Worum's geht:
Eigentlich möchte Thraxas Ferien machen. Im Sommer ist es in Turai
viel zu heiß, um zu arbeiten. Doch dann stürzt ein junger Mann
in Thraxas' Büro, der beschuldigt wird, einen stadtbekannten Bildhauer
umgebracht zu haben und der den Privatdetektiv anfleht, seine Unschuld
zu beweisen. Ein Hippiemädchen will Thraxas unbedingt engagieren,
damit er ein paar Delphinen hilft und zwei Mönche beauftragen ihn,
nach einer Statue zu suchen. Was bleibt unserem Helden übrig? Thraxas
wirft seine Ferienpläne über Bord.
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Warum's so gut
ist:
Die englische Originalausgabe trägt den Titel Thraxas and the
Warrior Monks. Dieser Titel entbehrt auch nicht einer gewissen Logik,
denn der ganze Fall dreht sich um zwei rivalisierende Mönchsorden,
die sich nach Art der Shaolin heftig bekämpfen. Wahrscheinlich haben
sich aus diesem Grund die europäischen Verlage dazu entschlossen,
diesen Titel in der jeweiligen Landessprache beizubehalten. Ob in Frankreich,
den Niederlanden, in Rußland oder Polen, in ganz Europa stehen die
kriegerischen Mönche auf der Titelseite. In ganz Europa??? Nein!!!
Ein kleines starrsinniges Völkchen im Herzen Europas wehrt sich standhaft
gegen einleuchtende Titel und verteidigt stur seine eigenartige Auffassung,
daß der Titel und das Cover eines Buches mit dem Inhalt nichts,
aber auch rein gar nichts, zu tun haben dürfen. Richtig geraten lieber
Leser, das kleine aufrechte Völkchen, das sich so energisch der europäischen
Einheit verweigert, ist der Blanvalet bzw. Goldmann-Verlag in Deutschland,
der sich in seiner unerforschlichen Weisheit dazu entschlossen hat, als
Titel des Romans ausgerechnet Das Zaubergift zu wählen. Kein
Mensch in diesem Buch hat irgend etwas mit Zaubergift zu tun. Aber ich
will nicht lügen: Sarin, die gnadenlose Mörderin, ist wieder
am Werk. Sarin ist auch der Name eines Nervengiftes, das im zweiten Weltkrieg
entwickelt, aber dann doch nicht als chemische Waffe eingesetzt wurde.
Also wenn man es so sieht
Für die Umschlaggestaltung ist das Design Team München verantwortlich,
für die Umschlagillustration Schlück/Maitz. Es wäre interessant
zu erfahren, warum man sich auch für ein Cover entschieden hat, das
mit dem Roman nichts zu tun hat. Was haben die Drachen und dieser Jung-Siegfried-Verschnitt
auf dem Titelbild zu suchen? Um Thraxas kann es sich nicht handeln, denn
der ist fett und trägt sein blondes Haar zu einem Zopf gebunden.
Und Drachen kommen in dem Buch genauso oft vor wie Zaubergift, eher seltener.
Die Namensgebung hat sich gegenüber dem ersten Band ebenfalls nicht
verbessert. Neu sind der ermordete Bildhauer Rodinaax (ja, man bemüht
sich auch das Bildungsbürgertum als Leser zu gewinnen), der des Mordes
Verdächtige Gesox, die Jugendbande Kuul-Tiens und besonders geschmacklos
ist die einmalige Erwähnung des hohen Bonzen des Gaststättengewerbes
namens Juhnkar. Dem Fischhändler Iglox ist sein Name mittlerweile
anscheinend so peinlich, daß er sich in Tranox umbenannt hat.
Schade, schade, schade. Wenn man das Glück hat, zehn zusammenhängende
Zeilen lesen zu können, ohne daß man auf diese ach so originellen
Namen stößt, dann merkt man, daß Martin Scott dem Leser
eigentlich eine gelungene Parodie auf die alten Detektivromane der Schwarzen
Serie bietet. Diese Reihe könnte dem Leser gute leichte Unterhaltung
bieten, wenn der Verlag nicht mit aller Gewalt darauf hinarbeiten würde,
das Lesevergnügen zu ruinieren.
Nehmen Sie es dem Autor nicht übel, der kann nichts dafür. Wenn
es Ihnen möglich ist, lesen Sie das Original (obwohl die englischen
Cover auch eine Qual für das Auge sind) und irgendwie habe ich den
diffusen Verdacht, daß Sie mit der französischen, niederländischen,
polnischen und russischen Ausgabe auch besser bedient sind als mit der
deutschen. Deutsche Leser, bildet Euch weiter: Lernt Fremdsprachen!
(rezensiert von: Top
Dollar)
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