DIE GESCHICHTE DER KINDER HÚRINS

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1 Rezension
-Hador Goldscheitel war ein Fürst der Edain, und die Eldar liebten ihn sehr.-
Túrins Kindheit
Zyklus/Band Mittelerde (in: Nachrichten aus Mittelerde)
Autor J.R.R. Tolkien
Übersetzung The Tale of the Children of Húrin (nicht einzeln veröffentlicht)
Erscheinungsjahr 1980, dt. 1983
Verlag dtv/Klett-Cotta
ISBN 3-423-10905-X
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 171
Probekapitel -
Worum's geht:
Es wird von dem Leben Túrins, des Sohns von Húrin, berichtet, wie der Junge seine angestammte Heimat verlassen mußte und von dem Elbenkönig Thingol aufgenommen und erzogen wurde. Es wird erzählt, wie es dazu kam, daß er davonging und als Exilant ruhelos umherzog mit seinem Schicksal hadernd, aber immer wieder dazu berufen, sich zum Fürsten unter Menschen aufzuschwingen, und wie es immer wieder zu bösen Zwischenfällen kam. Es wird aber auch die Rede von seinem Vater Húrin sein, der gegen Morgoth, der einst der Erste der Valar war, zog, von seiner stolzen und halsstarrigen Mutter Morwen und vom Verhängnis seiner schönen Schwester Nienor.

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Die Kinder Húrins lebten in der Zeit der Altvorderen, im ersten Zeitalter Mittelerdes, als es noch das schöne Beleriand gab. Die Noldor, die mächtigen Fürsten der Elben, die in den Westen gegangen waren, sind vor 469 Jahren zurückgekehrt und kämpfen noch immer gegen Morgoths furchtbare Orkhorden. Beleriand wird von weiten Ebenen und tiefen Wäldern überzogen, von Hügelketten geformt und von hohen Bergen vor dem Zugriff Morgoths aus dem Norden und dem Osten bewahrt. In diesem Gebiet siedeln einige Menschen der drei getreuen Häuser der Edain, aus denen in ferner Zukunft das Geschlecht der Dúnedain hervorgehen soll, und wenige Zwerge, doch die Herren sind die Elbenfürsten. Die Gesellschaftsstruktur wird kaum erwähnt, aber man erhält den Eindruck, es handele sich um eine Mischung aus Stammeskultur (ähnlich der Germanen) und sehr früher Feudalgesellschaft. Es scheint keine allgemeinverbindlichen gesellschaftlichen Werte zu geben; dieses mutet etwas postmodern an - daher ist das Setting eher ein Ambiente als ein Milieu.
Es gibt zwar einige magische Elemente - neben den schon erwähnten Völkern der Elben, Orks und Zwerge gibt es magische Gegenstände, wie das Schwarze Schwert Gurthang (welches übrigens keine direkte Verbindung zu Elrics Schwarzen Schwert Sturmbringer aufweist) und den Drachenhelm, der den Träger vor Tod und Verwundung bewahrt, doch diese beeinflussen die Geschichte nur wenig; bedeutender ist der kurze Auftritt des dunklen Feindes Morgoth und seines Dieners, des mächtigen Drachen Glaurung. Dieser ist ein gewaltiger, echsenartiger Wurm, der feuerspeiend und mit giftigem Blute versehen eine große Macht über die Geister der Lebenden besitzt.
Die magischen Elemente erinnern deutlich an den Sagenstoff der Völkerwanderung, bzw. des frühen Mittelalters.
Es treten zwar relativ viele Figuren auf, doch die meisten werden nur knapp skizziert, was deren Handlungen z. T. eigentümlich erscheinen läßt. Alle Figuren haben etwas Archetypisches, was vielfach jedoch nicht weiter störend ist.
Die interessanteste Figur ist sicherlich der im Zentrum stehende Túrin. Als er ein Junge ist, zieht sein Vater Húrin in eine Schlacht gegen Morgoth, nach der ihr Lehen, Dor-lómin, an die Diener des Feindes verloren geht. Um der Sklaverei zu entgehen, flüchtet Túrin sich an den Hof Thingols, wo er zu einem mächtigen Krieger heranwächst. Er ist ein harter, gerechter Mann, aber durchaus zu Mitleid und Gnade fähig. Doch sein Stolz, sein Jähzorn und seine Impulsivität lassen ihn immer wieder Taten begehen, die Unglück über ihn und seine Liebsten bringen.
Andere Figuren sind Mablung, ein gewaltiger Jäger der Elben und Freund Túrins; Saeros, ein Elb, der eifersüchtig auf Túrin ist; Morwen, die stolze und unbeugsame Mutter Túrins; Mim, ein alter Zwerg mit einem Geheimnis und Brandir, der vorsichtige Hauptmann von Brethil, neben vielen weiteren.
Wie in den Sagen und Epen, die für den Plot Pate standen (hier ist besonders die finnische Kalevala und der tragische Held Kullervo zu erwähnen), wird hier hauptsächlich die Lebensgesichte Túrins erzählt, wobei die wichtigen Episoden genau beleuchtet werden und lange Zeiträume, in denen wenig geschieht, zusammenfassend erzählt werden. Außerdem werden bedeutende Ereignisse, die Túrins Leben aber nur indirekt beeinflussen, ebenfalls mit eingeflochten, so wie Húrins Begegnung mit Morgoth und Morwens und Nienors Suche nach Túrin. Auch wenn Túrin ein großer Krieger und ein Fürst der Menschen ist, dessen Ziel die Rache am dunklen Fürsten ist, nehmen Kämpfe und Kriege doch eine eher untergeordnete (aber durchaus wichtige) Position ein. Relevanter ist das Wirken des Schicksals, im Großen wie im Kleinen, und Túrins Reaktionen darauf - Túrins Charakter legt eine Tragödie nahe. Hieraus erwächst auch die Spannung, der Leser fragt nicht, ob Túrin fällt, sondern wie tief er fallen wird. Spannend ist es deshalb, weil Túrin nicht unsympathisch ist, aber in letzter Instanz seines "Glückes" Schmied ist.
Anzumerken ist noch, daß die Geschichte aus dem Band Nachrichten aus Mittelerde entnommen ist. Dieser heißt im Original treffend: Unfinished Tales of Numenor and Middle-earth - zu recht, denn auch diese Geschichte ist nur ein Fragment. Genauer gesagt sind es zwei Fragmente, denn ein gewaltiges Stück in der Mitte fehlt. Die Lücke wird zwar mehr oder weniger durch einen Anhang geschlossen, doch es bleibt ein Fragment.
Erzählt wird die Geschichte aus auktorialer Perspektive, wobei der Erzähler zurückhaltend ist. Der Handlungsaufbau entwickelt sich im Großen und Ganzen dramatisch, auch wenn es episodenhafte Einschübe und Zeitsprünge gibt.
Die Stilhaltung ist zwar empathisch, aber von einer gewissen Kühle geprägt. Die Satzkonstruktionen und die Wortwahl erinnern sehr an Sagen, was gut zu Gesamtkonzept der Geschichte paßt.
(rezensiert von: Theophagos)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Vom Schicksal getrieben versucht der mächtige Krieger Túrin sein Leben zu meistern und gegen den dunklen Feind zu kämpfen; epische Fantasy mit großer Nähe zur frühmittelalterlichen Sage - doch Vorsicht, es ist nur ein Fragment.


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