Worum's geht:
Egomo, der Pygmäenkrieger ist auf der Jagd nach dem Zwergelefanten,
um das Mädchen, das er liebt, für sich zu gewinnen. Keiner außer
ihm hat dieses Tier je gesehen und so sind die Mitglieder seines Stammes
sehr skeptisch. Eher glauben sie das Gerücht, daß am Grunde
des Lac Télé ein schreckliches Ungeheuer lebt - Mokéle
m' Bembé - das alle tötet, die sich zu nahe an das Ufer des
Sees wagen. Egomo glaubt nicht an die Existenz dieses Ungeheuers, doch
dann stößt er auf die Fußspuren eines riesigen Tieres
und als er dieser Spur folgt, findet er zahlreiche verstümmelte Leichen.
Ungefähr zur selben Zeit erhält der junge Londoner Wissenschaftler
David Astbury eine Einladung der reichen Lady Palmbridge. Lady Palmbridges
Tochter Emily, die vor einigen Jahren Davids große Liebe war, ist
im Kongo verschwunden als sie auf der Suche nach Mokéle m' Bembé
war, dessen genetisches Material angeblich dazu geeignet ist, das menschliche
Immunsystem unangreifbar zu machen. David soll Emily finden und genetisches
Material von Mokéle beschaffen. Auf seiner Expedition wird er von
dem australischen Großwildjäger Stewart Maloney und dessen
Freund und Gehilfen, dem Aboriginie Sixpence begleitet. Außerdem
gehört die kongolesische Wissenschaftlerin Elieshi n'Garong dem Team
an.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Spannend und unterhaltsam erzählt Thomas Thiemeyer von der Suche
nach dem sagenhaften Mokéle m' Bembé. Wer als Jugendlicher
gerne Abenteuerromane gelesen hat, wird auch an Reptilia seine
Freude haben. David Astbury ist ein netter Kerl, durchaus beherzt, aber
unerfahren. Da er seinen Forschungen bisher im Elfenbeinturm nachgegangen
ist, ist er zunächst mit den Gegebenheiten des kongolesischen Dschungels
leicht überfordert und sieht sich schon an Ebola dahinsiechen, als
er sich in den Finger schneidet. Er ist ein Greenhorn, ein Bücherwurm,
wie Old Shatterhand als der als Landvermesser in den Westen kam, wächst
aber wie dieser an den Gefahren, die er bewältigen muß, so
daß er gut gerüstet ist, als er seinem ärgsten Feind gegenüber
steht.
Maloney ist ein Großwildjäger von der Art, die man seit Hemingway
eigentlich für ausgestorben hielt. Von Schicksalsschlägen umgetrieben,
die er in der Vergangenheit erlitten hat, ist er wild entschlossen, Beute
zu machen. Zusammen mit seinem Aboriginie-Freund Sixpence bildet er ein
Paar, das an Robin Hood und Azeem erinnert, zumal Sixpence erwähnt,
daß er in Maloneys Schuld steht, weil der ihm das Leben gerettet
hat. Allerdings ist der Großwildjäger ein weit unsympathischerer
Zeitgenosse als der edle Robin. Trotzdem versucht Thiemeyer ihn dem Leser
als "warmherzig" zu verkaufen, was aber nicht gelingt, da er
ihn ansonsten als unangenehmen Charakter schildert. Das ist eine der Stellen
an denen sich der Autor ganz offensichtlich in absichtsvoller Weise an
den Leser wendet, wobei leider die Illusion verloren geht, daß man
eine "wahre" Geschichte erzählt bekommt. Es gibt mehrere
solcher Episoden in diesem Roman, in denen Thiemeyer aus seiner Geschichte
hervortritt, um dem Leser explizit eine Botschaft mitzuteilen. So muß
der begabte Wissenschaftler David mehrmals den Ahnungslosen spielen, z.B.
damit Elieshi ihm erklären kann, was "Infraschall" ist.
Es ist nicht nur unglaubwürdig, daß Astbury dies nicht weiß,
sondern es ist auch überflüssig. Man muß erwachsenen Lesern
nicht jede Kleinigkeit erklären, die sie vielleicht nicht wissen,
zumal man die Geschichte auch dann genießen kann, wenn man über
diese Information nicht verfügt und wer unbedingt wissen möchte,
was es damit auf sich hat, kann einen Blick in sein Lexikon werfen.
An einer anderen Stelle möchte Thiemeyer die Leser überraschen
und versucht ihnen deshalb weiszumachen, die Geräusche, die Elieshi
zu nachtschlafender Zeit in ihrem Zelt von sich gibt, hätten ihre
Ursache in einem Albtraum, was ihm aber auch niemand glauben wird, der
älter als zwölf ist. Besonders auffallend ist Thiemeyers Absicht,
sich über die Geschichte hinaus an seine Leser zu wenden, als Maloney
einmal auf rassistische und sexistische Weise ausfällig wird. Offensichtlich
aus Gründen der political Correctness, läßt er Sixpence
ihn sofort darauf hinweisen, daß er ja auch einer anderen Rasse
angehört und sie beide trotzdem Freunde sind. Auch hier wäre
das Eingreifen des Autors nicht nötig gewesen. Maloney ist dem Leser
mit Sicherheit schon vorher so unsympathisch, daß keine Gefahr besteht,
er könnte sich dessen Ansichten zu eigen machen. In all diesen Fällen
hätte Thomas Thiemeyer ruhig mehr auf seine Erzählkunst und
auf seine Leser vertrauen können.
Die eigentliche Jagd nach dem sagenumwobenen Ungeheuer ist aber so spannend
und bietet einige überraschende Entwicklungen, daß man sich
nach diesen ernüchternden Abschnitten wieder gern von der Geschichte
einfangen läßt.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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