Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Peter S. Beagles Erzählstimme ist sicherlich eine der schönsten
in der Fantasy-Ecke. Umso bedauerlicher, daß er sich eher rar macht
auf dem Markt, und umso schöner, wenn es hin und wieder etwas neues
von ihm zu entdecken gibt. In Das Zauberhaus ist er wieder auf
der Höhe seiner Kunst, und auch, wenn er hier eher einen Ausflug
in die Welt der Geister und Legenden macht, als in die klassiche Fantasy,
kann man wortwörtlich vom ersten bis zum letzten Satz in einer anderen
Welt aufgehen - der Welt von Jenny Glücksstein. Die Protagonistin
selbst erzählt von den Ereignissen auf der Stourhead Farm, und mit
einer geradezu sensationellen Einfühlungsgabe bringt Beagle dem Leser
die Ängste, Leidenschaften, Fehler und Heldentaten einer Dreizehnjährigen
nahe, die man schon nach wenigen Seiten persönlich zu kennen glaubt.
Ob das Buch wegen der jugendlichen Protagonistin gleich ein Jugendbuch
ist, bleibt zu bezweifeln. Es macht vermutlich sehr viel mehr Spaß,
wenn man mit einem Augenzwinkern auf die Zeit des Dreizehn-Seins zurückblicken
kann. Durch ihren meistens gegen sich selbst gerichteten Humor und vor
allem ihre verschämte Ehrlichkeit wächst Jenny dem Leser auch
ans Herz, bevor er sich selbst darüber klar wird.
Die Stourhead-Farm ist ein erstaunlich mystischer Erzählort, der
dennoch ganz fest im ländlichen England und seiner Geschichte verwurzelt
ist. Ohne Bruch und ganz natürlich tut sich die Welt der Geister
auf und zieht Jenny und den Leser in ihren Bann, und die netten (und weniger
netten) englischen Fabelwesen sind liebevoll porträtiert. Wichtige
Rollen in diesem Roman sind Themen zugedacht, die auch in Beagles früheren
Werken eine Rolle spielen - Katzen, Musik und natürlich Geister.
Eine gute Recherche in der englischen Geschichte und in den Büchern
Thomas Hardys (auf die es recht viele Anspielungen gibt, die aber keine
Voraussetzung zum Verständnis sind) komplettieren die spannende Geschichte
um einen Geist, der wegen einem alten Greuel noch an diese Welt gebunden
ist. Die Auflösung dieses Fluchs erfolgt Puzzelstück um Puzzlestück.
Daß Beagle seine poetische Sprachkunst auch in den Worten eines
jungen Mädchens ausspielen kann, ohne unglaubwürdig zu wirken,
ist beeindruckend. Das Ende des Romans sticht hier besonders hervor -
es ist sozusagen ein Geschenk an alle Liebhaber von erfundenen Geschichten
und dem Märchenhaften im Alltag.
(rezensiert von: mistkaeferl)
Zur deutschen Ausgabe: Die Übersetzung ist sehr gut gelungen,
an einigen Stellen springen einem geschickte Lösungen regelrecht
ins Auge. Für die Drachenliebhaber unter den Lesern sei gesagt, daß
der Drache auf dem eigentlich recht ansprechenden Titelbild keinen Auftritt
im Buch hat. (übersetzt von Andreas Brandhorst)
|
|
|
|
Fazit: Eine spannende Geistergeschichte, die zwar nicht schrecklich
gruslig, aber dafür sehr poetisch und geschickt erzählt ist.
weitere Rezensionen:
Das Zauberhaus:
Worum's geht:
Die fast neunzehnjährige Jennifer - Jenny, wie alle
sagen - Goldstein erinnert sich an den dramatischen Wandel ihrer Lebenswelt,
den sie als Kind hinnehmen mußte. Als zwölfjährige New Yorkerin
muß sie nach England umziehen, da ihre geschiedene Mutter Sally den
Briten Evan heiratet. Zunächst heißt es London, doch dann wird
das ländliche Dorset daraus - die Familie soll dort die Stourhead-Farm
wieder aufbauen. Nicht nur, daß Jennys geliebter Kater sechs Monate
in Quarantäne muß, es geschehen auch mysteriöse Dinge -
Jenny hört sonderbare Geräusche und irgend jemand treibt seinen
Schabernack mit der Familie und den Arbeitern - ein Boggart, wie man schnell
vermutet. Doch das ist nur der Anfang einer Reihe dramatischer werdenden
Ereignisse, die Jenny langsam immer weiter in die Welt der Nacht ziehen.
Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Die Geschichte findet zunächst in New York, dann aber schnell in
der englischen Grafschaft Dorset statt, doch auf die kulturellen Unterschiede
wird nur am Rande eingegangen. Die britische Geschichte ist dagegen nicht
unwichtig. Dorset ist eine ländliche Gegend mit viel Ackerland, aber
auch Weideland, sanften Hügeln und alten Wäldern - eine Landschaft,
die sich sehr für Romanzen eignet. In der Grafschaft treffen Moderne
und Tradition hart aufeinander - so ist die Stourhead-Farm sehr zerfallen
und es gibt zuerst nicht einmal Strom, doch in der nächsten Ortschaft
gibt es einen Pizza-Service. Das Richter-Jeffreys-Restaurant pflegt ein
rustikales Ambiente - um Touristen anzuziehen.
Aber am deutlichsten wird es durch die nächtlichen Bewohner der Farm
- denn da treibt allerhand buntes Feenvolk sein Unwesen. Neben einem Boggart,
einem Pooka und einigen anderen Wesen noch Geister aus dem siebzehnten
Jahrhundert, wie der Geist der "jungen" Tamsin und ihrer Katze.
Die auftretenden Fabelwesen stehen fest in der Tradition englischer Sagen
und Mythen, sie sind außerordentlich stimmig umgesetzt. Die Meisten
sind zwiespältig in ihrem Verhalten - kaum einer will den auf der
Farm lebenden Menschen wirklich etwas böses, doch keiner steht uneingeschränkt
auf deren Seite.
Es treten zwar eine ganze Reihe von Figuren auf, doch wichtig für
den Verlauf der Geschichte sind nur wenige. Im Zentrum steht natürlich
Jenny, die Erzählerin. Sie ist ein Mädchen mit Problemen: Sie
ist dicklich, hat viele Allergien, hält sich für häßlich
und hat nur wenig Selbstvertrauen, was dazu führt, daß sie
sehr an Gewohnheiten hängt und Veränderungen verabscheut. Ihre
Mutter Sally ist eine intelligente, anmutige Musiklehrein, nachdem sie
Jenny mitteilt, daß sie Evan heiratet, geht Jenny ihr emotional
aus dem Weg. Sally dient in der Geschichte hauptsächlich als Eifersuchts-Barometer
von Jenny. Evan ist eigentlich ein netter Kerl, er kennt sich hervorragend
mit Landwirtschaft und englischen Sagen aus. Jennys Stiefbruder Tony will
Tänzer werden; diese Figur bleibt recht blaß. Sein jüngerer
Bruder Julian ist ein relativ exzentrisches Kind mit vielen sonderbaren
Einfällen, aber er hat außerdem ein gutes Verhältnis zu
Jenny, er scheint der einzige zu sein, der sie wirklich versteht und versucht
ihr zu helfen. Meena ist Jennys beste Freundin, sie ist eine brave und
hübsche Schülerin; daß die junge Inderin die Nähe
der ehemaligen New Yorkerin sucht, stärkt deren Selbstvertrauen.
Die Figuren sind allesamt rund, doch leider auch zu glatt, denn ihre Eigenschaften
bleiben kaum im Gedächtnis haften. Die etwas interessanteren Figuren,
wie Mrs. Fallowfield oder Guy Guthrie, sind zwar nicht alle für den
Plot unwichtig, aber alle Randfiguren in der Story. Die Entwicklung der
Hauptfigur verläuft langsam und natürlich, der Leser muß
schon einen Augenblick innehalten und das Verhalten vergleichen, bevor
der Unterschied zur Geltung kommt.
Ein bißchen fragwürdig ist die Wertung des Landlebens: In New
York ziehen ihre Freunde Jenny herunter, man nimmt Drogen und ein Lehrer
belästigt sie - in Dorset dagegen trifft sie eine Freundin, die ihr
Selbstbewußtsein stärkt, kann besser Denken und das Klima ist
gut für ihre Haut. Das führt schließlich dazu, daß
der Gesinnungsterror der Eltern positiv gewertet wird - Sally stellt ihre
Wünsche über Jennys (Sally will nach Dorset, Jenny will in New
York bleiben), aber damit nicht genug, Jenny, die hauptsächlich still
leidet, soll sogar das Glück ihrer Mutter nicht mit ihrem Unglück
trüben. Da die äußeren Umstände der Mutter recht
geben, wird ihr Verhalten gerechtfertigt.
Die Geschichte vereinigt einige Themen in sich. Zum einen ist es ein Egodokument,
in dem Jenny ihren Alltag beschreibt: Der neue Mann ihrer Mutter; die
Mutter, die kaum mehr Zeit für Jenny hat; der Umzug ins neue Land,
aus einer Metropole auf das flache Land. Dann geht es um die Begegnung
mit dem Übernatürlichen, eine tragische Romanze aus der Vergangenheit
und Englands blutige Geschichte. Auch wenn das Buch nur langsam an Fahrt
gewinnt, so wird es doch ab dem sechsten Kapitel, wenn Jenny endlich auf
der Farm ankommt, immer spannender. Aber auch die ersten Kapitel sind
dank des hervorragenden Stils gut zu lesen. Die Stimmung enthält
einige humorvolle, aber auch viele unheimliche Momente, beide treten sanft
an den Leser heran - es gibt weder laute Lacher, noch spitze Schreie der
Furcht vom Leser - aber die Spannung ist dafür fast greifbar.
Wie erwähnt, das Ganze ist ein fiktives Egodokument, doch hier macht
der Autor einige Stilfehler: Auch wenn man eine Kladde verfaßt,
so schreibt niemand einen Satz wie: "Diesen Satz streiche ich."
Es ergibt mehr Sinn, wenn man die Geschichte als einen ins Diktiergerät
gesprochenen Erlebnisbericht ließt.
(rezensiert von: Theophagos)
gesamt |
|
Welt |
|
Sprache |
|
Aufmachung |
|
Story |
|
Fazit: Als 'Rite of Passage' muß die Großstädterin
Jenny völlig entfremdet im ländlichen Dorset ein altes Problem
lösen und sich mit der Welt der Nacht auseinandersetzen; wen das englische
Landleben, romantische Geister und zwiespältige Feenwesen der britischen
Sagenwelt liebt, der wird von diesem Buch nicht enttäuscht werden.
Das Zauberhaus:
Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Das Buch ist echt empfehlenswert. Der Autor bringt Jenny, die Hauptfigur
des Buches, richtig realistisch und lebendig rüber. Auch die Umgebung,
in der das Buch spielt, ist gut beschreiben, so dass man sich richtig in
die Geschichte hineinversetzt fühlt. Die Stroy ist zwar nicht gerade
superspannend, aber auch nicht langweilig. Die Fabelwesen sind liebevoll
dargestellt und haben ihren ganz eigenen Charakter, was dem Buch noch mehr
Leben einhaucht. Beagle ist eine gute Verknüpfung von mordernen Problemen
eines pubertierenden Teenagers und einer Fantasiewelt gelungen, einzig Tamsin
macht einen ziemlich verschwommenen Eindruck und wirkt sehr oberflächlich.
(rezensiert von: Caitlin)
gesamt |
|
Welt |
|
Sprache |
|
Aufmachung |
|
Story |
|
Fazit: Eines der wenigen guten Bücher, die sogar Wochen nach dem
Lesen noch positive Gefühle wecken.
Das Zauberhaus:
Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Peter S. Beagle ist ohne Frage einer meiner Lieblingsautoren im Fantasy-Genre.
Warum? Weil er es schaffte eine poetische und sogleich spannende Atmosphäre
in jedem seiner Bücher zu erschaffen.
In diesem Buch geht es um die junge Jenny, die sich selbst schon immer als
eine Art Außenseiter sieht und nur ein paar Freunde sucht. Als ihre
Mutter mit ihr nach England aufs Land zieht, sieht sie es nicht als Chance
für einen Neuanfang, sondern sträubt sich von Beginn an gegen
ihr neues Leben. Doch letztendlich findet sie dort, wonach sie schon immer
gesucht hat.
Die Geschichte ist aus der Sicht dieses Mädchens geschrieben, nicht
wie ein Tagebuch, sondern als etwa 20-jährige die auf vergangene Ereignisse
zurückblickt. Deswegen steckt die Erzählung voller Andeutungen
auf spätere Handlungen und ist doch facettenreich und überraschend
in ihren Wendungen. Ebenso findet man diverse persönliche Anmerkungen,
die den Charakter und die Weiterentwicklung des Mädchens dem Leser
offenbaren.
Ein solider Roman von dem bekannten Autor und besser als sein Vorgänger
Die Sonate des Einhorns, dennoch reicht es nicht ganz an die Qualitäten
von He! Rebeck! und Das letzte Einhorn ran.
(rezensiert von: Bohemé)
gesamt |
|
Welt |
|
Sprache |
|
Aufmachung |
|
Story |
|
Fazit: Durchaus lesenswert, eine ruhige, aber deswegen nicht weniger
spannende Geistergeschichte.
Das Zauberhaus:
Worum's geht:
Als die junge Jenny dem lebhaften New York den Rücken
kehrt, um fortan mit Mutter und Stiefvater in Dorset zu leben, hat sie nur
wenig Sinn für das vermeintlich todlangweilige Landleben. Doch das
alte Herrenhaus steckt voller Geheimnisse. Eines Tages begegnet sie Tamsin,
die einst als junges Mädchen starb und nun als ruheloser Geist umherirrt.
Jenny ahnt, daß ein verborgener Schmerz Tamsin gefangen hält,
und begibt sich immer tiefer in das Reich der Geister hinein.
Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Ja, das Zauberhaus, ein Buch - geschrieben in der Ichform - nicht
unbedingt mein Lieblingsstil...
Der Anfang des Buches erzählt von einem Lebensabschnitt, wie ihn
wohl sehr viele Kinder oder Jugendliche in diesem Alter erleben. Die Scheidung
der Eltern, die dadurch entstehenden Änderungen im Alltag, die zwiespältigen
Gefühle, wenn die Eltern andere Partner kennen - und liebenlernen...
und die örtlichen Veränderungen, wenn sich eine solche Patchwork-Familie
zusammentut und an einem anderen Ort ein neues Leben anfängt.
In Jennys Fall ist das Dorset, England. Eine sehr große Ortsveränderung,
denn Jenny ist Amerikanerin. Aber Jenny macht auf dem Gutshof, den ihr
Stiefvater neu aufbauen soll, die Erlebnisse ihres Lebens. Sie greift
mit all ihren Sinnen in die Geisterwelt und die jahrhundertealte Geschichte
Englands, des alten Gutshofes und dessen Umgebung.
Sie hilft einer jungen "Geisterfrau" ihre Gefangenschaft in
ihrer Geistform zu verlassen. Sie übersteht viele Gefahren, sie scheut
sich vor nichts - nur sie allein kann in die Geisterwelt hineinsehen,
aber es dauert viele, viele Monate, bis sie überhaupt erkennt, wie
ihre Hilfe aussehen kann. Es ist ein wunderschönes Buch, ich war
wie Jenny in dieser Geisterwelt gefangen. Die Beschreibungen sind so wirklich
- so real - auch wenn die Geisterwelt eigentlich durchscheinend ist -
hat sie doch Formen.
Beschreibbare Formen und ein dies alles umgebendes Licht. Ich konnte das
alles auch sehen, war wie gebannt von Jennys Erzählungen. Sie vergißt
nichts, jede Kleinigkeit ist ihr wichtig, auch ihre Ängste.
Man ist glatt in Versuchung, ihr die Hand zu reichen und zu sagen, komm,
wir gehen gemeinsam dadurch...
Ein wunderschönes Buch. Ein Dank dafür an Peter S. Beagle.
(rezensiert von: Sorcha)
gesamt |
|
Welt |
|
Sprache |
|
Aufmachung |
|
Story |
|
Fazit: Ein tolles Buch. Wie auch schon in Das letzte Einhorn
hat Peter S. Beagle hier sein ganzes Einfühlungsvermögen und die
Magie seiner Worte eingesetzt, um den Leser zu binden, sich in sein Herz
zu schleichen. Meine Hochachtung und ein großer Dank für ein
paar wundervolle Lesestunden...
|
|
|