ohne zu ahnen, daß
sie für unterschiedliche Seiten streiten.
Alle Geschichten sind neu von Joachim Körber übersetzt, es gelingt
ihm gut, den modernen, mal flapsigen und ironischen, mal rasanten und
kraftvollen Sprachduktus Leibers einzufangen. "Grey Mouser"
wird weiterhin mit "Grauer Mausling" übersetzt; so ist
leider mancher Wortwitz um Leibers katzenhaften Schurken nur noch zu erahnen.
Die sprachliche Nähe zu dem Vorbild James
Branch Cabell ist vielfach deutlich zu spüren, gerade bei den
absurden Spekulationen einiger Geschichten und manchen zusammenfassende
Szenen. Manche Eigenwilligkeiten könnten für Terry
Pratchett vorbildhaft gewesen sein. Hervorzuheben ist auch, daß
viele der Geschichten zum ersten Mal ungekürzt, bzw. -bearbeitet
ins Deutsche übertragen wurden. Es gibt leider ein paar Zeichenfehler,
wie z.B. fehlende Anführungszeichen oder des Mauslings "HJochphase"
(statt "Hochphase", S. 204), die allerdings nie sinnentstellend
sind und daher kaum stören.
In einem zweiseitigen Vorwort Leibers zur Originalausgabe von Schwerter
im Nebel (1977) läßt er sich kurz über die enthaltenen
Geschichten aus, etwas länger über die Entstehungsgeschichte
des Adepten-Gambits und seine Beziehung zu H.P. Lovecraft; es wird
sogar ein Teil eines Briefs von Lovecraft an James F. Morton zitiert.
Leider gibt es kein Vorwort von Schwerter gegen Zauberei - denn
Leibers Meinung zu der Geschichte Im Zelt der Hexe hätte mich
wirklich interessiert.
Dann gibt es noch eine zweiseitige Einleitung von Raymond
E. Feist, in der er die beiden Protagonisten ins Zentrum seiner Betrachtungen
stellt. So bemerkt er, daß die beiden die ersten Fantasy-Helden
mit wirklichen Schwächen (sieht man von Lancelot ab) waren, er hebt
noch einige weitere Eigenschaften des pikaresken Duos hervor und schließt
mit der Feststellung, daß die meisten Vergleiche von modernen Fantasy-Autoren
mit J.R.R. Tolkien falsch seien - viel häufiger seien Leibers Geschichten
die Inspirationsquelle.
Die Geschichten sind sehr durchwachsen, was das Buch im Endeffekt leider
nur ins gehobene Mittelfeld bringt: Die kurzen Brückengeschichten
wie Ihre Herrin, das Meer oder Im Zelt der Hexe sind oftmals
eher schwach, aber dafür sind einige der längeren Geschichten
höchst originell; das Adepten-Gambit alleine ist eine so hervorragende
Geschichte, daß man über die schwächeren Geschichten gerne
hinwegsieht. Sowohl das Vorwort als auch die Einleitung sind zwar durchaus
interessant, aber zu kurz um dem Buch mehr Gewicht zu verleihen.
(rezensiert von: Theophagos)
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