DIE PROPELLERINSEL

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Wertung: 3 von 5
1 Rezension
-Auf der Propellerinsel zählte nur, wer immense Reichtümer besaß .-
Kapitel 8
Zyklus/Band -
Autor Jules Verne
Original L'Ile à Hélice
Erscheinungsjahr 1895
Verlag Bärmeier & Nikel / Fischer
ISBN 3-436-01286-6
Subgenre klassische Phantastik
Seitenzahl 191
Probekapitel -
Worum's geht:
Als die berühmten Musiker Yvernes, Frascolin, Pinchinat und Sebastian Zorn mit sanfter Gewalt auf die Insel Standard Island gebracht werden, sieht es erst nach einer Entführung aus. Um so schlimmer, als die vier deswegen ein Konzert in San Diego versäumen. Doch entpuppt sich diese "Entführung" als ungewöhnlicher Auftrag für die Musiker, denn auf Standard Island wohnen entsetzlich reiche und entsetzlich miteinander verfeindete Menschen, denen die vier die Langeweile vertreiben sollen…
Ihre Konzerte auf der "Insel der Milliardäre" sind ein voller Erfolg und auch die Reise des schwimmenden Eilands durch die warmen und gemäßigten Breiten des Globus ist ein Genuß für das Konzert-Quartett - vor allem, weil es ihnen nicht an Luxus und allen vorstellbaren Annehmlichkeiten mangelt. So sehnen sich vor allem Pinchinat, Frascolin und Yvernes bald nach ein wenig Abwechslung.
Sie ahnen nicht, das sie davon bald mehr bekommen sollen, als ihnen lieb ist…

Warum's so gut ist:
Dieser Roman ist im deutschsprachigen Raum auch unter dem Titel Die Insel der Milliardäre erschienen, und dies würde den Kern der Geschichte eigentlich besser treffen, denn der Titel, den der Verlag Bärmeier & Nikel für seine Ausgabe gewählt hat, beschreibt nur ein technisches Detail der künstlichen Insel, um die es hier geht…
Die Musiker Yvernes, Pinchinat, Frascolin und Sebastian Zorn sind zu ihrem nächsten Konzert nach San Diego unterwegs, als sie einen folgenschweren Unfall haben. Die Kutsche, mit der sie unterwegs waren, kann unmöglich weiter fahren und so machen sich die vier mit ihren Instrumenten auf den Weg. Als sie in einem Dorf, nicht weit von der Unglücksstelle entfernt, ankommen, ist alles wie ausgestorben, nachdem die vier aber nicht irgendwelche Musiker sind, sondern das berühmte Konzert-Quartett, das in Amerika alle Häuser füllt, versuchen sie, mit einem Stück von Pawlow in H-Moll Aufmerksamkeit zu erregen. Das gelingt ihnen auch, denn aus der nun applaudierenden Menge tritt ein Mann auf sie zu und bringt sie unter Lobpreisungen und Versprechungen in eine geheimnisvolle Stadt.
Bald erfahren Pinchinat, Frascolin, Yvernes und Sebastian Zorn, daß sie von ihrem Führer zu einer schwimmenden, künstlichen Insel gebracht worden sind, auf der furchtbar reiche Menschen Ruhe vor der Welt suchen, und das sie die gelangweilte Bevölkerung mit ihrer Musik unterhalten sollen…
Die Geschichte, für sich genommen, gehört nicht zu der interessantesten Jules Vernes. Als die Musiker auf der Propellerinsel Standard Island angekommen sind, geschieht lange nichts Aufregendes. Verne beschreibt den Kurs, den die schwimmende Insel nimmt, nennt Namen und Lage von Atollen und Inseln, ergeht sich in nautischen Beschreibungen und der meteorologisch exakten Wiedergabe von Wetter- und Strömungsverhältnissen.
Ein Raubtierüberfall gehört zu einer der spannenderen Stellen der Romanhandlung, wobei diese Szene allerdings als eine reine Jagdorgie geschildert wird, bei der niemand ruht, bis alle "Bestien" zur Strecke gebracht sind. Die Tiere werden als wilde Ungeheuer dargestellt, die es unbedingt zu vernichten gilt. Wenn man dies heute liest, runzelt man unwillkürlich die Stirn, doch zu Lebzeiten Jules Vernes galten die Natur und ihre Geschöpfe - die Tiere und Pflanzen (der Mensch sah sich nicht als Teil der Natur, sondern als ihr überlegen und damit über der Natur stehend) - als dem Menschen feindlich und man feierte es als großen Triumph, wenn ein kapitaler Bär oder Tiger erlegt wurde… So bietet der Ende des 19. Jahrhunderts erschienene Roman eine Gelegenheit, sich in die damals herrschenden Vorstellungen ein wenig hineinzudenken, obwohl es heute schwer nachzuvollziehen ist.
Die Originalausgabe dieses Romans erschien 1895 in zwei Bänden, wurde in dieser Ausgabe neu übersetzt, sprachlich angepasst und gekürzt, er ist mithin gut zu lesen. Es gibt jedoch leider ein paar sprachliche Ausrutscher, die dem Werk etwas von seiner Würde nehmen. Dies ist einer der schlimmsten: Sie übergaben sich, als müssten sie einen Weltrekord im Kotzen aufstellen… Solche Wendungen stören die Atmosphäre des Romans beträchtlich, denn im ausgehenden 19. Jahrhundert hat man sich bei derartigen Unpässlichkeiten gewählter ausgedrückt.
Der Reiz dieser Erzählung liegt mithin auch eher im naturwissenschaftlich-technischen Bereich:
Ein Eiland, zusammengefügt aus meterdicken Stahlplatten, angetrieben mit zwei riesigen, jeweils am Steuerbord- und Backbordufer, befindlichen Motoren - zusammen 10 000 000 PS stark - die die überdimensionalen Schiffsschrauben dieser künstlichen Insel antreiben. Die Bewohner verfügen über hochmoderne Technik - nicht nur in Form von Telefonen und Telegraphen, sondern auch von Faxen, Radios, und Fernsehapparaten. Die großzügig angelegten Parks und Avenuen werden mit elektrischen Straßenlaternen beleuchtet und eine Trambahn befördert die fußlahmen Inselbewohner zum gewünschten Ziel. Dies alles wird über ein Schaltzentrum gesteuert, daß unseren heutigen Rechenzentren ziemlich ähnlich ist.
Mit dieser Geschichte hat Jules Verne einmal mehr bewiesen, daß er seiner Zeit weit voraus war, denn die nicht schwimmenden Varianten von Standard Island sind überall auf der Welt Wirklichkeit geworden.
(rezensiert von: Katerchen)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Das große Rennen

Fazit: Um seiner erstaunlichen technischen Vision willen ist dieser Roman lesenswert.


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