EIGHT SKILLED GENTLEMEN
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Wertung: 5 von 5
1 Rezension
Zyklus/Band Master Li (3)
Autor Barry Hughart
Übersetzung Die Insel der Mandarine
Erscheinungsjahr 1991
Verlag Doubleday
ISBN 0-385-41710-1
Subgenre Märchen
Seitenzahl 255
Probekapitel -
Worum's geht:
Meister Li und Nummer Zehn der Ochse stolpern von einem Fall in den nächsten: Gerade, als sie der Hinrichtung eines von ihnen gefaßten Schurken beiwohnen, stolpert ein scheußliches Monster - ein Leichenfresser - in die versammelte Menge.
Bald schon stellt sich heraus, daß das Opfer des Monsters ein angesehener Mandarin war. Und so verschlägt es Meister Li und seinen Gehilfen in die Verbotene Stadt, wo sie versuchen, in der verschwiegenen Gemeinschaft der Mandarine auf Wahrheiten zu stoßen. Endlich finden sie einen Zeugen, der allerdings nur senile Wahnvorstellungen auf Lager zu haben scheint. Doch Meister Li würde keinen Fall annehmen, hinter dem nicht mehr steckt...
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Die dritte Geschichte über Meister Li beginnt mit einem Paukenschlag oder besser gesagt mit jenem infernalischen Getöse und Geplärre, das immer dann einsetzt, wenn Händler verschiedener Coleur ihre Waren auf einem jener Straßenfeste anbieten, die unweigerlich die öffentlichen Hinrichtungen begleiten, auf denen des Teufels Hand mit untrüglicher Sicherheit die Henkersklinge schwingt.
Die hier beschriebene Hinrichtung ist etwas ganz besonderes. Nicht nur dass der Delinquent Meister Li das Leben so schwer gemacht hat, dass dieser freiwillig das Amt des öffentlichen Anklägers übernimmt. Nein, heute war auch der ewige Rekord einer früheren Teufelshand in Gefahr. Eintausendundsiebzig Hinrichtungen, bei denen der Hals glatt durchtrennt wurde. Kein Wunder, dass die vom Glücksspiel besessenen Chinesen im Wettfieber sind. Und auch kein Wunder, dass alles wieder einmal ganz anders kommt, weil der Zufall, höhere Mächte und dieses Mal auch das Volk, das vor den Chinesen das Land besiedelte, immer noch mit je einem Finger in der Gegenwart herumrühren. Und außerdem wird der Delinquent später noch einmal dringend gebraucht.
In den hier beschriebenen Kriminalfall werden Mandarine, Chinas höchste Würdenträger, gemeuchelt. Die Täter stehen schnell fest. Acht Schamanen der Aborigines, die später zu niederen Dämonengottheiten wurden. Die Suche nach den Tätern spielt in Hugharts Romanen immer nur eine untergeordnete Rolle. In so fern handelt es sich auch dieses Mal kaum um eine wirkliche Kriminalgeschichte. Wirklich interessant sind die Umstände, unter denen die Täter morden, die Motive oder Zwänge und natürlich die anfangs immer unbekannten Randbedingungen aus dem unerklärlichen Wechselspiel von Himmel und Erde.
Die Geschichten von Meister Li sind alle linear erzählt. Damit die Spannung erhalten bleibt, müssen die Gedanken daher einen Purzelbaum nach dem anderen schlagen, und das tun sie auch.
Gewöhnungsbedürftig sind in diesem dritten Band Einschübe, die ein merkwürdiges Eigenleben bekommen, wie die Geistervertreibung einer Kranken, die Aufführung eines Theaterstückes durch einen Marionettenspieler oder schlichtweg ein Strom von Erinnerungen aus der Vergangenheit. Das mag nicht jeder Leser, und dieser Kunstgriff kann nur gelingen, wenn diese Ausflüge wahre Kostbarkeiten sind. Das sind sie wohl nicht immer ganz, aber immer noch schön genug, um sie zu genießen, zu verzeihen oder einfach hinzunehmen. Das ist letztlich Geschmackssache, denn diese kleinen Kunstwerke in sich unterbrechen in jedem Fall den Handlungsfluss und sind daher für denjenigen, der sie nicht genießen kann, ein Ärgernis. Auch kurze Erklärungen an den barbarischen Leser wirken eher wie selbst auferlegte Bremsen. Als wenn dieser Roman überhaupt irgendwelche rationalen Erklärungen benötigte.
Hughart ist ein scharfer Beobachter menschlicher Alltagsszenen, die er genial in wenigen Strichen aufblitzen lässt und deren spitzer Humor dem eiligen Leser womöglich verloren geht. Wenn der Meister im Bürzelpieksen von Gänsen sich darüber empört, mit den Federfärbern auf eine Stufe gestellt zu werden, um sich dann aber darüber zu mokieren, dass ein Platz in deren Gilde nur durch Erbrecht gewonnen werden kann, dann ist die Verbindung vom alten China, das es nie gab, zum heutigen Leben, das es schon immer gab, endgültig hergestellt. Dabei ist die Sozialkritik immer nur Begleitwerk, nicht das eigentlich Anliegen des Autors. Das bleibt dem Leser ohnehin verborgen, denn dieser macht sich ein Vergnügen daraus, die gängigen Prioritäten auf den Kopf zu stellen.
Die schlimmsten Grausamkeiten werden in einem Nebensatz abgehandelt oder wissenschaftlich kühl diskutiert und Nichtigkeiten ausgewalzt. Das Opfer ist interessanter als der Täter, und der Leser weiß nie so recht, aber immerhin doch immer ein wenig, was wichtig und was unwichtig ist. Den großen Durchblick hat einzig und allein Meister Li.
Bis es dann zum großen Showdown kommt. Einem Rennen zwischen zwei Rudermannschaften, das in der Vergangenheit schon oft stattgefunden haben musste, denn die Beteiligten sind wohl trainiert. Allerdings geht es nicht um Oxford gegen Cambridge, sondern um Yin gegen Yang, eine Pointe in sich, da diese beiden ungleichen Brüder ständig miteinander rangeln, es aber unter ihnen nie einen Sieger geben kann.
Am Ende siegt Meister Li, die Toten besteigen die Barke, und Nummer Zehn, der Ochse, plaudert noch ein wenig belangloses Zeug mit seinen verstorbenen Eltern und wird anschließend auch einigen toten, alten Freunden von Meister Li vorgestellt. Wer dabei noch lebt und wer schon tot ist, das ist dabei eine völlig belanglose Frage bei dieser schönen Abschiedsparty.
Fünf Sterne in allen Kategorien, aber als Leseempfehlung wirklich nur etwas für Liebhaber.
(rezensiert von: boosterpacks)
Wertung
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