DER THRON DES DRACHEN

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1 Rezension
-Die von den Römern gebaute Straße durchzog Nordwales ein wenig landeinwärts. Soe verlief zwischen der Irischen See und den Bergen von Gwynedd und Powys, an dem Kupfer und Blei vorbei, nach dem das Imperium lechzte.-
Gwynedd
Zyklus/Band -
Autor John M. Ford
Original The Dragon Waiting
Erscheinungsjahr 1983, dt. 1985
Verlag Goldmann
ISBN 3-442-30051-7
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 381
Probekapitel -
Worum's geht:
Der junge Hywel Peredur trifft einen Zauberer, der von Soldaten des Byzantinischen Reiches gefangen gehalten wird. Er hilft dem Mann, will dafür aber unbedingt selbst in der Magie ausgebildet werden...
Der junge Dimitrios ist Erbe einer byzantinischen Thronlinie, und um die Anwärter auf den Thron möglichst unschädlich zu machen, wurden sie vom Herrscher als Verwalter in die abgelegene Provinz Gallien geschickt. Dimitrios freundet sich mit gallischen Eingeborenen an, doch der Verrat ist immer nahe an der Adelsfamilie...
Cynthia ist eine Ärtztin aus Florenz, und zusammen mit ihrem Vater betreut sie den schwerkranken Handelsherrn Lorenzo di Medici - ein gefährliches Geschäft, auch wenn es die junge Frau bis in die höchsten Kreis der Gesellschaft führt...
In einem Europa, in dem Byzanz fast die alleinige Herrschaft hat und nur noch die britischen Inseln gegen das übermächtige Reich rebellieren, versuchen diese unterschiedlichen Menschen einige Jahre später, unter anderem auch noch unterstützt von Gregor von Bayern, einem Fachman für Munition und seines Zeichens Vampir, den englischen König Richard III. auf dem Thron zu bewahren so weiterhin die englische Unabhängigkeit zu garantieren...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
John M. Ford taucht tief in die mittelalterliche Geschichte Europas ein, und erzählt mit einigen entscheidenden Veränderungen an verschiedenen Punkten unter anderem die Geschichte der englischen Rosenkriege neu. In seinem Europa ist Byzanz nach wie vor die mächtigste Kraft, und ein byzantinischer Herrscher war es, der einst nicht das Christentum als alleinige Religion in den Vordergrund rückte, sondern diesem riesigen Reich absolute Religionsfreiheit verordnete, so daß die Christen in der Minderheit sind und zahlreiche heidnische Kulte, wie etwa ein verbreiteter Mithras-Kult, vorherrschen. Unter diesen Vorzeichen läuft einiges ganz anders, als es die Geschichtsbücher berichten, und für den vollen Genuß des Romans ist es nicht unerheblich, zumindest ein paar geschichtliche Eckdaten zu kennen, um in der Mixtur aus neu entwickelter und althergebrachter Geschichte nicht völlig verloren zu sein.
Selbst dann aber ist Fords Geschichte noch reichlich verworren: Die Struktur des Romans ist schwer überschaubar, er besteht nur aus einzelnen Fragmenten aus verschiedenen Zeiten, die zwar chronologisch, aber mit vielen großen Lücken erzählt werden. Charaktere treffen aufeinander und stellen Unternehmungen an, ohne daß dem Leser ihre Motivation ganz klar wird - die steckt wohl irgendwo in den Teilen, die Ford nicht erzählt hat. Immer wieder bleiben zentrale Fragen offen, und wer gerne Erklärungen für das Geschehen möchte, statt einfach nur zu akzeptieren, ist mit diesem Roman denkbar schlecht beraten. Vieles muß man sich aus kleinen Andeutungen selbst erarbeiten, anderes hingegen passiert - mit völlig neuen Hintergründen - genauso, wie man es auch in einem Geschichtsbuch lesen könnte. Doch der fragmentarische Charakter bleibt bis zum Schluß erhalten, und im Finale steigert sich all das zu noch größerer Unverständlichkeit - hier hätte man gerne eine ausführlichere Variante gelesen.
Dennoch ist Ford ein exzellenter Schriftsteller, das zeigt sich in jedem einzelnen der Versatzstücke, aus denen Der Thron des Drachen aufgebaut ist, und das rettet den Roman auch vor dem völligen Versinken im Chaos. Seine Figuren sind von menschlichen Leidenschaften getrieben, oder von unmenschlichen, wie der Vampir Gregor, der trotz seiner "Krankheit" auf das Blut von Menschen verzichten will - aber manchmal keine andere Wahl hat. Jede der Episoden ist an sich mit Genuß und auch Spannung zu lesen, man hört einem sehr guten Erzähler zu, dessen Sprache immer punktgenau trifft und der Emotionen wie Action zu beschreiben weiß. Aber wenn man sich dann im nächsten Kapitel erst wieder mühsam den Anschluß erarbeiten muß, bleibt letztendlich trotzdem die Frage, ob sich der Aufwand lohnt - zumal am Ende nicht das Gefühl vorherrscht, einen runden und gänzlich durchdachten Roman gelesen zu haben. Einen interessanten schon, denn Fords verändertes Europa ist eine Entdeckung, die sich lohnt.
(rezensiert von: mistkaeferl)

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Fazit: Ein Roman mit fragmentarischem Charakter, der mit Erzähltalent und vielen guten Ideen geschrieben wurde.


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