Worum's geht:
Galen, der jüngste Sproß
der Familie Waylock, wird von seinem Großvater dazu ausgebildet,
sich im Familienanwesen Everness in die Welt der Träume zu begeben
und dort die ewige Wacht zu halten, mit der die Familie betraut ist: Wenn
die finsteren Mächte in die Welt einfallen und sich Acheron aus dem
Meer erhebt, müssen die Waylocks die Mächte des Lichts in den
Kampf rufen, damit der Krieg ausgetragen werden kann.
In seinen Träumen erkennt Galen untrügliche Zeichen dafür,
daß diese Zeit gekommen ist, und da er es für an der Zeit hält,
langsam seinem alten Großvater die schweren Aufgaben abzunehmen,
wagt er einen Alleingang in das Reich der Träume...
Gleichzeitig bangt der kräftige, aus dem Kaukasus stammende Raven
in einem Krankenhaus um das Leben seiner hübschen Frau Wendy - und
erhält ein verlockendes Angebot...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Ganz gewiß wird die Mär vom Kampf zwischen Licht und Dunkel
nicht zum ersten Mal erzählt, und zu sagen, John C. Wright erfände
sie neu, wäre auch eine glatte Lüge, denn der Autor stürzt
sich mit großer Begeisterung auf ältere und neuere Vorgänger
in diesem Metier und nimmt sich hier und da, was er für sein großes
Mosaik braucht. Und das Gesamtwerk, das er dann aus all diesen kleinen
Schnipseln schafft, versinkt erstaunlicherweise nicht unter dieser Vielzahl
von Versatzstücken und Ideen, sondern ist tatsächlich etwas
ganze Eigenes, Besonderes geworden.
In Wrights Traumlanden wird eine Welt gezeigt, die über die Grenzen
der unseren hinausgeht und doch mit ihr verbunden ist. Je mehr Seiten
man von The Last Guardian of Everness liest, desto unglaublicher
scheint die schiere Menge an Mythen, Sagen und Geschichten, die Wright
zu einem großen Mythos verknüpft hat. Alle Anspielungen zu
verstehen, die aufgefahren werden, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit:
Neben der Artussage, antiken Gottheiten und exotischern Gestalten wie
dem russischen Koschei stehen Erfindungen Lord Dunsanys oder C.S. Lewis'
und etlicher anderer Schriftsteller. Das erstaunliche an diesem bunten
Potpourri ist, daß Wright zwar mit so manchem Klischee bricht und
all die Orte und Figuren zu einem großen Über-Mythos verbindet,
ihnen aber trotzdem ihre Identität nicht nimmt: Eine Fee ist bei
ihm letzten Endes trotz aller Brechungen doch eindeutig eine Fee, und
ein Gott kann wahrhaft göttliche Mächte zum Einsatz bringen.
Bei all dem schweren Geschütz, das aufgefahren wird, ist The Last
Guardian of Everness meistens trotzdem locker erzählt und verblüffend
modern - so sind die Waylockschen Familienverhältnisse nicht die
allerbesten, und mögen die Charaktere auch noch so phantastisch sein
und gegen überirdische Gegner antreten, so kämpfen sie auch
mit gewöhnlichen "menschlichen" Problemen. Die Handlungstränge
bieten einige gelungene Wendungen und sind auf äußerst spannende
Weise miteinander verknüpft, und Wright scheut sich auch nicht, einnehmende
Figuren unerwartet abzuschießen.
Besonderen Genuß bereiten die wunderbaren Bilder, die Wright präsentiert
- gigantische Kompositionen, die den Leser starrend dasitzen lassen. Gerade
zu Beginn des Romans jagt diesbezüglich ein Höhepunkt den nächsten,
und man hätte sich durchaus einmal etwas Entspannung zwischendurch
erhofft; da folgen die epischen Momente fast zu dicht aufeinander. Atemberaubend
ist es allemal, und jedes Detail vom kleinen Gedicht bis zum riesigen
Panoramabild ist stimmig.
Eine Warnung sei noch angebracht: Die Geschichte endet dann, wenn sie
am schönsten ist, bzw. in einem absoluten Cliffhanger. Wenn man den
zweiten und abschließenden Teil bereithält und ohne Pause weiterlesen
kann, hat man wohl das größte Vergnügen...
(rezensiert von: mistkaeferl)
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