DAY OF THE MINOTAUR
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1 Rezension
-My history belongs to the princess Thea, niece of the great kind Minos, and to her brother Icarus, named for the ill-fated son of Daedalus who drowned in the sea when his glider lost its wings.-
Chapter 1: The Wooden Wings
Zyklus/Band Minotaur Trilogy (1)
Autor Thomas Burnett Swann
Übersetzung Die Stunde des Minotauren
Erscheinungsjahr 1966
Verlag Ace
ISBN 0-441-13921-3
Subgenre Märchen, High Fantasy
Seitenzahl 164
Probekapitel -
Worum's geht:
Kreta wird von Feinden aus dem Norden überfallen, und die beiden Königskinder Thea und Icarus können den einfallenden Horden mit Hilfe eines hölzernen Gleiters entfliehen.
Obwohl sie davor gewarnt worden sind, müssen sie mit dem Gleiter am Rande des abgelegenen Zauberwaldes landen, den kein Mensch je betritt. Als sie dennoch gefangen werden und sich tatkräftig gegen die Feinde zur Wehr setzen, werden sie in die Höhle des gefürchteten Minotauren geworfen, auf daß er sie verspeisen möge. Doch alles kommt anders: Eunostos, der letzte Minotaur, hat wenig Interesse an Menschenfleisch, vielmehr dagegen an der Schönheit der Prinzessin Thea - allerdings ist er ein eher schüchterner Zeitgenosse. Kurzerhand nimmt er die beiden jungen Königskinder mit in seine Behausung im Zauberwald und bietet ihnen dort Schutz.
Als die Angreifer das erfahren, ist ihnen der Zauberwald mit seinen Dryaden, Zentauren und vielen anderen Fabelwesen ein Dorn im Auge...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Wer als Jugend-Lektüre einmal mit Begeisterung die Sagen des klassischen Altertums gelesen hat, wird wohl aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, wenn er von Thomas Burnett Swann in dessen Version der antiken, mythischen Welt entführt wird. Auf eine ganz eigene Art beschwört der Autor den Zauber einer vergangenen Zeit herauf, bringt die Geschehnisse anschaulich und direkt vor das innere Auge, ohne aber auf eine Art Schleier zu verzichten, so daß der Leser niemals die paar tausend Jahre vergißt, die zwischen ihm und der von Swann beschriebenen Zeit liegen. Eine Gratwanderung zwischen Fremdem und Vertrautem, die der Autor hauptsächlich anhand von poetischer Sprache und einem vermittelnden Erzähler - Eunostos, dem Minotauren selbst - meistert.
Ein gelungener Vorspann soll der Erzählung einen historischen Kontext verleihen - ein alter Kniff, der hier aber sehr schön eingepaßt ist und der Geschichte einen Rahmen gibt. Hat man dann erst einmal den erzählenden Minotauren kennengelernt, muß man den bescheidenen, ruhigen Muskelprotz mit der poetischen Ader, der sein Licht gerne unter den Scheffel stellt, von der ersten Seite an ins Herz schließen. Dabei ergeht es ihm im Verlauf der Geschichte ohnehin nicht besonders gut: Mit den beiden flüchtenden Königskindern, die er bei sich aufnimmt, bringt er Ärger in sein Haus und seinen Wald. Anfangs ganz harmlos, fängt die liebreizende Thea an, den ursprünglichen und naturverbundenen Minotauren zu domestizieren: Sie räumt sein Haus auf, schneidet die Blumen aus seinem geliebten Kraut- und Rübengarten ab und steckt sie in Vasen und rümpft die Nase über seine rustikalen Freunde, die Dryade Zoe und den Zentauren Moschus. Als dann auch noch der wilde Ajax mit seinen Kampfgenossen den Wald angreift, weil er die beiden Königskinder haben will, wird langsam klar, daß die Zeit der Fabelwesen von der Zeit der Menschen abgelöst wird. Auch das ist ein alter Topos der Fantasy - das Schwinden des Zaubers aus der Welt. Das Ende der Erzählung, bei deren letzter Kapitelüberschrift The Passing of the Beasts man schon schlimmstes fürchtet, steht dem Ende eines Herrn der Ringe diesbezüglich in nichts nach: meisterhaft werden Melancholie und Trost miteinander verbunden, wobei die versöhnlichen Elemente für die Charaktere überwiegen, die Welt aber "gemindert" zurückbleibt.
In nicht einmal 200 Seiten sollte man sich aber von Day of the Minotaur keine komplexe Handlung erwarten; die Gechichte plätschert eher dahin, aber nicht als langweiliger Strom, sondern eher als hübsch anzusehender, munterer Bach. Der poetische, gewitzte und manchmal auch anzügliche Schreibstil allein ist schon ein Vergnügen, und nur in dieser gekonnt umgesetzten archaischen Atmosphäre kann man zum Beispiel von den gefürchteten "swelling breasts" lesen, ohne gleich "Kitsch, lass nach!" zu stöhnen. Auf dem kleinen Raum sind auch die Charaktere liebevoll dargestellt, und die Atmosphäre lebt von den Fabelwesen, die gerade ausreichend klischeemäßig sind, um vertraut zu wirken, aber kein Quentchen mehr. Märchenhaft-poetische Fantasy in einer antiken Umgebung kann man sich nach der Lektüre dieses Buches kaum mehr anders vorstellen.
Ein deutlicher Stilbruch in diesem so gekonnt ausgearbeiteten Rahmen ist das Titelbild - ein muskelbepackter Minotaur mit der falschen Haarfarbe, eine halbnackte Frau, ein Held im Hintergrund, ein reißerischer Schriftzug. Man betrachte sich einmal das Bild und vergleiche mit folgendem Zitat von Eunostos, als er erstmalig auf die schöne Thea trifft, und urteile selbst: I stood awkwardly, shifting my weight from hoof to hoof, and wondered what I could say to reassure her. 'He's right,' I blurted. 'I want to be your friend, and you won't have to pleasure m-m-me.'
(rezensiert von: mistkaeferl)

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Fazit: Ein poetisches, herzerwärmendes Fantasy-Märchen in antikem Setting.


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