RITTER DUNKLEN RUFES

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1 Rezension
-Er war neun Jahre und schwankte zwischen Kummer und Freude, und er flog unter den Sternen über das in Mondschein getauchte Land.-
Prolog
Zyklus/Band -
Autor David Gemmell
Übersetzung Knights of Dark Renown
Erscheinungsjahr 1989, dt. 1991
Verlag Goldmann
ISBN 3-442-42365-7
Subgenre High Fantasy, Dark Fantasy
Seitenzahl 392
Probekapitel -
Worum's geht:
Über die Länder der Gabala ist großes Leid hereingebrochen. Vor sechs Jahren verschwanden die neun Ritter der Gabala, die Garanten des Friedens. Seitdem ist der König immer brutaler und bösartiger geworden. Mit den acht roten Rittern an seiner Seite drängt er das Land an den Abgrund. Im großen Wald beim Herzogtum Mactha aber soll sich eine Rebellenarmee um den Gesetzlosen Llaw Gyffes sammeln, doch dieser ist bloß ein verbitterter Grobschmied. Dennoch treibt es langsam eine Reihe von Flüchtlingen mit besonderen Fähigkeiten in diesen Wald, und der Erste der roten Ritter erkennt die Gefahr, die daraus erwachsen könnte.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Ereignisse tragen sich weitgehend im Herzogtum Mactha und dem großen Wald zu, doch da die Geschichte sehr handlungsorientiert ist, sind die Beschreibungen der Umwelt eher beiläufig und dienen dem Erzeugen von Stimmungen. Die Länder der Gabala erinnern an eine Mischung aus frühem englischen Mittelalter, Malorys Artus-Sage und Robin Hood; die Bevölkerung ist bitter arm und geht einfachen Berufen nach, sie ist beinahe rechtlos und wird vom reichen Adel geknechtet. Die Ritter der Gabala erinnern an die Ritter der Tafelrunde, sie sind umhergezogen um Streit zu schlichten und Recht zu schaffen. Der magisch hochbegabte Waffenmeister ist das Pendant zu Merlin. Viele Namen sind der keltischen Kultur entliehen: Gwydion, Lámfhada, Llaw Gyffes etc. Die Gesetzlosen in den Walddörfern haben zeitweilig einen gewissen Robin Hood-Flair. Nicht ganz in diese keltophile Grundstimmung passen die Nomaden. Diese sind beinahe zur Gänze in das Land integriert, doch jetzt hat der König beschieden, daß sie von minderwertigen Blut sind, ihre Anwesenheit im Reich schwächt es, sie sind eine Krankheit, die es auszutreiben gilt - wem dieses nicht bekannt vorkommt, den rate ich, sich doch einmal die Geschichte Deutschlands im frühen zwanzigsten Jahrhundert anzusehen. Insgesamt ist das Setting zusammengestückelt, dennoch konnte Gammell ein kohärentes Ganzes daraus schaffen.
Es gibt eine große Zahl von Figuren, alleine im Personenregister sind zweiundzwanzig unterschiedliche Personen verzeichnet, davon sind aber nur vier Frauen. Die Charaktere der Figuren sind nicht besonders komplex ausgefallen, die meisten sind nur mit wenigen schwungvollen Strichen skizziert, sie haben nur einen ausgeprägten Charakterzug und eine dazugehörige besondere Fähigkeit. In der Zusammenstellung sind aber einige interessante Figuren dabei. Grunzer war ein Sklave, er ist häßlich und wurde vielfach mißhandelt, bis er entfloh und zu einem gefürchteten Dieb und Mörder wurde. Mit roher Brutalität ist er der Anführer einer Räuberbande geworden, dem es keinerlei Gewissenbisse bereitet, wenn er Menschen sterben läßt. Dennoch entwickelt der verachtete Unhold eine tugendhafte Seite, denn Nuada, der Sagendichter, zeigt ihm, wie es ist wenn man geachtet wird. Llaw Gyffes ist ein ehemaliger Grobschmied, dessen Frau ermordet wurde. Nachdem er sich rächte, wurde er zum Tode verurteilt, konnte aber in den Wald entkommen. Seitdem baut sich langsam eine Legende um ihn auf, doch er will nichts davon wissen. Er ist in die begehrte Arian verliebt, betrachtet dieses Gefühl aber als Verrat an seiner tote Frau. Mannan ist ein ehemaliger Ritter der Gabala, doch er war zu feige um durch das dunkle Tor zu reiten. Nun sucht er nach einem Weg, den verzauberten Helm abzusetzen, denn sein Bart wächst ständig und droht ihn zu erwürgen. Eigenartig ist auch Ubadai, der nomadische Diener des Grafen Errin. Nun wird nirgendwo eine Andeutung über Homosexualität gemacht, was bei all diesen klassischen Helden auch schräg wäre, aber der wortkarge Fährtenleser ist so maßlos loyal zu seinem Herren, daß es an wahre Liebe grenzt.
Ruad Ro-fhessa ist ein großer Handwerker, denn er weiß die Farben - also Magie - zu nutzen. Für ihn ist die schwarze Farbe, die Erde, am stärksten, mit ihrer Hilfe kann er wunderschöne Singvögel aus Gold fertigen oder machtvolle magische Waffen, die jede Rüstung durchdringen. Neben dem Schwarz gibt es noch das Grün des Heilers Gwydion, das unschuldige Gelb des Sklavenjungen Lug, das harmonische Weiß des Friedens, welches Nuada mit seine Geschichten zu beschwören vermag und das Rot der Krieger, erzeugt durch Zorn und Gewalt. Seit dem Verschwinden der Gabala sind die Farben aus dem Gleichgewicht geraten, das Rot droht alles hinwegzuspülen. Wer die Farben benutzt, der muß keine Zaubersprüche aufsagen, sondern mit seinem Geist nach den Farben ausgreifen und die notwendigen Verbindungen formen, wobei möglicherweise Hilfsmittel, wie ein Stück Fleisch um den Krebs einer Frau aufzunehmen, nötig sind. Daneben tauchen noch eine Reihe von Fabelwesen auf, die meisten sind gräßliche Monster, die vom König gesandt wurden, um seine Feinde im Wald zu zerreißen. Auch wenn es in der Geschichte viele magische Elemente gibt, sind sie doch auf der Welt eher selten.
Ritter dunkeln Rufes ist mit nur knapp 400 Seiten ein relativ kurzes Fantasy-Epos. Die Helden wachsen schließlich über sich selbst hinaus, und auch wenn sie dunkle Flecken auf ihren Westen haben und die Männer des Königs nicht durch und durch böse sind, ist dieses doch ein Kampf um das Leben der Welt. Es gibt etwa zehn Handlungsstränge, die sich mal aufsplitten und dann wieder mit anderen verbinden, bis es am Ende den großen Showdown gibt. Die Fabelwesen, die brutale Politik des Königs und das z.T. rigorose Ableben von Sympathieträgern sorgen zwar für eine düstere Stimmung, sind aber weder konsequent noch eindringlich genug geschildert, um tiefgreifenden Schauder auszulösen. Außerdem ist das Geschehen zu sehr im Physischen verhaftet, es gibt wohl innere Konflikte, aber diese werden zu schnell und nicht besonders überzeugend gelöst, die obligatorische Liebesgeschichte mit Hindernis gehört dazu. Der Sprachduktus, das schnelle Voranschreiten und die z.T. sehr spannende Geschichte sind dagegen typische Elemente der Sword & Sorcery, so passen die unkomplizierten und schnell lesbaren Sätze gut zum forschen Tempo. In der Wortwahl vergreift sich der Autor manchmal, z.B. wenn er davon schreibt, daß etwas wie eine Kanonenkugel einschlägt.
(rezensiert von: Theophagos)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Feuerbringer

Fazit: Der spannende Kampf zwischen den Männern des Königs und den Gesetzlosen des Waldes um die Zukunft; ein Epos für Leser, die lange Reihen abschrecken.


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