DAS MAGISCHE ZIMMER

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1 Rezension
-In einem Tal südlich der gewaltigen Cadair-Idris-Berge in Wales, bei dem kleinen Ort Corris, liegt der Zugang zu einem riesigen, verzweigten Höhlensystem, das man König Artus' Labyrinth nennt.-
Die Welt der Zauberei
Zyklus/Band -
Autor Pullman, Aiken, Dahl, Bradbury; hg.: Peter Haining
Original The Wizard's Den
Erscheinungsjahr 2001; dt. 2002
Verlag Heyne
ISBN 3-453-21269-X
Subgenre (Kinder- und Jugenbücher)
Seitenzahl 271
Probekapitel -
Worum's geht:
Das magische Zimmer ist eine Sammlung von Geschichten, deren Protagonisten zum größten Teil Kinder sind und die alle von Zauberei und Magie handeln.

Warum's so gut ist:
Jeder, der dieses Buch liest, darf sich an dem lustigen Ratespielchen beteiligen: Für Leser welcher Altersgruppe ist es wohl gedacht? Erschienen ist Das magische Zimmer in Heynes Allgemeiner Reihe und der Verlag wirbt mit dem Slogan "Spannende Geschichten aus dem Reich der Magie". Was der Verlag vornehm verschweigt, und was der Leser nur ahnen kann, wenn er die hier versammelten Autoren kennt, ist, daß dieses Buch nur für Leser zwischen zehn und zwölf Jahren spannend ist. Wenn Sie das Buch unbesehen in einer Internetbuchhandlung bestellen, finden sie keinen Hinweis darauf, daß die Geschichten in erster Linie für Kinder gedacht sind. Heyne versucht mit dieser Anthologie auf den Harry-Potter-Zug aufzuspringen. Im Buch findet sich folgende Mitteilung: "Der Herausgeber stellt die Geschichten in kurzen Einleitungen vor und zeigt so spannende Zusammenhänge und Traditionslinien auf: Joanne K. Rowlings jugendlicher Held ist keine singuläre Erscheinung…" Tatsächlich ist in den Einleitungen bei jeder Gelegenheit von Harry Potter die Rede. Handelt die Geschichte von einem Drachen, wird Ron Weasley als Drachenexperte erwähnt, kommt ein Adoptivvater darin vor, wird auf Harrys Pflegeeltern verwiesen, spielen Kinder irgendein Spiel, erwähnt Haining in seiner Einleitung unvermeidlich Quidditch. Nur sind das alles durchaus keine spannenden Zusammenhänge, sondern es ist der Versuch, so oft wie möglich Rowlings Verkaufsschlager zu erwähnen und so alle Harry Potter Fans, die händeringend "Bücher wie Harry Potter" suchen, zum Kauf dieses Buches zu bewegen. Wahrscheinlich spielen die meisten der Geschichten deshalb auch in Schulen oder handeln von Schülern auf Klassenreise etc. Diese Varianten des immer gleichen Themas Zauberei in der Schule öden vor allen Dingen dann an, wenn man sie direkt nacheinander liest. Der Haken an dieser Sammlung ist, daß man sie aber keineswegs unter die Rubrik Kinder-und Jugendbuch einordnen kann. Denn obwohl der größte Teil der Geschichten bedenkenlos von Zehnjährigen gelesen werden kann, so gilt dies nicht für alle Erzählungen: Die Satansschüler könnte für so junge Kinder zu gruselig sein, in Der unsichtbare Junge sticht eine Hexe urplötzlich eine Nadel ins Auge einer Fledermaus. Das Überraschungs-Ei kann zwar von Kindern gelesen werden, aber sie werden spätestens dann die Lust an der Geschichte verlieren, wenn sie in eine Satire abgleitet, ein Arbeiter sozialistische Reden schwingt und gegen imperialistische Drachen wettert. Im letzten Drittel des Buches taucht dann plötzlich eine Geschichte auf, die in des Wortes doppelter Bedeutung ausgezeichnet ist. Sie ist hervorragend und wurde 1988 als "The Year's Best Fantasy" ausgezeichnet, ihr Titel: Ich heiße Dolly von William F. Nolan. Nur gehört diese Kurzgeschichte in kein Kinderbuch. Zwar ist die Hauptperson ein kleines Mädchen, aber dieses Kind wird von seinem Adoptivvater sexuell belästigt und rächt sich auf sehr dramatische Weise an ihrem Peiniger. Philip Pullmans Lesen ist die einzige Geschichte in dieser Anthologie, die für jüngere und ältere Leseratten gleichermaßen interessant sein dürfte, da jeder der leidenschaftlich gern liest, die Handlung nachvollziehen kann. Auch Diana Wynne Jones Erzählung Carol Oneirs hundertster Traum kann von Kindern und Erwachsenen mit Gewinn gelesen werden.
Übersetzt wurden alle Geschichten von einer einzigen Übersetzerin und wahrscheinlich mit Blick auf ein jüngeres Lesepublikum. Das hat zur Folge, daß alle Geschichten, ob sie nun 1937 oder 1989 zum ersten Mal erschienen sind, dieselbe moderne Sprache besitzen, was die Erzählungen nivelliert und sie ihres individuellen Charakters beraubt.
Die Geschichten sind durchaus nicht schlecht, sie sind nur falsch zusammengestellt. Als erwachsener Käufer dürfen Sie nun entscheiden, ob Sie 7,95 Euro für zwei, drei gute Geschichten ausgeben möchten oder ob Sie das Buch mit ruhigem Gewissen ihren Kindern überlassen können und diese auch die Erzählungen lesen lassen, die nicht für sie geeignet sind.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Teilweise gute Geschichten von renommierten Autoren, die durch die falsche Zusammenstellung und den Versuch des Verlages, sich an den Harry Potter-Hype zu hängen, unter Wert vergeudet werden.


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