Worum's geht:
Im Norden des Kontinents Eion liegen die Königreiche der Marschen.Von
den ehemaligen vier Reichen ist nur noch Southmarch bewohnt, die anderen
wurden schon vor einigen Jahrhunderten von den Zwielichtler, märchenhaften
Wesen, die schon lange Zeit zuvor weit in den Norden des Landes zurückgetrieben
worden waren, zerstört. Der König von Southmarch wird im Süden
des Kontinents festgehalten, wo er hoffte ein Bündnis gegen den diktatorischen
Herrscher des Kontinents Xand zu schmieden, der nun auch seine Fühler
nach dem Kontinent des Nordens ausstreckt. Schon bald obliegt die Verantwortung
über Southmarch des Königs Zwillingskindern, Briony und Barrick,
die den Intrigen am Hofe ausgesetzt sind und bald schon einer noch größeren
Gefahr gegenüberstehen. Derweil findet der Funderling (die der Gestaltung
her etwas Tolkiens Hobbits ähneln) Chert, ein Kind nur wenig südlich
der Shadowline, hinter der sich vor Jahren die Zwielichtler zurückgezogen
hatten.
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Beweret mitSternen
(Besucher-Rezension):
Um es gleich vorweg zu sagen: ich beziehe mich im folgenden auf die Ende
Juli 2005 bei Klett -Cotta erschienene deutsche HC Ausgabe Die Schattengrenze
.
Der erste Teil des neuen Fantasy Epos aus der Tastatur von Großmeister
Tad Williams stützt sich auf altbewährte Konzepte; unweigerlich
drängt sich der Vergleich zur Osten-Ard-Saga auf: Das politische
Machtzentrum des Kontinents Eion befindet sich auf der gigantischen, uralten
Südmarksfeste, die, mit zahllosen Katakomben versehen, stark an den
Hochhorst erinnert. Der Leser wird permanent mit derlei architektonischen
Superlativen konfrontiert, daß es fast stört und zumindest
meine Bereitschaft zur Vorstellung arg strapaziert. Weniger wäre
hier mehr gewesen.
Die Geschichte setzt sich weitgehend aus bisher gut funktionierenden Ideen
des Fantasy-Genres zusammen, was bedeutet, daß die von mir so bewunderte
Originalität und Kreativität von Williams in diesem Werk nur
selten aufblitzt.
Eine recht düster geratene Macht, die "Zwielichtler", hält
also die Zeit für Rache gekommen und fällt in die Menschenlande
ein. Auf der Südmarksfeste werden todbringende Intrigen gesponnen,
kein Thronerbe scheint mehr sicher zu sein. Die wesentlichen Handlungsstränge
sind aus der Sicht vier unterschiedlichster Chraktere geschildert:
Die gegensätzlichen Königskinder Briony und Barrick, die als
junge Regenten schwere Entscheidungen zu treffen haben; der Funderling
Chert Blauquartz, der mit der Aufnahme eines Waisenjungen von jenseits
der Schattengrenze von einer Gefahr in die nächste gerät, und
die junge Ordensschwester Quinnitan vom südlich gelegenen Kontinent
Xand, deren Geschichte parallel abläuft und die in den Folgebänden
mit den anderen Personen verknüpft werden wird.
Eine Vielzahl kleinerer Handlungsstränge rundet das Werk ab; viele
Nebencharaktere wie die schreckliche Kriegsfürstin Yassammez oder
der tapfere Gardehauptmann Vansen sind in der Tat gut gestaltet und bieten
Potential für die Nachfolgebände.
In den Charakterzeichnungen findet sich jedoch leider auch der größte
Unterschied zur Osten-Ard-Saga: Gerade die Hauptfiguren sind für
Williams` Verhältnisse eher bescheiden ausgearbeitet, und gleiches
läßt sich auch zur generellen Atmosphäre sagen. Es fehlt
diese absolute Dichte, die gefangen nimmt und abtauchen läßt.
Die Figuren haben wir außerdem vielfach schon gehabt; die Funderlingsmineure
z.B. haben mich mit ihren langen Bärten, schweren dunklen Ledermänteln
und dicken Brillen und ihren Infanteriegeschützen doch stark an ein
Echtzeit Strategie Computergame erinnert. Hat Williams das nötig?
Die wundersame Bildsprache und der Witz aus den beiden vorangegangenen
Epen blitzt kaum einmal auf, dafür finden sich hier Sätze, von
denen ich kaum glauben kann, daß der Autor sie so geschrieben oder
gemeint hat. Ich gestehe, mein Englisch reicht mit Mühe und Not für
Harry Potter, und daher warte ich immer gern auf die Übersetzung
neuer Bücher, aber entweder hat Williams mächtig nachgelassen
oder die Übersetzerin Cornelia Holfelder von der Tann hat einfach
Schwierigkeiten mit der Intention des Autors. Es würde mich daher
interessieren, wie der Rezensent des Originals
die deutsche Ausgabe findet... Man nenne es provokant, aber manchmal bin
ich der Ansicht, daß es sinnvoll sein kann, wenn Autoren von gleichgeschlechtlichen
Personen übersetzt werden.
Erwähnenswert ist wieder die schöne Aufmachung; ein typisch
gelungenes Klett-Cotta Cover, dazu ähnlich wie bei der Osten Ard-Saga
ein großer Anhang mit allerlei Wissenswertem und einigen Karten
aus der Feder des Autors.
(rezensiert von: Thanatos)
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