SCHICKSALHAFTE BEGEGNUNG IN LANKHMAR

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1 Rezension
-Lautlos wie Gespenster schlichen der große und der dicke Dieb an dem toten, mit einer Schlinge erwürgten Wachleoparden vorbei, zur aufgebrochenen Tür von Jengao dem Edelsteinhändler hinaus und weiter auf der Monetenmeile nach Osten durch den dünnen, schwarzen Nachtdunst von Lankhmar, der Stadt des vieltausendfachen Rauchs.-
Zyklus/Band Fafhrd und der Graue Mausling (in: Der unheilige Gral)
Autor Fritz Leiber
Original Ill Met in Lankhmar
Erscheinungsjahr 1970; dt. 2004
Verlag - (s. Anthologie)
ISBN - (s. Anthologie)
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 60
Probekapitel -
Worum's geht:
Zufälligerweise überfallen Fafhrd und der Graue Mausling dasselbe Diebespaar. Schnell stellen die beiden fest, daß sie viel gemeinsam haben und man beschließt, den erfolgreichen Raubzug ein wenig zu feiern. Aber während die Männer (in der Kneipe unter sich beim Weinnachschub holen) feststellen, daß der Rachefeldzug, den Vlana, die Freundin Fafhrds, gegen die Diebesgilde plant, töricht ist, müssen sie sich von Ivrian, der Freundin des Mauslings, Feigheit vorwerfen lassen. Das ist zuviel für den Barbaren Fafhrd: Er schwört Vlana das blutige Haupt Krovas' zu Füßen zu legen...
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Die Geschichte findet zur Gänze im Nabel der Welt Nehwon, der Metropole Lankhmar, statt. Die Stadt ist verkommen und schmutzig - es heißt, daß die Togen der Bürger einst weiß waren, doch aufgrund der rußigen Luft ständig gewaschen werden mußten - bis ein Magistrat das Tragen von schwarzen Togen befahl. Nominell herrscht zwar Karstak Ovartamortes über die Monetenmeile, Hurenstieg, Pesthof und all die anderen Straßen (und weite Teile der Welt), doch inoffiziell hält die mächtige Diebesgilde die Zügel straff in den Händen - an allen wichtigen Positionen sind bestochene oder erpreßbare Männer der Gilde - und sollte das nicht reichen, kann man immer noch auf die Mordbuben der Meuchlerbruderschaft zurückgreifen. Lankhmar ist eine Stadt, in der Korruption, Zügellosigkeit und Gewalt an der Tagesordnung sind. Auch wenn anderes im Vordergrund steht, kommt doch zuweilen ein Gefühl von Urbanität auf.
Die magischen Elemente - die Zauber, die der Magier Hristomilo wirkt - sind zwar sehr relevant für den Plot und auch effektvoll geschildert, dominieren aber dennoch die Geschichte nicht. Daneben treten einige halbkomische - halbschauderhafte Fabelwesen auf. Die magischen Elemente weiß Leiber geschickt einzusetzen.
Es gibt eine Reihe von Figuren, Fafhrd und der Graue Mausling stehen aber im Mittelpunkt. Fafhrd ist ein fast sieben Fuß großer, heller Schneebarbar mit beeindruckenden Muskeln. Der Graue Mausling dagegen ist dunkel und von knabenhafter Gestalt; wiewohl er flink mit der Zunge, dem Geist und dem Körper ist, steht ihm Fafhrd nicht viel nach. Beide sind hervorragende Schwertkämpfer und Spitzbuben - Wein und schnellem Reichtum nicht abgeneigt. Sie sind aber auch nicht ohne Fehler - der Mausling neigt dazu, sich und seine Pläne zu überschätzen und Fafhrd tötet im Zorn schon mal ein wehrloses Opfer - es tut ihm hinterher aber auch Leid...
Vlana und Ivrian treten nur kurz auf, aber aus den interessanten Figuren der vorigen Geschichte werden bloße Randfiguren, die einen Plotpunkt liefern. Der Antagonist ist der Magier Hristomilo, aber außer, daß er für die Diebesgilde arbeitet, erfährt man nicht viel über ihn. Er scheint allerdings Spaß an seiner mörderischen Arbeit zu haben. Daneben begegnet der Leser einigen schurkischen Dieben, mißtrauischen Bettlern und dem Chef der Gilde Krovas. Eine bunte Palette wilder Schurken. Wer tiefschürfende psychologisierte Charaktere sucht, wird diese nicht finden, aber keine der Figuren wirkt inkonsequent, obschon alle überzeichnet sind. Zuweilen wirken die Figuren wie Helden, die sich selbst parodieren.
Auch wenn diese Geschichte in erster Linie das Zusammenfinden der zwei Hauptfiguren thematisiert, hat sie mehr zu bieten; sie ist eine leichte, schnelle Abenteuergeschichte, motiviert durch viele Ziele und Ideale: Vlana will ihre Rache an der Diebesgilde, Ivrian ist romantisch, Fafhrd und der Graue Mausling sind Prahlhänse, die sich keine Feigheit vorwerfen lassen - und außerdem sind sie besoffen. Die Gilde will ihr "rechtmäßiges Eigentum" zurück. Um dieses zu erreichen fechten, saufen und debattieren sie, sie verkleiden sich und bluffen sich durch - so nimmt die Geschichte auch Züge eines Schelmenromans an; auch der aufschneiderische Stil trägt dazu bei.
Man merkt der Geschichte an, daß der Autor etwas vom Fechten versteht - aber weiß auch jeder Leser, was eine Parade im Quart bedeutet? Eine weniger exakte, dafür plastischere Beschreibung wäre wünschenswert. Der Plot steht in dieser Geschichte nicht im Vordergrund, wollen die beiden Helden doch eigentlich nicht so recht. Entsprechend ist die Geschichte auch eher interessant-amüsant, denn spannend - Langeweile kommt aber keineswegs auf.
Ähnlich Cabells Stil springt Leiber von flapsigen, ironischen Beschreibungen zu überdrehten, geschraubten Ausführungen (gerade vom Mausling) - sieht man von den exakten Beschreibungen der Schwertkämpfe ab, lesen sich die Actionsequenzen angenehm flüssig. Die sprechenden Namen und manche Anachronismen lassen Pratchett ähnlich wie Leiber klingen, gerade, wenn sie die finsteren Seiten ihrer Metropolen beschreiben.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
-
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Die frischgebackenen Kameraden lassen sich im Suff zur Rache an der Diebesgilde bewegen; trotz der dunkleren Grundstimmung der Urban Fantasy ist es Sword & Sorcery voller Humor.


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