Worum's geht:
Der junge Hywel Peredur trifft
einen Zauberer, der von Soldaten des Byzantinischen Reiches gefangen gehalten
wird. Er hilft dem Mann, will dafür aber unbedingt selbst in der
Magie ausgebildet werden...
Der junge Dimitrios ist Erbe einer byzantinischen Thronlinie, und um die
Anwärter auf den Thron möglichst unschädlich zu machen,
wurden sie vom Herrscher als Verwalter in die abgelegene Provinz Gallien
geschickt. Dimitrios freundet sich mit gallischen Eingeborenen an, doch
der Verrat ist immer nahe an der Adelsfamilie...
Cynthia ist eine Ärtztin aus Florenz, und zusammen mit ihrem Vater
betreut sie den schwerkranken Handelsherrn Lorenzo di Medici - ein gefährliches
Geschäft, auch wenn es die junge Frau bis in die höchsten Kreis
der Gesellschaft führt...
In einem Europa, in dem Byzanz fast die alleinige Herrschaft hat und nur
noch die britischen Inseln gegen das übermächtige Reich rebellieren,
versuchen diese unterschiedlichen Menschen einige Jahre später, unter
anderem auch noch unterstützt von Gregor von Bayern, einem Fachman
für Munition und seines Zeichens Vampir, den englischen König
Richard III. auf dem Thron zu bewahren so weiterhin die englische Unabhängigkeit
zu garantieren...
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
John M. Ford taucht tief in die mittelalterliche Geschichte Europas ein,
und erzählt mit einigen entscheidenden Veränderungen an verschiedenen
Punkten unter anderem die Geschichte der englischen Rosenkriege neu. In
seinem Europa ist Byzanz nach wie vor die mächtigste Kraft, und ein
byzantinischer Herrscher war es, der einst nicht das Christentum als alleinige
Religion in den Vordergrund rückte, sondern diesem riesigen Reich
absolute Religionsfreiheit verordnete, so daß die Christen in der
Minderheit sind und zahlreiche heidnische Kulte, wie etwa ein verbreiteter
Mithras-Kult, vorherrschen. Unter diesen Vorzeichen läuft einiges
ganz anders, als es die Geschichtsbücher berichten, und für
den vollen Genuß des Romans ist es nicht unerheblich, zumindest
ein paar geschichtliche Eckdaten zu kennen, um in der Mixtur aus neu entwickelter
und althergebrachter Geschichte nicht völlig verloren zu sein.
Selbst dann aber ist Fords Geschichte noch reichlich verworren: Die Struktur
des Romans ist schwer überschaubar, er besteht nur aus einzelnen
Fragmenten aus verschiedenen Zeiten, die zwar chronologisch, aber mit
vielen großen Lücken erzählt werden. Charaktere treffen
aufeinander und stellen Unternehmungen an, ohne daß dem Leser ihre
Motivation ganz klar wird - die steckt wohl irgendwo in den Teilen, die
Ford nicht erzählt hat. Immer wieder bleiben zentrale Fragen offen,
und wer gerne Erklärungen für das Geschehen möchte, statt
einfach nur zu akzeptieren, ist mit diesem Roman denkbar schlecht beraten.
Vieles muß man sich aus kleinen Andeutungen selbst erarbeiten, anderes
hingegen passiert - mit völlig neuen Hintergründen - genauso,
wie man es auch in einem Geschichtsbuch lesen könnte. Doch der fragmentarische
Charakter bleibt bis zum Schluß erhalten, und im Finale steigert
sich all das zu noch größerer Unverständlichkeit - hier
hätte man gerne eine ausführlichere Variante gelesen.
Dennoch ist Ford ein exzellenter Schriftsteller, das zeigt sich in jedem
einzelnen der Versatzstücke, aus denen Der Thron des Drachen
aufgebaut ist, und das rettet den Roman auch vor dem völligen Versinken
im Chaos. Seine Figuren sind von menschlichen Leidenschaften getrieben,
oder von unmenschlichen, wie der Vampir Gregor, der trotz seiner "Krankheit"
auf das Blut von Menschen verzichten will - aber manchmal keine andere
Wahl hat. Jede der Episoden ist an sich mit Genuß und auch Spannung
zu lesen, man hört einem sehr guten Erzähler zu, dessen Sprache
immer punktgenau trifft und der Emotionen wie Action zu beschreiben weiß.
Aber wenn man sich dann im nächsten Kapitel erst wieder mühsam
den Anschluß erarbeiten muß, bleibt letztendlich trotzdem
die Frage, ob sich der Aufwand lohnt - zumal am Ende nicht das Gefühl
vorherrscht, einen runden und gänzlich durchdachten Roman gelesen
zu haben. Einen interessanten schon, denn Fords verändertes Europa
ist eine Entdeckung, die sich lohnt.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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