THE LOOKING GLASS WARS
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1 Rezension
-Everyone thought she had made it up and she had tolerated more taunting and teasing from other children, more lectures and punishments from grown-ups, than any eleven-year-old should have to bear.-
Prologue - Oxford, England. July 1863
Zyklus/Band Alyss of Wonderland (1)
Autor Frank Beddor
Übersetzung Das Spiegellabyrinth
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Egmont
ISBN 1-4052-1976-9
Subgenre Kinder- & Jugendbücher, High Fantasy, Phantastik
Seitenzahl 376
Probekapitel -
Worum's geht:
Alyss feiert ihren siebten Geburtstag und damit steht die Ausbildung zur Königin vom Wonderland bevor. Doch dazu soll es nicht kommen, denn ihre böse Tante Redd, die einst für die Königinnenwürde für unwürdig befunden wurde, nutzt die Gelegenheit, um gegen die amtierende Königin, ihre Schwester Genevieve, loszuschlagen. Mit knapper Not entkommt das Mädchen dem furchtbaren Gemetzel, flüchtet sich durch ein Dimensionstor - und gelangt ins London des Jahres 1859. Dort glaubt dem Mädchen niemand und so beginnt sie langsam an sich zu zweifeln und aus Alyss, der Kronprinzessin des Wonderland, wird Alice Liddell. Aber während die Usurpatorin Redd im Wonderland sich daran macht, die Rebellen zu beseitigen, sucht Hatter Madigan nach Alyss...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte spielt zum großen Teil im Wonderland und zu einem kleinen Teil im "realen" London von 1859 bis 1872. Das London erinnert ein wenig an Dickens - Waisenheim, Straßenkinder und etwas High Society. Beddor verwendet ein paar historische Figuren, die aber nur begrenzt viel mit ihren Vorbildern gemein haben. In Wonderland gibt es den Everlasting Forest, das Valley of Mushrooms, die Volcanic Plains und die Hauptstadt Wondertropolis etc.; die Umgebungen werden allerdings nur lapidar beschrieben. Über Wonderland herrscht seit Generationen die Königin, die bisher das Oberhaupt der Heart-Familie stellte. Das Parlament wird mit den Fürsten, den Lords und Ladies der Spades, Clubs und Diamonds Familien besetzt. Unter der totalitären Herrschaft der bösen Redd wird aus dem märchenhaften Wonderland, wo es Tarty-Tarts an jeder Ecke gab, ein Alptraum: Es wird Redds Propaganda auf gewaltigen Werbetafeln verkündet, Drogen (Imagination Stimulants) werden verdealt, die Anhänger der White Imagination verfolgt und ganz generell Korruption und Verbrechen gefördert. Im Arbeitslager - den Crystal Mines - in dem vorher die Anhänger der Black Imagination zur Umerziehung arbeiten mußten, müssen nun die Feinde Redds bis zum Tode arbeiten.
Während London z.T. als atmosphärische Untermalung genutzt wird, ist das Wonderland nur ein buntes Ambiente; Beddor verwendet weitgehend simplifizierte, aus der Realität bekannte Strukturen (totalitäre Regime) und überzieht diese mit einer bunten Textur, die er von Carroll aufgreift und bisweilen leicht verfremdet.
Magische Elemente gibt es etliche; da gibt es die verschiedenen Bewohner des Wonderlands, wie die Kartensoldaten und deren verbesserte Variante "The Cut", die ein wenig an Androiden erinnern, lebende Schachfiguren, die Wasserpfeife rauchenden Raupen, Jabberwockies, sprechende Bäume usw. Großen Augenmerk legt der Autor auf Waffen: Es wird meistenteils mit Schwertern gefochten, der Hatter kämpft mit rotierenden Klingen an den Handgelenken etc. und einen Hut, der sich in verschiedene Wurfwaffen verwandeln kann. Es wird mit Cannonball Spiders geschossen, die sich in ihr Ziel verbeißen, und Alyss weiß als junge Frau natürlich mit Whipsnake Granaten (mit Abreißzünder - im Gegensatz zu den in der Realität verwendeten Luntenzündern) umzugehen. Gegen Ende der Geschichte - quasi als Upgrade - wird der AD52 eingeführt. Der Automatic Dealer kann 52 rasiermesserscharfe Karten pro Sekunde verschießen. Reisen kann man durch das Crystal Continuum, in welches man durch Spiegel gelangt.
Schließlich gibt es noch die Imagination; wer darüber verfügt, kann die "Realität" durch bloßes Denken seiner eigenen Vorstellung anpassen, ob er nun Waffen unbrauchbar macht, Soldaten erschafft oder gleich Dinge explodieren läßt. Zwar wird zwischen White und Black Imagination getrennt, doch es scheint, als würden beide die gleichen Effekte hervorbringen können - nur daß die Black Imagination anders als die White Imagination ihre Kraft aus negativen Gefühlen zieht.
Es gibt einige Figuren, von denen die Wonderlander sehr flache Exzentriker und die Londoner ein wenig zentrischer und runder sind. Im Zentrum steht die Anfangs junge Alyss Heart, die irgendwann die Königin von Wonderland werden soll. Sie ist verspielt, erfinderisch und verliebt - in Dodge Anderson. Als es sie nach London verschlägt, lernt sie Demut und Mitleid, sie wandelt sich von Alyss zu Alice. Es stellt sich die Frage, ob sie die neue Kriegerkönigin sein kann. Hatter Madigan ist der beste Kämpfer der Millinery, einer semimilitärischen Organisation, und mit dem Schutz der Königin beauftragt. Leise klingt an, daß er einmal ein Privatleben hatte. Dodge Anderson ist zwei Jahre älter als Alyss und liebt diese ebenfalls. Doch er ist ein Gemeiner, daher wäre eine Verbindung unpassend. Er bewundert seinen Vater sehr und will wie dieser ein guter Soldat werden - nach seines Vaters Ermordung jedoch steigert er sich in einen selbstmörderischen Haß auf dessen Mörder - The Cat - hinein. The Cat ist die rechte Hand von Redd; er ist ein sadistischer und grausamer Assassine mit der Gestalt einer menschenartigen Katze. Er ist sehr besorgt um seine Stellung, denn der dicke Jack of Diamonds, der einst ein verzogener Knabe im Alter von Alyss und ihr angehender Bräutigam war, spielt ein doppeltes Spiel: Einerseits will er seinen Einfluß bei Redd erhöhen, andererseits will er Geschäfte mit den Rebellen machen. Redd schließlich macht den Eindruck eines geisteskranken Tyrannen. Sie ist grausam und korruptionsfördernd aus Prinzip, sie ist jähzornig, impulsiv und ein wenig paranoid. Daneben treten noch weitere Wonderlander, wie General Doppelgänger, der sich in General Doppel und General Gänger spalten kann (und zur Verwunderung der Betrachter dieses auch immer wieder tut), Bibwit Harte, der Lehrer von Alyss und Homburg Molly, eine junge Rebellin, und Londoner, wie Quigly Gaffer, ein Waisenjunge, der auf der Straße lebt, die Familie Liddell, die Alice adoptiert, Charles Dodgeson (= Lewis Carroll), der Alyss gegenüber sehr grausam ist (was eine Anspielung auf den vermutlich haltlosen Pädophilievorwurf sein mag), und Prinz Leopold, der sich in Alice verliebt.
Um die Figur Alyss werden drei verschiedene Plots entwickelt. Da ist zunächst ihre charakterliche Entwicklung; von dem siebenjährigen Mädchen hin zur zwanzigjährigen Kriegerkönigin. Dieser Plot tritt im Laufe der Geschichte immer weiter in den Hintergrund, verschwindet aber nicht völlig. Dann gibt es eine Liebesgeschichte zwischen Alyss und Dodge, die allerdings nur knapp angerissen wird. Der dritte und entwickeltste Plot läßt sich grob als Epic Fantasy mit starken Hang zur Action beschreiben. Dieser Plot ist zwar nicht originell, sonst aber halbwegs gelungen. Spannung soll aus vielen Quellen entstehen: aus den verschiedenen Charakteren, den bedrohlichen Situationen und den Wundern des Wonderlands, doch nur bei den bedrohliche Situationen gelingt dieses mäßig, da die Figuren nicht entwickelt genug sind, um Plots zu tragen und die Wunder viel zu beiläufig beschrieben werden.
Erzählt wird die Geschichte aus der personalen Perspektive der sechs Hauptfiguren, ebenso viele Erzählstränge werden verfolgt, wenngleich sie nicht alle gleichviel Raum einnehmen. Der Handlungsaufbau entwickelt sich progressiv und dramatisch, obgleich es größere zeitliche Sprünge gibt.
Die Stilhaltung ist empathisch, die Sätze und Wortwahl erinnern teilweise an Comics, da u.a. vielfach Lautsprache - "Dink! Clank! Pong!" - verwendet wird.
Alyss im Wonderland-Level: Die Struktur erinnert häufig an Computerspiele. Die Waffenauswahl - Schwert, Pistole, Handgranate und Maschinenpistole - könnte aus einen Ego-Shooter stammen, die Kartensoldaten werden sukzessive gefährlicher - es scheint als würden die Dinge "geboosted" werden. Beim Lesen hatte ich den Eindruck, als wenn die Dinge keine Tiefe, sondern nur eine bunte Oberfläche hätten. Die Gewalt paßt dazu - es scheint, als würden die besiegten (gesichtslosen und roboterhaften) Feinde sich nach dem Tod auflösen. Sieht man von den Hauptfiguren und anderen Helden ab, so blutet oder leidet kein Kombattant (aber auch die bluten und leiden nur wenig).
Alyss vs Alice: Beddor wollte die verdreht und unsinnige Geschichte von Alice richtigstellen. Er hat viele Elemente aus Lewis Carrolls Alice's Adventures in Wonderland, bzw. Through The Looking Glass übernommen und z.T. leicht verfremdet. Aus der ambivalenten Wasserpfeife rauchenden Raupe, die nichts für gegeben hält und Alice nur zögerlich schwerverständliche Hilfestellung leistet, wird ein kiffender Prophet, der sich zwar nicht erklärt, aber schnell eindeutige Ratschläge gibt - "Duh!" (S. 285). Hatter Madigan ist natürlich der verrückte Hutmacher, Bibwit Harte ist der White Rabbit, The Cat die Cheshire Cat, General Doppelgänger die Brüder Tweedledum und Tweedledee usw. Aus den skurrilen und spannenden Figuren werden Klischeekrieger, die nur noch äußerlich Ähnlichkeit mit Carrolls Figuren haben. Wo Carrolls Geschichte durch Sprachwitz und logischen Nonsense besticht, liefert Beddor eine flache Action-Geschichte ohne Tiefgang in Comic-Sprache.
(rezensiert von: Theophagos)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Aus der kleinen Alyss muß in einem schwierigen Prozeß die neue Kriegerkönigin geschmiedet werden, während ihre böse Tante Redd versucht mit allen Mitteln die Rebellen auszuschalten; sehr actionreiche Epic Fantasy mit Computerspiel-Struktur und Alice-im-Wundeland-Textur in Comic-Sprache.


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