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DER ZAUBER DER EVA |
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Wertung:
4 1/2 von 5 1 Rezension |
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-Der
Sylane wartete einige Augenblicke, nachdem er sich verstofflicht und für
menschliche Sinne wahrnehmbar gemacht hatte.- I Von der Ankunft des Versuchers |
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Worum's geht:
Der junge Romanzier Gerald Musgrave wird vom alten Sylanen Glaum aufgesucht. Dieser macht Gerald, der ein großer Künstler der Hexerei werden will und somit nach Antan reisen muß, ein verlockendes Angebot: Glaum übernimmt den Körper und Geralds spiritueller Leib wird damit von körperlichen Bedürfnissen (und der Geliebten Evelyn) befreit, so daß er auf der Straße der Götter nach Antan ziehen kann. Vor dem Aufbruch trifft er Horvendil, der ihm den silbernen Hengst Dom Manuels überreicht. Wenn Gerald auf diesem Tier in Antan einzieht, kann er den Meisterphilologen von seinem Thron verstoßen und mit Königin Freydis verfahren, wie es der Situation angemessen ist. Aber auf dem Weg dorthin lauern ihm allerlei Verführerinnen auf, die bereit sind ihm zu vertrauen und alles zu geben... |
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Bibliotheka
Phantastika verleiht![]() Gerald Musgrave lebt zu Beginn des 19. Jahrhunderts im fiktiven Lichfield der südlichen USA. Dieses Setting spielt allerdings nur in sofern eine Rolle, wie das Milieu in Gerald fortwirkt - immer wieder kommt er auf dessen bigotte Moral im allgemeinen und Sexualität im speziellen zu sprechen. Schnell aber geht es über die Straße der Götter in die surrealistischen, (alp-)traumhaften Gefilde der Reiche Doonham, Dersam, Lytreia, Turoine und Mispec Moor - den Marken von Antan, dessen Herr der rothaarige Horvendil ist. In diesen Anagramm-Ländern kommt der Umwelt aber ebenfalls kaum Bedeutung zu, es geht vielmehr um das bizarre Verhalten seiner Bewohner; so wird in Lytreia die heilige "Nase" verehrt (wobei dieses Organ, so weiß Gerald, eigentlich "Zunge" heißt), die jetzt leider schlaf und kraftlos ist - niemand kann mehr niesen. In Turoine dagegen leben geschäftige Zauberer, die über viel nützliches Wissen verfügen - im Einzelfall ist es aber nicht hilfreich. Die Sphinx macht klar: Es gibt nichts Neues in Turoine. Magische Elemente gibt es unzählige: Zauberer, Hexen, die Sphinx, eine Fuchsfrau, Götter en masse, Mythen und derlei mehr. Es werden Zaubersprüche gewirkt und in magische Spiegel geblickt, doch immer ist die Symbolhaftigkeit deutlich, alles ist ein wenig schräg und ungewohnt, bisweilen ins Groteske überzogen. Es gibt relativ viele auftretende Figuren, doch die meisten haben nur ein eher kurzes Gastspiel in der Geschichte. Es sind allesamt flache Figuren - Masken könnte man sagen - aber dieses ist ganz im Sinne Cabells, dem es um Strukturen geht, welche die menschliche Gesellschaft durchziehen und nicht um Persönlichkeiten. Die Figuren sind einigermaßen witzig aufgebaut: Hinter äußerst exzentrischen Auftreten verbergen sich durchaus zentrische Verhaltensweisen. Evadne, Evasherah, Evarvan, Evaine - und Evelyn sind alle junge, schöne Frauen, die Gerald an sich binden wollen und vor allem seine Aufmerksamkeit besitzen wollen - dafür sind sie bereit alles zu geben. Maya mit den schönen Brüsten dagegen, die in Mispec Moor lebt, ist eine pragmatische Frau, nicht übermäßig schön, die immer zu einem vernünftigen Verhalten rät. Gerald selbst ist ein junger Mann, der von etwas vorangetrieben wird, von dem er nicht weiß, was es ist. Auf der Straße der Götter (auf der die Zeit viel schneller vergeht) entpuppt er sich als Gott Wehr der Hellhaarige, der sein Königreich Antan in Besitz nehmen soll - doch alle wünschen seinen weißen Hengst, ohne den er nicht mehr als Herrscher reisen kann. Geralds Reise auf der Straße der Götter nach Antan wirkt auf den Blick wie eine episodenhafte Queste nach dem prophezeiten mystischen Königreich, wo Gerald das erste Wort des Meisterphilologen erhält, die dritte Wahrheit, was seine Künste als Zauberer perfektionieren würde. Doch schnell wird deutlich, daß es um mehr geht - es geht um den richtigen Platz im Leben, symbolisiert durch die verschiedenen Länder in den Marken Antans, zu finden. Damit wird es zu einer Art Entwicklungs-/Bildungsgeschichte. Aber die maskenhaften Figuren weisen schon darauf hin: Es geht auch um Strukturen der Gesellschaft, genauer gesagt, um das Verhältnis des Suchenden zu seiner Umwelt. Gerald steht für Cabells dritte Lebensansicht - die Poetische. Gerald gibt sich nicht mit den Umständen zufrieden, er glaubt, daß es neben den zwei Wahrheiten noch eine dritte gibt, daß "sie paaren sich und sterben" nicht alles im menschlichen Leben ist. Kurzum: Er lehnt die materielle Komponente ab und sucht nach einer höheren. Die Geschichte wird von einen zurückhaltenden Erzähler aus auktorialer Perspektive geschildert, wenngleich sie leicht zur personalen Perspektive Geralds neigt. Auch wenn es hin und wieder einen abschweifenden Blick gibt, gibt es doch nur einen Erzählstrang. Zunächst geht es ganz forsch progressiv voran, doch im Laufe der Zeit tritt ein eigentümlicher Effekt ein, so daß man kaum entscheiden kann, ob die Handlungsverlauf progressiv, stagnierend oder desillusionierend ist - es bleibt der Neigung des Lesers überlassen. Weiterhin ist auf eine sehr interessante Passage hinzuweisen: Mit einem Blick in den Spiegel von Caer Omn tritt Gerald eine Reise des Geistes durch Raum und Zeit an, die in Form des "stream of consciousness" (wenn auch mit Satzzeichen) verfaßt wurde. (S. 81-90) Der Stil ist ironisch mit vielen eleganten, aber nicht eben einfachen Sätzen, gepaart mit eigentümlichen kurzen Sätzen und einer interessanten und künstlichen Wortwahl, die gut zu dieser Komödie des romantischen Lebens passen. Dieses ist die fünfe Geschichte aus der Poictesme-Reihe; sie ist sicherlich ohne weiteres für sich lesbar, doch hier taucht eine große Zahl alter Bekannter aus den Vorgängern wieder auf und das Wissen um deren Hintergrund verleiht mancher Begegnung einen besonderen Dreh. Man kann ob der Darstellung der Frauen, leicht vermuten, daß die Geschichte sehr sexistisch sei: Alle Frauen wollen Gerald (den Mann) aufhalten, sie sind mit Janicot (Satan) verbündet etc. Zu bedenken ist hier aber, daß Janicot für die leiblichen Gelüste des Menschen steht und dieses nicht als per se böse gewertet wird, während die Frauen für verschiedene Aspekte der Gesellschaft, vor allem aber "Heim" stehen - es werden also sexistische Bilder verwendet, auch wenn es scheint, als wenn Cabell nichts Sexistisches sagen wollte. (rezensiert von: Theophagos) |
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Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch... |
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Fazit: Geralds Reise nach Antan und Aufenthalt in Mispec Moor sind eine Bildungsgeschichte und darüber hinaus eine Aussage über eine mögliche Auffassung menschlichen Lebens; eine sehr interessante Geschichte für Leser, die länger über die Bedeutung und den Wert einer Geschichte nachdenken wollen. |
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