PRINZ FAISALS RING

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
-"Was erhältst du, wenn du einen Trunk mischst aus dem edelsten Wein, dem stärksten Rum und dem reinsten Quellwasser?" "Etwas ganz und gar Untrinkbares", antwortete er. Diese Antwort schien die Wahrsagerin zu erheitern. "Du hast dich eben selber beschrieben, Tom Collins." -
Tom Collins
Zyklus/Band -
Autor Bjarne Reuter
Original Prins Faisals Ring
Erscheinungsjahr 2000, dt. 2002
Verlag Sauerländer
ISBN 3-7941-4800-2
Subgenre Kinder- und Jugenbücher
Seitenzahl 491
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Karibik im 17. Jahrhundert: Der 14jährige Tom Collins lebt mit seiner Mutter und seiner Halbschwester auf einer kleinen Insel. Sie arbeiten für den selbstgefälligen Wirt einer Schänke. Jede Nacht träumt Tom, sie alle freikaufen zu können, doch dazu bräuchte es schon einen Schatz, den der Junge bei seinen Spaziergängen am Strand zu finden hofft, wenn Handelsschiffe vor der Küste zerschellt sind. Eines Nachts fischt er den schiffbrüchigen Ramon und einen Sklaven aus dem Meer. Der junge Sklave sei Gold wert, versichert Ramon, denn er sei der Sohn des Königs von Kap Verde. Tom und Ramon beschließen ihn in seine Heimat zu bringen und die königliche Belohnung zu teilen. Doch bevor sie zu dritt in See stechen, stiehlt sich Ramon mit seinem kleinen Gefangenen davon. Nachdem er der Chance auf Reichtum so nahe war, lässt sich Tom jedoch nicht so einfach abschütteln und begibt sich, in der Hoffnung Ramon und den Sklaven noch einholen zu können, auf die erste große Reise seines Lebens, die ihn unter Anderem zu wilden Piraten, wohlhabenden Kolonialherren, britischen und spanischen Soldaten und Luzifers Stiefel führen wird.

Warum's so gut ist:
Wenn es ein Buch mit Stevensons Schatzinsel aufnehmen kann, dann dieses. Hier werden die Mythen der Sieben Weltmeere, aber ebenso die Tiefe der menschlichen Seele ausgelotet. Eine Wahrsagerin, die so alt ist, dass sie von der Schöpfung zu berichten weiß und vom grünen Pelikan, der die Nacht in die Welt brachte. Ein blutrünstiger Seeräuberkapitän, der seinen Männern den Ringfinger abfordert, in dessen Mittelglied deren Gier nach Gold wohnt. Ein gnadenloser Inquisitor, der mit Soldaten und Henker die Inseln bereist. Ein Schwindler, der das Leben zu überlisten vermag und doch auf dem Friedhof der verlorenen Seelen endet. Aus Dutzenden solcher Zutaten ergibt sich eine Atmosphäre, die den Leser vollkommen einnimmt. Bis ins Detail begegnet man in der Geschichte nichts und niemandem, wodurch die Fantasie nicht beflügelt würde. Darin zeigt sich das große Talent Reuters, den einfachsten Dingen in wenigen Sätzen und mit wundervollen Metaphern Farbe und Leben zu geben. Sogar den allgegenwärtigen Ratten wird eine Rolle jenseits des bloßen Ungeziefers zugestanden: als "kleine zottige Zeugin" der Menschheitsgeschichte gewinnt sie eine ganz eigene Faszination. Zu all den bemerkenswerten Figuren und sonderbaren Stationen führt uns Tom Collins. Seine Reise verläuft - vom wenig glanzvollen Beginn an bis zur großen Überaschung am Schluss - keineswegs vorhersehbar, was der Nachvollziehbarkeit der Geschichte allerdings nie schadet. Im Gegenteil stellen diese unerwarteten Wendungen wohltuende Abwechslungen dar, die eine eingefahrene Erwartungshaltung bei Karibik-Piraten-Glücksritter-Kolonialzeit-Abenteuer-Romanen gehörig aufmischen. Auch Toms charakterliche Entwicklung orientiert sich nicht an einem möglichst simplen Plot, sondern an der Tatsache, dass sich 14jährige menschlich und logisch nunmal daneben benehmen können und längst keine fertig gebackenen Helden sind. Bis zum Schluss wandelt sich Tom, der mit viel Seemannsgarn seinen Weg macht, nicht zum blütenreinen Charakter. Verständlich, denn der Herrgott erprobt an ihm mehr als eine Methode, wie sich ein Mensch von der Erde tilgen ließe.
Elemente aus Märchen, klassischem Abenteuer-, Schelmen- und Bildungsroman, der historische Hintergrund, dazu Reuters eleganter Erzählstil schaffen eine einzigartige Stimmung. Wie immer bei besonders guten Jugendbüchern ist Prinz Faisals Ring auch Erwachsenen zu empfehlen. Nur könnte es wenig geübten Jugendlichen, die nicht auch zwischendurch mal "Er-wachsenenbücher" lesen, vielleicht schwer fallen sich in der Atmosphäre einzuleben, worin dann auch das einzige Häkchen an diesem Buch bestehen mag. Für denjenigen, der ein wenig Zeit und Mut erübrigen kann, eröffnet sich allerdings eine reich gefüllte Schatztruhe.
Wer mit dem Fach-Seemännischen im Text so seine Schwierigkeiten hat, findet im Anhang übrigens alle nötigen Erklärungen von Außenklüver und Besan bis zu Steven und Talje.
(rezensiert von: Nungu)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Wolkenpanther

Fazit: Ein Muss (nicht nur) für Fans klassischer Abenteuerromane.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum