Worum's geht:
An einem heißen Nachmittag glaubt Thomas aus dem nahen Wäldchen
hinter seinem Elternhaus eine Stimme zu hören, die ihn ruft. Er geht
der Stimme nach und sieht am Rande des Wäldchens einen großen,
weißen Hund sitzen, der ihm bedeutet zu folgen. So gelangt Thomas
in das Land der Dinadan. Eines der Kinder, ein Mädchen mit Namen
Onari, hat ihn zu sich in ihre Welt gerufen, denn sie glaubt an die uralte
Prophezeihung ihres Volkes, daß drei Kinder aus drei Völkern
in der Lage sind, ihre Welt zu retten. Gemeinsam mit Onari macht sich
Thomas auf den Weg und unterwegs begegnen sie ihrem dritten Gefährten:
Eldar aus Aran. In seinem Land herrschen Angst und Schrecken, denn es
wird von einem Tyrannen regiert, der sein Volk unter strengster Bewachung
hält. Jeder der sich nicht ein- bzw. unterordnet verschwindet auf
nimmer Wiedersehen in den dunklen Kammern
Eldar schließt sich
den beiden an, denn auch er hat die Hoffnung, daß ihre Mission seinem
Land die Freiheit bringt
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Warum's so gut
ist:
Man fühlt sich bei der Lektüre des Buches entfernt an die Unendliche
Geschichte erinnert, vor allem im ersten Abschnitt der Erzählung:
Da ist Thomas, der das Gefühl hat, das keiner ihn versteht. Seine
Schwestern ärgern ihn, Vater und Mutter nehmen sich auch keine Zeit
für seine Probleme. Thomas hat das Gefühl, nicht ernst genommen
zu werden. Daraufhin läuft er wütend und traurig auf ein kleines
Wäldchen zu, das hinter dem Elternhaus nach einer großen Wiese
beginnt. Er meint, aus diesem kleinen Gehölz von jemandem gerufen
zu werden. Als er unter die schattigen Bäume tritt, ist ihm plötzlich,
als wäre es gar nicht das kleine Waldstück, in dem er so oft
gespielt hat
Die Bäume sind größer, grauer und älter.
Sie sind mit Moosbärten bewachsen und machen auf Thomas den Eindruck
als ob sie schliefen
So gelangt er in das Land der Dinadan, einem Volk, das Ähnlichkeiten
mit den Indianern Amerikas aufweist, und in den Wäldern des Landes
Din beheimatet ist. Ein Mädchen aus diesem Volk, Onari, hat Thomas
durch den "Wald der schlafenden Bäume" zu sich gerufen,
denn ihre Welt wird bedroht und bei den Dinadan gibt es eine Legende,
die besagt: <Wenn drei Kinder aus drei verschiedenen Ländern
das Land der strahlenden Felsen suchen, wird das Volk der Dinadan gerettet
werden.> Thomas und Onari machen sich also auf den Weg und unterwegs
treffen sie auf ihren dritten Gefährten, der für den Erfolg
ihrer Aufgabe notwendig ist: Eldar aus dem Land Aran, aber als Thomas
und Onari auf ihn treffen, ist der Junge sehr verzweifelt: Gerade wollte
er seinem Leben ein Ende setzen, als die beiden auf ihn stoßen.
Sie können Eldar davon überzeugen, sich ihnen anzuschließen
und das Land der strahlenden Felsen mit ihnen zu suchen. Er läßt
sich überreden, denn auch er verbindet mit dieser Mission eine Hoffnung
für sich und sein Land, denn es wird von einem Tyrannen mit scheinbar
magischen Kräften beherrscht
Man wird oftmals an die Unendliche Geschichte erinnert: Onari erinnert
an Atréju, Thomas ein bisschen an Bastian, das Land der Dinadan,
das Reich Aran und vor allem das "verbotene Land" im ersten
Abschnitt der Erzählung ein wenig an das kranke Phantásien,
und die strahlenden Felsen an den Elfenbeinturm
Trotzdem lohnt es
sich, den Weißen Wolf zu lesen, denn die beiden Geschichten
sind sich nur vom Aufbau her ähnlich: Es gibt, wenn man so will,
eine "große Suche", die erfolgreich beendet wird. Thomas
als "Kind aus der Welt Jenseits" wird, wie Bastian in Phantásien,
in Aran als großer Held gefeiert
aber dennoch hat diese Geschichte
einen anderen Verlauf, weil sie einen anderen Hintergrund zum Thema hat:
Es geht um die Unterdrückung des Volkes, um Gleichschaltung, Ausbeutung,
Bespitzelung, Ausgrenzung, um das plötzliche Verschwinden von Menschen
über Nacht, um die Angst, die man vor Nachbarn und Freunden haben
muß, und um Frauen und Männer, die sich der Tyrannei mutig
und entschlossen entgegenstellen
Es gelingt der Autorin auch sehr gut, diese bedrohliche Atmosphäre
im zweiten Abschnitt des Buches kindgerecht heraufzubeschwören und
auszuarbeiten. Die Atmosphäre ständiger Angst liegt über
dem Land Aran wie eine dunkle Wolke und steht im Gegensatz zum ersten
Abschnitt des Buches, in dem es zwar auch bedrohliche und beängstigende
Situationen gibt, aber trotzdem der Hauch der Erlösung über
dem verwunschenen Land liegt. Sprachlich ist das Buch dem jugendlichen
Leserkreis angepaßt, für den es geschrieben wurde, aber auch
Erwachsene werden an dieser Geschichte von Käthe Recheis ihre Freude
haben
(rezensiert von: Katerchen)
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