Worum's geht:
Das Volk der Insomnier ist gegenüber den anderen Bewohnern Phantásiens
im Nachteil: Neben dem Nichts, das sie alle bedroht, müssen sie sich
auch noch vor dem Vergessen in Acht nehmen, das all jene Insomnier befällt,
die sich nicht hinter die schützenden Mauern der Stadt Seperanza
retten können. In dieser Stadt, der Stadt der vergessenen Träume,
sind die Insomnier vor dem Vergessen sicher und dort können sie bleiben,
bis sie wieder "den Ruf" vernehmen. Der "Ruf" ist
eine geheimnisvolle Macht, die den Insomniern erlaubt, sich gefahrlos
in den Weiten Phantásiens zu bewegen ohne vom Vergessen befallen
zu werden. Allerdings hat schon lange keiner mehr "den Ruf"
vernommen und immer mehr Insomnier suchen den Schutz der Stadtmauern,
was langsam zu drangvoller Enge führt
Was hat es mit dem Vergessen auf sich? Warum befällt es nur die Insomnier
und niemand sonst? Was bedeutet der geheimnisvolle "Ruf", und
warum vernimmt ihn kaum noch jemand? Der einzige, der diesen Geheimnissen
auf die Spur kam, wurde vor langer Zeit aus Seperanza verbannt, denn seine
Erkenntnisse bargen Gefahr für den Frieden in der Stadt
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Warum's so gut
ist:
"Ganz Phantásien steht auf Grundfesten aus vergessenen
Träumen
"
Auf diesen Satz, den Michael Ende in den Mund des blinden Bergmannes Yor
gelegt hat, baut Peter Freund diese Legende von Phantásien:
Der Roman hat zwei Handlungsstränge, die parallel verlaufen und die
die Geschichte dreier Kinder erzählen: Der erste Strang berichtet
über das Schicksal zweier Geschwister, deren Eltern vom geheimnisvollen
Vergessen heimgesucht wurden, und deshalb vom Angesicht Phantásiens
verschwunden sind. Der zweite erzählt die Geschichte von dem elfjährigen
Mädchen Saranya in der Stadt Seperanza, der Tochter des "Hohen
Herrn" der Stadt
Durch einen unglücklichen Zufall erfährt Saranya, das sie in
einem Weidenkorb auf der Treppe des Hauses ihrer "Eltern" abgelegt
worden ist, und versucht nun herauszufinden, wer ihre wirklichen Eltern
sind. Während ihrer Nachforschungen stößt sie auf ein
schreckliches Geheimnis
Zur gleichen Zeit versuchen Kayún und seine Schwester Elea verzweifelt,
die Stadt Seperanza zu erreichen, denn nur die schützenden Mauern
der Stadt können die beiden Kinder vor dem schlimmen Schicksal bewahren,
das ihre Eltern schon ereilt hat. Den beiden dicht auf den Fersen sind
furchterregende Gestalten in schwarzen Kapuzenmänteln, die Kayún
und Elea um jeden Preis in ihre Gewalt bringen wollen
Die Geschichte läßt sich flüssig lesen, es gibt keine
umständlichen Beschreibungen, die die Handlung unnötig in die
Länge ziehen, und der Autor verweilt nie zu lange bei einer Szene.
Er verläßt einen Schauplatz dann, wenn es am Interessantesten
wird. Mit diesem alten stilistischen Mittel hält er den Leser bei
der Stange, und so fällt es einem immer ein wenig schwer, das Buch
aus der Hand zu legen, obwohl es in sprachlicher Hinsicht nicht unbedingt
zu den Offenbarungen zählt. So zieht man z. B. dauernd eine Schnute
anstatt ab und zu einmal skeptisch zu schauen, die Stirne kraus
zu ziehen, die Schultern zu zucken, argwöhnisch zu
sein, scheinbar teilnahmslos aus dem Fenster zu blicken oder
was man sonst noch tun kann, wenn das Gegenüber etwas von sich gibt,
das einem nicht gefällt.
Am lästigsten ist allerdings der Satz das ist eine andere Geschichte
und soll deshalb auch ein andermal erzählt werden... Nicht weil
(ausgerechnet) dieser Satz gebraucht wurde, fällt er etwas unangenehm
auf, sondern weil er zu oft gebraucht wurde an Stellen, wo man auf diese
Wendung hätte verzichten können.
Wenn man dieses Buch liest sollte man keinen Roman im Stil von Michael
Ende erwarten - es wäre sonst eine herbe Enttäuschung. Wenn
man allerdings die Stadt der vergessenen Träume als selbständige
Geschichte betrachtet, von jemandem erzählt, der sich eigene Gedanken
zu einem weiteren losen Ende in der Unendlichen Geschichte gemacht hat,
dann ist diese Geschichte durchaus empfehlenswert. Peter Freund hat die
Legenden um die "Grundfesten Phantásiens" um seine Sicht
der Dinge bereichert, und es ist ihm gelungen zu erzählen, wie sich
die Sache mit den vergessenen Träumen und dem Bergwerk der Bilder
denn nun wirklich verhält. Manches in seiner Erzählung bleibt
jedoch leider unaufgeklärt,
was den Roman am Ende doch ein wenig unausgegoren wirken lässt
(rezensiert von: Katerchen)
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