THE STORY OF THE STONE
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1 Stern = übel
Wertung: 5 von 5
1 Rezension
Zyklus/Band Master Li (2)
Autor Barry Hughart
Übersetzung Der Stein des Himmels
Erscheinungsjahr 1990
Verlag Corgi
ISBN 0-552-13400-7
Subgenre Märchen
Seitenzahl 272
Probekapitel -
Worum's geht:
Meister Li hat seinen früheren Kunden Nummer Zehn der Ochse inzwischen zu seinem Gehilfen gemacht, und so berichtet dieser über einen weiteren Fall des Gelehrten mit dem kleinen Charakterfehler, den Meister Li zum Glück übernehmen kann, kurz bevor er vor Langeweile das Zeitliche segnet: In einem idyllischen, abgelegenen Kloster geschieht ein Mord, und die Bauern der Gegend haben tanzende Mönche im Mondschein beobachtet - was für sie ein Zeichen für die Rückkehr des einstigen grausamen Herrschers des Tals ist - des Lachenden Prinzen. Dieser für seine Experimente mit Menschen bekannte Unhold ist allerdings schon seit mehreren Jahrhunderten tot, und Meister Li glaubt nicht an solch übernatürlichen Unfug - bis er feststellt, daß sowohl die Leiche des Prinzen als auch ein besonderer Stein, den dieser verehrt hat, aus dem Grab verschwunden sind...
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Auch der zweite Band von Meister Li ist so eine Art Kriminalgeschichte. Keine wirkliche. Ist ja auch unmöglich, wenn ständig himmlische Kräfte mitbeteiligt sind, die kein Normalsterblicher je verstehen wird. So braucht sich der Leser auch erst gar nicht auf jenen Wettlauf einzulassen, wer denn nun als erster den Fall lösen wird. Der Leser oder der Kommissar. Bei Master Li ist der Leser selbst dann chancenlos, wenn der Alte in seinen Überlegungen feststeckt.
Selbst der Chronist weiß nicht, wo diese Kriminalgeschichte beginnt, weiß nicht, ob sie überhaupt ein Ende hat, und wenn er es wüsste, dann würde er dieses Ende nicht verstehen. Und würde ihm jemand das Ende erklären, hülfe ihm das auch nicht, weil er den Anfang nicht versteht. Der Chronist ist Nummer Zehn, der Ochse, ein junger Mann, zehnter Sohn eines Vaters, stark wie besagtes Rindvieh, gut aussehend, reinen Herzens und vom Klienten zum Mitarbeiter von Meister Li aufgestiegen.
Ein Rezensent ist da in einer besseren Position. Für ihn beginnt die Geschichte mit einem grässlichen Mord, was nicht ungewöhnlich ist, übernatürlichen Phänomenen, die 750 Jahre in die Vergangenheit deuten und nur durch Geister erklärbar sind, was typisch für Fälle ist, in denen Meister Li verwickelt ist, und mit dem Rest eines Schriftstückes von überirdischer Ästhetik und doch plump gefälscht. Auch typisch, aber nicht für Meister Li, sondern für das alte China, das es nie gab, die chinesische Sprache und das chinesische Denken, das Doppelbödigkeit liebt und alles in großen Zusammenhängen erfasst. Oder so ähnlich.
Die Geschichte entwickelt gleich am Anfang ein atemberaubendes Tempo, weil der Autor das, was in einem normalen Fantasy-Roman für die gewünschte Aufregung sorgt, wie lang geplante Intrigen oder gewalttätige Auseinandersetzungen, hier in kurzen Schlussfolgerungen abgehandelt wird. Ein halbes Leben krimineller Karriereplanung, die mit einem Überraschungscoup enden soll, wird auf weniger als einer Seite in kürzester Form berichtet. Das fragt man sich unwillkürlich, was denn da dem Autor noch übrig bleibt zu schreiben.
Das zweite Buch über Meister Li ist wie das erste und doch anders. Im ersten Band entwickelt sich aus einem kleinen Rätsel eine Geschichte, die in einen Kriminalfall mündet und mit einer Lösung endet, in der selbst die Götter verwickelt sind. Beinahe anmutig bewegt sich dort die Geschichte von einem Tanzschritt zum nächsten.
Ganz anders im zweiten Band. Die Bedeutung und Mächtigkeit des Kriminalfalles, Verwickelung der Götter inklusive, wird bereits ganz am Anfang deutlich und gibt der Geschichte Wucht und Beschleunigung. Kein Tanz, sondern die rollenden Räder eines Streitwagens, keine leichten Sprünge von einem Ort an den anderen, sondern ein Weg, der mit schweren Gedankenschritten begangen wird. Das zweite Buch ist von vorn bis hinten durchgeplant und lässt wenig Raum für Zufälligkeiten. Nicht dass es viele dieser Zufälligkeiten im ersten Band gegeben hätte, aber manche Szene wirkt dort eben so.
Die Grundstimmung eines fantastischen und bizarren alten Chinas, die den Charme des ersten Bandes ausgemacht hat ist im zweiten Band erhalten geblieben. Wie der Mann beweist, der die Welt von außen sieht und deshalb jeden Morgen zu seinen Hähnen geht, um mit ihnen zusammen der Sonne zu befehlen, schleunigst aufzugehen. Und immer noch werden die größten Grausamkeiten wie Nebensächlichkeiten erwähnt. Nebensächlich sind sie auch für die Geschichte, und ihre Ausmalung wird ganz und gar nicht benötigt, um einem schwachen Plot Leben einzuhauchen, wie es so mancher Autor nötig hat.
Und doch kommt die Geschichte nicht immer so richtig weg vom Fleck. Schuld daran sind Meister Lis Gedankengänge, an denen der Leser teilhaben darf. Sie mögen amüsant sein, bremsen aber das Tempo. Da hilft es auch nicht, dass sie meist in Dialogen verpackt sind.
Daneben gibt es fantastische Episoden mit einer ganz eigenen Form von Humor. Dazu gehört beispielsweise der Marsch durch die zehn Höllen, wo erst ein homosexuelles Selbstopfer eines von den Göttern Auserwählten den gefährlichsten Dämon zu einem harmlosen Schmuser entschärft. Dazu gehört auch der Tanz mit den Toten. Oder sind es Untote?
Anderes ist nicht ganz so gut gelungen. Die Schmähreden gegen die Neokonfuzianer schlagen zwar jedes Gemeckere über heutige Bürokraten, aber ihre Funktion wird in dem ganzen Buch nie so ganz deutlich.
Das Ende ist wie immer. Die Geschwindigkeit nimmt zu, der Wirbelsturm beginnt zu wirbeln, heraus fliegen alle Beteiligten, und die Lösung des Falles liegt wie üblich bei den Göttern. Meister Li ist unzufrieden, weil er alles hätte viel früher erkennen müssen, Nummer Zehn, der Ochse, leidet still vor sich hin, Klassik schlägt Neoklassik, und der einzige Zufriedene in dem ganzen Durcheinander ist der Leser.
In allen Kategorien gibt es deshalb fünf Sterne.
(rezensiert von: boosterpacks)
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