DIE SCHNEEFRAUEN

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 4 von 5
1 Rezension
-In Kalteneck führten die Frauen des Schneeklans im Mittwinter einen kalten Krieg mit den Männern.-
Zyklus/Band Fafhrd und der Graue Mausling (in: Der unheilige Gral)
Autor Fritz Leiber
Original The Snow Women
Erscheinungsjahr 1970; dt. 2004 (1972 als: Die Schneefrauen, in: Schwerter und Teufelei)
Verlag - (s. Anthologie)
ISBN - (s. Anthologie)
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 66
Probekapitel -
Worum's geht:
Einmal im Jahr kommen Händler aus dem Süden nach Kalteneck, dem Lagerplatz des Schneeklans. Mit ihnen kommt die Theatertruppe, was jedesmal zu großen Spannungen zwischen den Frauen und den Männern im Klan führt. Dieses Jahr ist die aufregende Vlana dabei. Sie wird zum Mittelpunkt allerlei unterschiedlicher Interessen. Einmal gelingt es dem jungen Fafhrd nur knapp, sie vor einer kräftigen Abreibung durch die Schneefrauen zu bewahren, aber es droht ein noch schlimmeres Schicksal...
Bibibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte trägt sich in Kalteneck und seiner näheren Umgebung im kalten Norden der Welt Nehwon zu. Es ist Winter und entsprechend verscheit - und Schnee spielt in dieser Geschichte eine große Rolle. Der Schneeklan ist eine barbarische Gesellschaft, deren wichtigste Einnahmequelle die gelegentlichen Überfälle im Süden zu sein scheinen, aber die Männer gehen auch jagen. Die ganze Gesellschaft droht durch ihre Bräuche in eine Starre zu verfallen, die Beziehungen der Mitglieder sind sehr formalisiert. Die Männer werden in vielen Dingen von den Frauen beherrscht - verhält sich ein Mann unerwünscht, lauern die Frauen ihm auf und bewerfen ihn mit Schneebällen - gefrorenen. In ganz üblen Fällen nutzen sie ihre Schneezauber und lassen die Lenden des Mannes abkühlen oder dergleichen. Zur Aufführung der Theatertruppe mit den schönen Tänzerinnen aber gewähren die Männer - das ist so Sitte - den Frauen keinen Zutritt. Die Kultur der Schneebarbaren erinnert in Teilen an die der Wikinger, enthält aber auch viele originelle und eigenwillige Elemente; der Einfluß, den sie auf den Plot hat, ist durchaus nicht gering. Die Theatertruppe besteht aus Mingols, ein Steppenvolk, das an die Mongolen erinnert. Deren Kultur wird aber nur wenig vorgestellt und spielt auch keine große Rolle.
Das magische Element ist die Hexerei der Schneefrauen - aber wieviel bloßer Aberglaube ist und wieviel echte Magie, bleibt unklar. Sehr hübsch läßt Leiber bekannte Schadenszauber mittels Schnee und Eis wirken. Außerdem gibt es noch ein paar Fabelwesen wie pelzige Schneeschlangen, die aber nur Beiwerk sind.
Figuren treten gleich einige auf, doch von ihnen ist Fafhrd der wichtigste. Er ist mit 18 Sommern immer noch ein Jüngling, relativ lange schon in den Augen des Stammes. Er schläft noch im Zelt seiner Mütter und trägt wie alle Frauen weiß - die Männer tragen dunkle Farben, aber Fafhrd ist in dieser Beziehung konservativ. Er ist fast sieben Fuß groß und nicht schmächtig, dennoch will er ein Skalde und kein Krieger werden - daher spricht er auch mit hoher Tenorstimme. Die starren Bräuche des Stammes drohen ihn zu ersticken, Rettung erhofft er sich von der Zivilisation. Doch auch Frauen sind für ihn wichtig: Seine Mutter Mor, seine Freundin Mara und die Schauspielerin Vlana - er wird sich entscheiden müssen.
Mor ist eine kalte und herrschsüchtige Frau, sie ist eine große Hexe und hat auf die eine oder andere Art Fafhrds Vater in den Tod getrieben, da er sich ihren Willen nicht unterordnen wollte. Und Fafhrd scheint den Fußstapfen seines Vaters folgen zu wollen. Mara ist eine junge und schöne Schneebarbarin, sie ist die angehende Mutter von Fafhrds Kind. Auch sie würde gerne Fafhrd besitzen, aber sie ist schwach - sie kann sich gegen Mor nicht durchsetzen und benötigt die Hilfe ihrer Brüder, um Fafhrd ihr Mißfallen zu verdeutlichen; außerdem liebt sie Fafhrd. Vlana ist eine knapp vierzigjährige Frau aus dem Süden, sie hat in Lankhmar als Diebin gelebt und kennt allerlei Schliche. Fafhrd ist jung, kräftig und attraktiv - aber reicht das für ihre Zwecke? Dazu kommen noch ein Haufen schneeballwerfende Frauen, einige grobe Schneebarbaren, listige Händler und Tänzerinnen von lockerer Moral - eine bunte Schar. Auch wenn die Figuren zunächst recht klischeehaft wirken, entdeckt man bei näheren Hinsehen eine gewisse Vielschichtigkeit. Keine der Figuren ist leicht einzuschätzen und alle von mehr als einem Ziel motiviert.
Es ist eine sehr ungewöhnliche Sword & Sorcery-Geschichte, denn es geht um sehr gefühlskalte und zweckmäßige Liebe, um familiäre Beziehungen und gesellschaftliche Zwänge. Es geht auch um Macht, Menschenhandel und Rache. Instrumente für diese so unterschiedlichen Motivationen sind tüchtige Abreibungen, natürlich Schwerter und Dolche, aber auch Schneezauber, Schmeicheleien und harte Worte. Es ist eine sehr vielfältige und abwechslungsreiche Abenteuergeschichte, die zwischen komischen Situationen - wie Frauengruppen, die betrunkenen Männern mit Schneebällen auflauern - und tragischen Situationen - wie Fafhrd, der von Zorn und Verzweiflung zu zerstörerischen und selbstmörderischen Taten getrieben wird - schwankt.
Auch Leibers Stil ist ungewöhnlich. Seine Sätze sind kurz, zum Teil sogar auffallend kurz, so daß sie den Lesefluß unterbrechen - was natürlich beabsichtig ist. Es gelingt ihm, seinen Stil der Situation anzupassen, denn ähnlich wie Cabell - aber bei weitem nicht so exzessiv wie dieser - sind die Gespräche in einem für die Situation natürlichen Tonfall, während zusammenfassende Beschreibungen in einem flapsigen, ironischen Tonfall daher kommen können, und in Actionszenen die Sätze deutlich flüssiger werden.
(rezensiert von: Theophagos)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
-
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

 

Fazit: Der junge Barbar Fafhrd betritt mit dieser turbulenten Abenteuerkomödie mit tragischen Elementen die Bühne Nehwons - humorvolle, ironische Sword & Sorcery.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum