Worum's geht:
Zackarina wohnt mit ihren Eltern in einem Haus am Meer. Ihre Eltern sind
lieb und gut, aber manchmal haben sie komische Ansichten oder verhalten
sich einfach ein bißchen doof - wie Erwachsene eben, z.B. wenn Papa
behauptet, sie hätten ausgemacht, daß man beim Essen keine
Mütze aufhaben soll. Dabei haben sie gar nichts gemeinsam über
Mützen beim Essen bestimmt - nur Papa und Mama und Papa merkt überhaupt
nicht, daß Zackarina gerade ein Seeräuberkapitän ist und
als Zeichen ihres Ranges unbedingt eine solche Kopfbedeckung tragen muß.
Zackarina ärgert sich und läßt ihre Wut an ein paar armen
Ameisen aus. Zum Glück trifft sie später ihren Freund, den Sandwolf,
der ihr hilft, die Welt und die Erwachsenen besser zu verstehen und das
nicht nur, wenn es darum geht, wer, wann, was bestimmen darf, sondern
auch, wenn es sich um Themen wie Haustierhaltung, schöne und traurige
Erinnerungen, die Bedeutung des Wortes "Jetzt", Lügen,
die Gefahr des Feuers, Tod oder Freundschaft handelt.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Wie schon sein Vorgänger ist auch Mehr von Zackarina und dem Sandwolf
eines dieser Bücher, bei denen es einem ganz warm ums Herz wird,
wenn man sie liest. Hier schreibt jemand, der Kinder liebt, ein tiefes
Verständnis für sie hat, der warmherzig ist und einen feinen
Humor besitzt. Außerdem hat Åsa Lind einen scharfen Blick
für die Schwächen der Erwachsenen, denen sie aber mit freundlicher
Nachsicht begegnet. Ihr Sandwolf denkt und benimmt sich auf höchst
unkonventionelle Weise und ermöglicht Zackarina so Einsichten in
das Leben, in die Handlungsweise ihrer Eltern und in ihre eigene Gefühlswelt,
die oft von einer tiefen Weisheit geprägt, auf jeden Fall aber immer
nützlich sind.
Angenommen jemand verlangt von Euch, Ihr sollt Kindern eine Geschichte
über die Gefahren des Feuers erzählen. Da wird den meisten wohl
die Geschichte von Paulinchen aus dem Struwwelpeter einfallen.
Das Mädchen spielt mit Streichhölzern, geht dabei in Flammen
auf und am Ende sitzen zwei Katzen neben einem rauchenden Häufchen
Asche und mauzen. Wieviel mehr Charme besitzt die Geschichte Das kleine
Feuer und sie ist dabei genauso lehrreich wie das Hoffmannsche Gruselszenario
mit letalem Ausgang.
Zackarina geht hinunter zum Strand, wo ihre Eltern gestern Abend ein Lagerfeuer
gemacht und gegrillt haben. Als sie genau hinschaut, sieht sie, daß
die Glut noch nicht erloschen ist. Zackarina denkt, das kleine Feuer sei
hungrig und füttert es mit trockenem Gras und kleinen Zweigen. Sie
freut sich, daß sie ihr eigenes Feuer hat, an dem sie sich wärmen
kann. Plötzlich kommt der Sandwolf ganz schnell vom Meer und will
auch Spaß haben, aber er traut dem "kleinen Gauner" nicht
und behauptet, daß sich in so einem kleinen Feuer auch ein Drache
verstecken kann. Und als Zackarina ein ganzes Bündel Reisig ins Feuer
wirft, wird es groß und tanzt wie ein Drache. Zum Glück ist
der Sandwolf da und spuckt das Feuer aus. So vermittelt Åsa Lind
Kindern wie verheerend Feuer sein kann, wenn man nicht vorsichtig und
klug damit umgeht und nebenbei ermahnt sie die Erwachsenen, ein Lagerfeuer
richtig zu löschen, so daß es keine Glut gibt, die entzündet
werden kann - und in der ganzen lehrreichen Geschichte ist weit und breit
kein erhobener Zeigefinger zu sehen.
Liest man die Geschichte Zackarina und der Tod hat man das Gefühl,
das man den Tod verstanden hat - im Herzen, der Verstand wird dem Leser
dabei wenig helfen, da neben dem alten Hund Tikko ein Schwan, ein Seemann
und ein Traktorreifen die Hauptrolle spielen.
Aber die schönste Geschichte erzählt davon, wie Zackarina sich
im Nebel verirrt: Zackarina macht einen Ausflug zum Strand als von ihr
unbemerkt dichter Nebel aufzieht und sie nicht mehr weiß, wo sie
ist. Sie bekommt schreckliche Angst, läuft in die Irre, bis sie schließlich
über den Sandwolf stolpert, der gerade ein Gedicht mit dem Titel
Gedicht für dich Verirrte verfaßt hat und das geht so:
Wenn du still sitzen bleibst, trollalut, wird alles, alles gut.
Man muß ruhig sitzen bleiben, bis man gefunden wird, rät der
weise Sandwolf. Irgendwann schläft Zackarina ein und als sie aufwacht,
sind der Nebel und der Wolf weg, die Sonne scheint und ihr Papa sitzt
neben ihr, der sie gesucht und gefunden hat. Diese Geschichte ist so schön,
daß man weinen könnte, weil sie ein wunderbares Gefühl
von Sicherheit, Liebe und Geborgenheit vermittelt und weil ganz leise
das Wissen darum mitschwingt, daß es Kinder und Jugendliche gibt,
die von zu Hause fortgehen, sich verirren, und die von niemandem gesucht
werden.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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