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-Damit niemand annimmt, ich sei ein Kuckuckskind, das von lüsternem Bauernvolk unehelich gezeugt und in einem schlechten Erntejahr in die Leibeigenschaft verkauft wurde, will ich vorausschicken, dass ich einem der Dreizehn Häuser entstamme und im Nachtpalais selbst großgezogen wurde, auch wenn es mir nicht viel genützt hat.-
Zyklus/Band Die Auserwählte (2)
Autor Jacqueline Carey
Original Kushiel's Dart
Erscheinungsjahr 2001, dt. 2003
Verlag Knaur
ISBN 3-426-70273-8
Subgenre Epik
Seitenzahl 432
Probekapitel -
Worum's geht:
Das Volk der D'Angelines hat das Blut von Engeln in den Adern, das sie mit überirdischer Schönheit ausstattet. Phèdre ist eine von ihnen, geboren in einem der 13 Häuser des Nachtpalais, wo Frauen und Männer im Dienste ihrer Ahnin und Göttin Namaah die Kunst der Liebe zelebrieren. Doch Phèdre hat einen Makel, einen roten Fleck in einem ihrer Augen. Der Adlige Delaunay erkennt darin das Zeichen des Engels Kushiel, und weiß, daß Phèdre eine Anguisette ist - sie erfährt Lust durch Schmerz. Er kauft das Mädchen und bildet sie zusammen mit seinem anderen Schüler in Sprachen, Künsten und Spionage aus, um eine Konkubine zu erhalten, die bei ihren Freiern Staatsgeheimnisse und mehr ausspioniert. Tatsächlich gibt es Verschwörungen, die das ganze Land Terre D'Ange und seine Bewohner in Gefahr bringen, und auch Delaunay ist nicht der, der er zu sein scheint. Phèdre, von ihm selbst ausgebildet, stellt Nachforschungen an, und findet sich alsbald in einem Netz aus Verrat und Intrigen wieder, in dem sie ums nackte Überleben kämpfen muß...

Warum's so gut ist:
Ohne Zweifel ist dieses Buch ein Juwel der modernen Fantasy, aber der erste Band zieht sich sehr lange dahin. So lange, daß man das Buch fast an die Wand klatschen will. Da lernt man alles über Phèdres Aufwachsen, ihre Ausbildung, und vor allem auch ihre besondere Fähigkeit als Konkubine, ohne daß die Handlung in irgendeiner Form voranschreitet. Die Rätsel um Delaunay allein reichen nicht aus, um einen bei der Stange zu halten, und gerade ihre besondere "Fähigkeit" als Anguisette dürfte bei den meisten Lesern eher Perplexität denn Gefallen hervorrufen: Immer wieder gehen Schläge, Peitschen, Schürhaken und ähnliches auf die Heldin nieder - und auch wenn diese Szenen prinzipiell keinen besonders pornographischen Charakter haben, sind sie doch sehr explizit beschrieben.
Trotzdem lohnt sich das Durchbeißen, denn urplötzlich, nach etwa 300 Seiten, wird aus der bisher zwar schön geschriebenen, aber nur vor sich hindümpelnden Geschichte eine Fantasy-Erzählung, die alles hat, was man sich nur wünschen kann: Wunderbar gezeichnete Hauptcharaktere, die in glaubwürdigen Beziehungen zueinander stehen, jede Menge Action, herzzereißende Szenen, und eine sehr schöne Erzählerstimme, nämlich die der trotz ihrer "Absonderlichkeit" sehr liebenswerten Protagonistin, die man ohne mit der Wimper zu zucken als eine der besten weiblichen Figuren der Fantasy bezeichnen kann. Sie erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive lange Zeit, nach dem die Ereignisse stattgefunden haben, und dabei wird etwas zu oft eine Vorwegnahme der Geschehnisse als Stilmittel gewählt, vor allem zu Beginn des Romans.
Angesiedelt ist die Handlung in einem alternativen spätmittelalterlichem Europa, was sich auch an der Karte unschwer erkennen läßt, und gerade die Gesellschaft der D'Angelines ist sehr detailreich ausgearbeitet, vor allem auch die religiösen Aspekte. Phèdres Volk mit seinem untrüglichen Sinn für alle Formen der Schönheit hat durchaus etwas Faszinierendes an sich, außerdem wird hier eine Gesellschaft beschrieben, in die Prostitution komplett integriert und institutionalisiert ist. Was das angeht, ist das Buch durchaus provokant, wobei die besten Szenen immer die nicht-horizontalen sind, und die Geschichte nicht halb so kitschig ist, wie man sich vielleicht vorstellen mag. Magie im eigentlichen Sinne spielt hier keine Rolle, aber für jeden Fantasy-Fan, dem der Sinn nach etwas Neuem steht, lohnt sich das Buch - und das durchhalten in den ersten Kapiteln.
(rezensiert von: mistkaeferl)

zur Übersetzung: Night Court = Nachpalais? -Naja, mit der Übersetzung hat man so einiges, nicht zuletzt das unpassende Titelbild, versüßlicht. Außerdem wird durch die Aufteilung in 3 Bände der erste, der den langweiligeren Teil der Geschichte beeinhaltet, nicht unbedingt zum weiterlesen animieren. (übersetzt von Ann Lecker)

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Fazit: Wenn man sich durch die ersten 300 Seiten beißt, wird man mit absolut erstklassiger Fantasy belohnt.


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